1. MZ.de
  2. >
  3. Lokal
  4. >
  5. Nachrichten Quedlinburg
  6. >
  7. Quedlinburg: Quedlinburg: Älter geht es nicht

Quedlinburg Quedlinburg: Älter geht es nicht

Von GERD ALPERMANN 02.03.2012, 16:49

Quedlinburg/MZ. - Der Confessio genannte abgerundete Raum liegt etwa 1,5 Meter tiefer und könnte eine Art frühere Krypta des Erinnerns an das erste deutsche Königspaar gewesen sein.

Pfarrer Ekkehard Steinhäuser, geistiger Vorstand der Domschätze in Halberstadt und Quedlinburg, verweist darauf, wie dünn die Informationen aus der Zeit vor 1 000 Jahren sind. Die Confessio, was soviel wie "ich bekenne" heißt, lässt mehrere Deutungen zu: Bekennen zum König, Bekennen zur Heiligen Mathilde, Bekennen zu Gott.

Mit den jetzt vorgesehenen Arbeiten soll auch wieder ein Stück neue Erkenntnis darüber gewonnen werden. "Das ist spannend", sagt der Kustos der Domschätze beider Städte, Thomas Labusiak. "Älter geht es nicht", verweist er mit begeistertem Blick auf den Ort, wo in Quedlinburg auf dem Burgberg wohl alles begann. Spannend ist es auch deshalb, weil vieles in den Jahren übermalt oder mit Schlemme überzogen wurde. Die Confessio kam erst im 19. Jahrhundert wieder zum Vorschein. Vorher war sie zugeschüttet und -gemauert worden. Wozu die Säulen und Nischen einst dienten, ist unbekannt, welche Farb- und Schlemm-Schichten sich darauf befinden, auch. In die Nischen könnten Reliquien zu Festtagen gestellt worden sein. Ob das stimmt, weiß bisher keiner. Quellen aus dieser frühen Zeit sind nicht vorhanden.

Neben den Grablegungen hat sich eine Treppe befunden, die in die Confessio führte. Dies ist deutlich zu erkennen. In der leeren Grabkammer Heinrichs befindet sich ein Holzfußboden, darunter ein mehrere Meter tiefer Schacht. Wozu er angelegt wurde, ist wiederum nicht bekannt, erklärt der Domkustos. Die Confessio soll nun analysiert und entsprechend konserviert werden. Mitarbeiter des Landesamtes für Denkmalpflege und Restauratoren werden sich bis Jahresende damit befassen. Dann muss das Geld verbraucht sein. Es stehen dafür Mittel des Bundes zur Verfügung.

Auch an der Nikolaikapelle unter dem rechten Seitenschiff der Stiftskirche müssen noch weitere Arbeiten zum Erhalt ausgeführt werden. Bei diesem Raum könnte es sich um eine Wegekapelle gehandelt haben, erklärt Pfarrer Steinhäuser. Von der Wipertikirche hinauf zur Grablegung sei auch die Möglichkeit einer Bußkapelle gegeben. Im vergangenen Jahr standen für die Nikolaikapelle und die Krypta rund 3 000 Euro zur Verfügung. Sie stammten aus dem Verkauf von Eintrittskarten für die Domschatzbesichtigung, hebt Ekkehard Steinhäuser hervor.

Ein weiteres Vorhaben in diesem Jahr ist die Analyse und Konservierung von Wandmalereien an der Ostwand des südlichen Seitenschiffes der Stiftskirche. Die aus der Spätromanik, wahrscheinlich 13. Jahrhundert, stammenden Malereien sind die einzigen noch erhaltenen bildlichen Darstellungen im großen Kirchenraum. Sie lassen aber die Vermutung zu, dass die Kirche einst bunt ausgemalt war, sagt Kunsthistoriker Labusiak. Zu erkennen sind noch einige Figuren sowie Stuckreste, die auf dreidimensionale Darstellungen hinweisen. Auch mit diesen Arbeiten wird das Wissen um die Entwicklung der Stiftskirche vertieft.

Und es werden Voraussetzungen geschaffen, dass auch in 100 Jahren noch Besucher diese Malereien bewundern können, betont Pfarrer Steinhäuser. Wichtig für den Erhalt der Ausmalungen auch an der Kryptadecke ist eine Beobachtung des Raumklimas. Diese wird durch eine Fachfirma überwacht. Eine gewisse Luftzirkulation sei gut, eine erhöhte Luftfeuchtigkeit aber schädlich. Doch es geht zugleich um Erfahrungswerte.

Nach der Restaurierung der Deckenmalerei in der Krypta war die Personenzahl, die sich dort aufhalten darf, zunächst beschränkt worden. Da es keine Vergleichswerte gab, wurde später beschlossen, die Zahlen zu erhöhen, erklärt Pfarrer Steinhäuser. Das Ergebnis sei positiv gewesen. Es habe keine negativen Veränderungen an den Wänden und der Decke gegeben. Trotzdem werde die Krypta angesichts der wertvollen Malereien nur zu Führungen geöffnet. "Wir wollen dabei auch immer vermitteln, dass dies ein lithurgischer Raum ist", betont der Pfarrer.