Psychologin ist im Fußball-Fieber
Quedlinburg/MZ. - Die Sportbegeisterung hatte sie schon als kleines Kind gepackt - als die Quedlinburgerin mit drei Jahren nach Ermsleben kam, wohnte sie neben dem Sportplatz. "Da war das ein Gang." Ihr Stiefvater war Fußball-Schiedsrichter und so dauerte es nicht lange, bis sie das erste Mal selbst kickte. Später in Quedlinburg trieb sie vor allem die Leichtathletik auf den Sportplatz und nach dem Training wurde Fußball gespielt. Beim Psychologie-Studium in Jena war es wieder das Fußballspiel, das sie auf den Sportplatz zog. "Ich brauche nur einen Ball zu sehen", beschreibt sie die elektrisierende Faszination des Leders, die sie zu dem Ganzkörpertraining treibt.
Letzte DDR-Meisterin
Mit dem USV Jena wurde Elisabeth Hoffmeister 1991 sogar letzte Fußball-DDR-Meisterin. Nach fünf Jahren in Jena wieder in Quedlinburg suchte sie sich eine Frauenfußballmannschaft, die sie schließlich in Hedersleben fand. Schon damals war sie eine der Ältesten zwischen den Teenagern, die von Burghard Nelius seit 1993 trainiert wurden und bis heute noch trainiert werden. Während der Frauenfußball in den Dörfern im Kreis an Beliebtheit gewann, gab es in Quedlinburg keine Mannschaft. Elisabeth Hoffmann versuchte deshalb, vor zehn Jahren eine Mannschaft in der Kreisstadt aufzubauen. Doch als sie in Braunschweig eine psychotherapeutische Ausbildung aufnahm, fehlte die Zeit, die Mädchen zu trainieren. "Außerdem spiele ich selber viel zu gerne, als dass ich am Rand stehe."
Egal ob es regnet, stürmt oder schneit - als Fußballerin muss sie ihren Mann stehen. "Es ist ein harter Sport, der vollen Körpereinsatz erfordert", meint die seit 2000 selbständige Psychologin. Doch im Spiel kennt sie keinen Schmerz. "Auf dem Platz bin ich wie unter Drogen." Die blauen Flecke sieht sie erst am nächsten Tag. Mit ihren 52 Kilogramm ist die 1,65 Meter kleine Fußballerin ein Leichtgewicht mit wenig Chancen, gegen manche "Wuchtbrumme". Bis vor kurzem blieb Elisabeth Hoffmeister trotzdem von Verletzungen verschont. Doch dann kam ein Kapselbruch im Zeigefinger, kurz vor Weihnachten dann bei einem Zweikampf in der Luft ein Jochbogenbruch. "Mit dem Matschgesicht habe ich auch noch zwei Tore, darunter ein Kopfballtor gemacht", erinnert sie sich an das denkwürdige Spiel. Kaum verheilt freuten sich die Ärzte im Februar erneut über Besuch - die Fußballerin brach sich beim Spiel ein paar Rippen.
"Die ganze Familie fragt schon, wie lange noch, doch ich kann mir nicht vorstellen, aufhören. Fußball ist für mich das geilste." Ihr Freund kann mit Fußball nicht viel anfangen, doch Frauenfußball findet er toll, sagt Elisabeth Hoffmeister. Dafür sei er ein guter Schwimmer und "der beste Gitarrist Deutschlands", schwärmt sie. Kinder hat das Paar nicht: Doch immerhin: "Eine Fußballmannschaft wollen wir noch".
Endspiel am Sonntag
"Lisbeth ist unwahrscheinlich fleißig, beweglich und will jedes Spiel gewinnen", sagt Trainer Burghard Nelius über sie. "Für ihre Mitspielerinnen ist sie ein Vorbild." Ihre goldenen Zeiten als Fußballerin seien inzwischen allerdings vorbei, weiß sie selbst. Elisabeth Hoffmeister fühlt sich im Mittelfeld ganz gut aufgehoben. "Ich bereite Tore vor und laufe mir die Hacken ab. Die Torschüsse gehen meist straff darüber oder daneben", beklagt sie das ausgegangene Zielwasser. Trotzdem möchte sie mit ihrer Mannschaft am Sonntag um 14 Uhr im Endspiel gegen Thale auf dem Moorberg Harzpokalsiegerin werden. Schon im vergangenen Jahr hatten sie den Titel errungen. Am Abend wird dann groß bei ihr gefeiert. Natürlich vor dem Fernseher. Schließlich läuft dann das WM-Endspiel. Das passende Outfit hat sie schon. Und sogar der WM-Ball liegt für die Party bereit.