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Pleite im Schachdorf Ströbeck Pleite im Schachdorf Ströbeck: Wie geht es weiter mit "Hallstrom"?

Von UWE KRAUS 27.08.2014, 17:25
Beim Spatenstich vor einem Jahr war mit Wirtschaftsminister Hartmut Möllring, dem (damaligen) Vize-Landrat Martin Skiebe und Oberbürgermeister Andreas Henke viel Prominenz anwesend.
Beim Spatenstich vor einem Jahr war mit Wirtschaftsminister Hartmut Möllring, dem (damaligen) Vize-Landrat Martin Skiebe und Oberbürgermeister Andreas Henke viel Prominenz anwesend. Archiv/Chris wohlfeld Lizenz

SCHACHDORF STRÖBECK - Als Architekt Peter Hämel vor einem Jahr Wert darauf legte, dass im Businesspark Harz im Schachdorf Ströbeck alle Baumaterialien von Stahl über Papier bis Keramik „recyclebar“ seien und klimagerecht gebaut werde, warf Sachsen-Anhalts Wissenschafts- und Wirtschaftsminister Hartmut Möllring (CDU) launig ein: „Ich wünsche dem Bau gutes Gelingen und uns, dass wir den Recycling-Fall nicht miterleben müssen.“ Ein Jahr später hat sich sein Wunsch erfüllt: Es gibt nämlich nicht einmal Material, das recycelt werden müsste. Das damals hochgelobte 2013er Start-up-Unternehmen „Hallstrom“ hat sein 13,3 Millionen Euro schweres Projekt eines nahezu energieautarken Gewerbepark in den Vorharzer Sand gesetzt.

Vorbehalte in Halberstadt

Vor einem Jahr hat das Magdeburger Wirtschaftsministerium voller Euphorie die vollmundigen Worte vom Sprecher der Hallstrom Holding GmbH, Jörg Menyesch, in die Welt geschickt: „Wir freuen uns, dieses Pilotprojekt mit großer ökologischer und wirtschaftlicher Bedeutung in Sachsen-Anhalt umsetzen zu können. Der Businesspark Harz steht für umweltschonende Energiegewinnung und kosteneffiziente Mietlösungen. Und die Energie wird dort verbraucht, wo sie produziert wird – unser Ansatz ist wegweisend für die Energiewende: lokal, ökologisch, effizient.“ Immer wieder gab es in Halberstadt aber Vorbehalte gegenüber der Firma. Doch das Wirtschaftsministerium hatte vor Monaten bekundet, es gebe keine Zweifel an den Plänen des Investors - und zudem flössen sowieso keine Fördermittel.

Forderungen bleiben bestehen

Noch im Januar versprühte Menyesch Optimismus, als lokale Unternehmen den Aufstand probten. Schließlich ist nicht einmal die Rechnung für das Bauschild beglichen worden, und weitere Firmen warten auf Hallstrom-Geld. Nicht nur Unternehmen, die beim Ströbecker Spatenstich über den Tisch gezogen wurden, auch der Vermieter der Büroräume für Hallstrom im Halberstädter Ortsteil Emersleben, die Elischa Medical GmbH, hat bisher vergeblich versucht, die aufgelaufenen Mietschulden einzutreiben. Ricky Flach, der Geschäftsführer des Medizintechnik-Unternehmens in Halberstadt, ist froh, dass unterdessen an Stelle des Nicht-Zahlers Hallstrom ein seriöser und zuverlässiger Mieter aus der Region die Büroräume nutzt, wie er am Mittwoch im MZ-Gespräch erleichtert feststellte. „Doch unsere Forderungen an das Unternehmen Hallstrom bestehen fort. Wir überlegen gerade, wie wir sie durchsetzen können.“

Neuer Investor in Sicht?

Nur zwölf Monate nach dem Ereignis für Politik und TV sieht man ein leider vielerorts typisches Bild: Blühende (Unkraut)-Landschaften. Verständlich, dass Ströbecker Ortsrat und Halberstädter Stadtführung stinksauer sind. In einer am Mittwoch bekannt gewordenen Stellungnahme der Hallstrom AG wird behauptet, ein Großinvestor sei abgesprungen, man wollte mit einem neuen Investor verhandeln und sei weiterhin am Standort im Schachdorf interessiert.

In der Stadtverwaltung Halberstadt dürfte man diesen Investor bereits aus allen Planungen gestrichen haben. Von Stadtseite habe man Hallstrom förmlich den roten Teppich ausgerollt. Gegenleistungen oder Kaufgelder seien nicht geflossen, Termine habe das Unternehmen platzen lassen. Man sei tief enttäuscht und verärgert, wie mit mittelständischen Firmen vor Ort durch Hallstrom umgegangen worden sei.

Hallstrom-Vertreter waren am Mittwoch für MZ-Anfragen nicht erreichbar.

Noch mehr Ärger für den Rat

Schon 2013 agierte die Stadtverwaltung beim Thema Hallstrom-Business-Park sehr schmallippig. In Ströbeck sollten Solaranlagen auf Hallendächer montiert werden. Doch Halberstadts Rat hatte gerade genug Ärger mit Solarkollektoren und der Nutzung eines Altgeländes der Sowjetarmee. Auch dort planten Investoren mit Wisenten und Sonnenenergie Großes, wobei die Landschaft zwar mit Paneelen zugepflastert wurde, auf die Tiere und deren Schlachthaus wartet man jedoch immer noch... (mz)