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Phänomen in Ballenstedt Phänomen in Ballenstedt: Bienen sterben unter Linden

Von petra korn 31.07.2014, 17:47
Eine Biene sammelt Nektar
Eine Biene sammelt Nektar MZ Lizenz

Ballenstedt/MZ - Tote Bienen sieht man immer wieder. Jetzt hat ein Ballenstedter in der Bebelstraße seines Ortes auf einer Strecke von etwa 200 Metern allein auf dem Fußweg aber gleich 194 tote Bienen gezählt. „Ein Biologielehrer sagte mir, dass daran Linden nicht einheimischer Natur schuld sein könnten“, wandte sich der Ballenstedter an die MZ. Er sei auch gegen das Fällen von Bäumen - aber wenn dadurch Tausende Bienen sterben, sollte man dann nicht handeln?

Zunächst müsste erst einmal geprüft werden, ob es sich hier um heimische oder nicht heimische Linden handelt, sagte Christoph Schönborn von der Unteren Naturschutzbehörde beim Landkreis Harz. Das Phänomen, dass tote Hummeln unter nicht heimischen Silberlinden und Krim-Linden gefunden werden, sei aber schon länger bekannt. Entsprechende Berichte gibt es auch von toten Bienen.

Verschiedene Ursachen?

Hinsichtlich der Ursachen gibt es verschiedene Interpretationen, erläutert Christoph Schönborn. So dachte man lange Zeit, dass der Nektar von Krim- und Silberlinden Stoffe enthält, mit denen die Tiere nicht zurecht kommen. „Doch das ist nicht mehr aktuell.“

Eine andere Erklärung ist, dass es gar nicht an den Linden liegt, es sich nur um einen „vorgetäuschten Effekt“ handelt. „Bienen sind staatenbildende Insekten, es schlüpfen ständig neue Arbeiterinnen, und andere sterben“, erläutert Schönborn. Zu dem Zeitpunkt, zu welchen die nicht heimischen Linden blühen, gibt es kaum andere blühende Pflanzen. „Die Hummeln und Bienen stürzen sich auf die Silberlinden. Sie kommen alle an einen Ort, und die vielen toten Bienen, die sich sonst in der ganzen Landschaft verteilen, sind plötzlich an einer Stelle.“ Und es gibt noch eine dritte mögliche Erklärung: Die Silberlinden produzieren zu wenig Nektar; die Bienen, die von den blühenden Bäumen angezogen werden, sterben an Unterernährung. Der Erklärungsschwerpunkt liegt derzeit auf dem Konzentrationseffekt, sagt Christoph Schönborn. „Die Bienen sterben unter den Linden, weil sie zu der Zeit, wenn die Bäume blühen, alle dort sind.“

Silber- und Krim-Linden sind widerstandsfähiger

Silber- und Krim-Linden, die besonders gern in Städten gepflanzt wurden, nun fällen zu wollen, wäre fehl am Platz. „Die Bäume haben ja auch andere Funktionen, beispielsweise die Luft rein zu halten.“ Die damaligen Stadtplaner hätten sich bei der Pflanzung von Silber- und Krim-Linden auch etwas gedacht: Die Bäume sind widerstandsfähiger, beispielsweise gegen Abgase. „Auf die Idee, dass sie Hummeln oder Bienen Schwierigkeiten machen könnten, ist da niemand gekommen.“

Eine Lösung für das Problem sieht Christoph Schönborn in einem Plädoyer für Vielfalt, damit Hummeln und Bienen sich verteilen können: „Jeder, der einen Garten hat, kann selbst für Blütenreichtum sorgen durch das Pflanzen von Stauden, aber auch das Dulden von Wildblumen im Rasen.“ Auch an Feldwegen sollte man Wildpflanzen blühen lassen. Und man sollte aus den Erkenntnissen lernen: Wenn Straßenbäume ersetzt werden müssen oder in Wohngebieten neu gepflanzt werden, sollte auf heimische Linden zurückgegriffen werden.

Was nun in der Ballenstedter Bebelstraße den Tod der Bienen verursacht haben könnte, bleibt offen. Nach Auskunft der Ballenstedter Stadtverwaltung handelt es sich bei den Bäumen in der Straße um heimische Winterlinden. Dass es hier eine Häufung toter Bienen gab, war der Verwaltung auch nicht bekannt.