Ermittlungen eingeleitet Otto-Lilienthal-Straße in Quarmbeck bei Quedlinburg: Wurde hier Asbest illegal entsorgt?

Quarmbeck - Unschwer sind sie zu erkennen, die Plastik- und Glassplitter auf dem nackten Erdboden. Bis 2017 stand hier das Haus Otto-Lilienthal-Straße 29-41, dann wurde es abgerissen. Auch Asbest könnte damals in die Keller verfüllt worden sein, befürchten Daniel Sindermann und Jens Stein.
Die beiden Quarmbecker haben das Umweltamt des Landkreises hinzugezogen. Inzwischen ermittelt die Staatsanwaltschaft Halberstadt in der Sache. „Es liegt der Verdacht der Bodenverunreinigung und des unerlaubten Umgangs mit Abfällen vor“, teilt deren Leiter Hauke Roggenbuck auf MZ-Anfrage mit. Eine entsprechende Strafanzeige habe das Umweltamt gestellt, sie richte sich gegen unbekannt.
Daniel Sindermann und Jens Stein wandten sich ans Umweltamt vom Landkreis Harz
Rückblick: Im Jahr 2017 reißt die Wohnungswirtschaftsgesellschaft mbH Quedlinburg (Wowi) zwei Wohnblöcke in der Otto-Lilienthal-Straße ab. Die öffentliche Ausschreibung gewann damals eine Firma aus dem Erzgebirge. Drei weitere Häuser im selben Bereich müssen 2018 weichen, sie bricht ein Unternehmen aus dem Bördekreis ab.
Im Sommer 2018 tauchen schwarze Platten aus Teer und Schlacke inmitten von Putz und Steinen auf. Anwohner sind besorgt – auch die Aussage der Wowi, dass der Bauschutt sorgfältiger separiert werde, um die Teerteile vom Rest zu trennen, kann sie nicht beruhigen. „Wenn alles Brösel sind, bekommt man das nie wieder heraussortiert“, sagt Daniel Sindermann damals und regt die Verantwortlichen an, den ganzen Haus-Schutt zu Sondermüll zu erklären.
Vorwurf: Asbestschutt wurde nicht separat entsorgt
Nun vermuten die beiden Quarmbecker, dass bei den Abrissen im Jahr 2017 ähnlich und schlimmer gegen Bau- und Umweltrecht verstoßen wurde. „In diesen Häusern war Steinholzestrich verbaut“, erklärt Sindermann. „Der besteht zu 90 Prozent aus Asbest. Das Zeug war in jeder Zwischendecke drin.“ Anders als im vergangenen Sommer sei der Schutt damals allerdings kaum oder gar nicht separiert und in die Grundstücke verfüllt worden. „Die Böden sind ganz rot davon gewesen“, beschreibt Jens Stein. „Ich frage mich, wie man mit einem Abriss so dilettantisch umgehen kann.“
Auch knapp zwei Jahre nach den Abrissarbeiten lugen nur hier und da ein paar kümmerliche Grashalme aus dem Erdboden. „Dabei haben sie hier mehrmals Grassamen ausgestreut“, berichtet Sindermann. „Da sollte Gras drüber wachsen“, fügt Stein hinzu. Renaturieren – das sei der Plan für das Areal gewesen. „Aber Mutterboden ist teuer“, sagt Stein.
Wowi-Geschäftsführer verweist auf das beauftragte Planungsbüro
Die Wowi wehrt sich gegen die Vorwürfe, Plastik, Glas und Asbest in den Quarmbecker Boden verfüllt zu haben. „Uns liegen keine Hinweise auf Umweltstraftaten der ausführenden Firmen vor“, teilt Wowi-Geschäftsführer Sven Breuel mit. „Für die Planung und Bauüberwachung für die Abrissarbeiten haben wir ein Planungsbüro beauftragt. Wir sind unserer darüber hinausgehenden Aufsichtspflicht in dem erforderlichen und gebotenen Maße nachgekommen.“
Das Umweltamt des Landkreises hat die Grundstücke unter die Lupe genommen, wie Kreissprecherin Franziska Banse mitteilt. „Dabei wurde überwiegend Strauch- und Baumschnitt gefunden. An einigen Stellen wurden zudem oberflächlich Abfälle festgestellt, die als Recyclingmaterial nicht zugelassen sind. Es handelt sich augenscheinlich um geschredderte Kunststoffteile und Glasreste.“
Umweltamt des Landkreises fand geschredderte Kunststoffteile und Glasscherben
„Fachgerecht entsorgen”, so habe der Appell des Umweltamts an die Wowi als Grundstückseigentümer gelautet. Die sei der Forderung noch am selben Tag nachgekommen. „Eine Kontrolle wird erfolgen“, merkt Banse an. Zudem wolle die Behörde klären, ob es zu einer Verunreinigung kam, wie die Kunststoffabfälle dorthin gelangt sind und wie groß die Fremdstoffanteile tatsächlich sind.
Sven Breuel bestätigt die Aufräumaktion, bei der Plastik- und Glassplitter an der Oberfläche abgeharkt worden seien. „Die Arbeiten wurden noch am selben Tag abgeschlossen. Eine Gefährdung für Anwohner und Passanten hat zu keiner Zeit bestanden“, stellt er klar. „Möglicherweise sind die Verunreinigungen noch auf die Nutzung vor 1989 zurückzuführen.“ (mz)
