Ostharzschau in Ermsleben Ostharzschau in Ermsleben: Geflügel ist wahrer Besuchermagnet

ERMSLEBEN/MZ - Gleich vorne am Eingang zur Ausstellung beginnt das große Staunen: „Guck mal, die Weihnachtsgans Auguste.“ Doch Auguste trägt in Wahrheit einen Namen, der statt Gemütlichkeit jede Menge Stress signalisiert. Das große Schnattertier gehört zu den Steinbacher Kampfgänsen blau. Einst wurden diese Tiere für Ganterkämpfe gezüchtet. Heute gehören sie zu den Stars einer Rassegeflügelausstellung. „Seit über 35 Jahren sind bei uns erstmals wieder Gänse zu sehen“, verweist Ausstellungsleiter Matthias Bestehorn auf die Besonderheit der 15. Ostharzschau. Die findet traditionsgemäß jeweils am dritten Wochenende im Januar statt und ist immer wieder ein Magnet für viele Besucher. „Wenn es heißt, in Ermsleben ist Ausstellung, kommen alle hierher. Wir haben jedes Mal großen Zuspruch“, freut sich Bestehorn, der Mitglied im gastgebenden Rassegeflügelzuchtverein Ermsleben ist.
Zur 15. Ostharzschau des Rassegeflügelzuchtvereins Ermsleben 1928 vergaben die Zuchtrichter fünfmal das Prädikat Vorzüglich. Über diese Auszeichnung freuen sich Roswitha Borgis aus Reinstedt, Michael Buschhorn, Matthias Bestehorn, Alfred Nicol und Bernd Kopaniarz, alle aus Ermsleben. Zum Vereinsmeister wurde Thomas Jeske gekürt. Er stellte Starentauben aus. (dd)
In diesem Jahr stellen 49 Züchter ihre Tiere – Gänse, Enten, Hühner, Zwerghühner und Tauben – dem interessierten Publikum vor. Insgesamt 462 Vertreter der unterschiedlichsten Rassen sind zu sehen. Die Mehrzahl, nämlich rund 300, sind Tauben. Zu Hause ist das Federvieh nicht nur in den Ställen der Züchter aus Ermsleben (Stadt Falkenstein). „Zu unseren Ausstellungen kommen seit Jahren auch Rassegeflügelzüchter aus anderen Orten des Landkreises Harz sowie aus den Kreisen Salzland, Mansfeld-Südharz und Börde“, weiß Bestehorn. Nur so könne die große Vielfalt und das große Leistungsvermögen der Hobbyzüchter demonstriert werden. Er selbst hat zur Jubiläumsschau Fränkische Feldtauben und Thüringer Barthühner mit in das Feuerwehrdepot in der Siederstraße gebracht.
Die haben in Ermsleben, wie in anderen Orten auch, Nachwuchssorgen. Nur fünf der insgesamt 39 Vereinsmitglieder sind jünger als 50 Jahre. Die meisten Züchter sind im Rentenalter. „Bis vor 15, 20 Jahren hatten wir noch Nachwuchszüchter in unseren Reihen“, erinnert sich Ehrenvorsitzender Alfred Nicol. Fast 50 Jahre lang stand er an der Spitze des Vereins, 20 als stellvertretender Vorsitzender, weitere 29 als Chef. Er sieht den Grund für das hohe Durchschnittsalter darin, dass interessierte junge Leute nach der Schule meist aus Ermsleben weg gehen, um woanders zu arbeiten oder zu studieren. Außerdem würden die staatlichen Auflagen für die Geflügelzucht viele abschrecken. Manches Mal gebe es auch Ärger mit den Nachbarn, denn Hähne können durchaus laut und lang anhaltend krähen. In der Ausstellung ist der Beweis dafür hörbar.
Zu den zahlreichen Besuchern am Wochenende gehört auch Renate Beyer aus Bernburg. „Wir machen gerade mit Verwandten eine kleine Rundfahrt. Als wir den Hinweis zur Ausstellung lasen, haben wir hier sofort Station gemacht“, verrät sie. Für die Frau aus Bernburg werden beim Betrachten der ausgestellten Tiere viele Erinnerungen wach. Ihr Vater gehörte einst selber zu den Geflügelzüchtern und als Kind war sie immer bei den Ausstellungen dabei. In Ermsleben findet sie vor allem Gefallen an der Präsentation der Tiere und daran, auch mal wieder Gänse bestaunen zu können. Die Kampfgänse kommen übrigens aus der Zucht von Andy Kopaniarz aus Ermsleben.
