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Tag des offenen Denkmals Oliver Schlegel öffnet Aegidiikirchhof 6 Quedlinburg am Tag des offenen Denkmals: Hier haben schon Generationen gelebt

Von Sigrid Dillge 09.09.2019, 12:56
Besucher sehen sich im Wohnhaus und ehemaligen Speicher, erbaut um 1733, am Ägidiikirchhof 6 um.
Besucher sehen sich im Wohnhaus und ehemaligen Speicher, erbaut um 1733, am Ägidiikirchhof 6 um. Marco Junghans

Quedlinburg - Noch braucht es jede Menge Fantasie, sich im Haus Aegidiikirchhof 6 eine gemütliche Wohnung vorzustellen. Das gesamte Haus ist Baustelle. Trotzdem hängt hier ein Zettel mit dem Angebot, die kleine Wohnung samt umfangreichem Nebengelass ab Januar 2020 zu mieten.

Hausherr Oliver Schlegel ist zu 100 Prozent davon überzeugt, dass die Wohnung bis Ende dieses Jahres bezugsfertig ist, wie er am Sonntag, am Tag des offenen Denkmals, sagte.

Viele Neugierige sahen sich in dem alten Haus um, das bald einen neuen Inhalt haben soll. Das Gebäude wurde 1733 errichtet und war zunächst eine Manufaktur für Raschmacherei.

Einfache Wollwaren, beispielsweise für Uniformen, wurden hier hergestellt. „Darum sind die Räume so hoch, schließlich standen hier einmal Webstühle“, so Schlegel. Später wurde es zum Wohnhaus. 1991 zogen die letzten Mieter aus.

Das Haus Aegidiikirchhof 6 wurde 1733 gebaut und war anfangs eine Wollmanufaktur

Schlegel hat das Haus 2013 gekauft und kann sich noch ganz genau an den desolaten Zustand erinnern. Die Dachziegel fielen herab, in den Zimmern lag kniehoch Müll. Bevor es jedoch ans Sanieren ging, musste ein geeignetes Finanzierungsmodell gefunden werden. Schließlich verschlingt die „Wiederbelebung“ des Hauses mehr als rund 300.000 Euro.

Junghans

Am Kornmarkt 3 in Quedlinburg gab es 2019 auch die Gelegenheit zu einem Imbiss.

Junghans

Am Kornmarkt 3 in Quedlinburg gab es 2019 auch die Gelegenheit zu einem Imbiss.

Schlegel, Leiter der Unteren Denkmalschutzbehörde beim Landkreis Harz, findet es spannend, das Haus zu retten. „Hier haben schon Generationen gelebt und ihre Spuren hinterlassen“, erklärt er das Besondere an der Sanierung. Bis das komplette Haus wieder Menschen als Wohnung dient, wird noch einige Zeit vergehen. Mit dem Erdgeschoss wird der Anfang gemacht.

Über 60 Denkmale standen am Sonntag in Quedlinburg und den Ortsteilen Gernrode und Bad Suderode für neugierige Blicke offen und ließen Welterbe direkt erleben. Viele Besucher nutzten die Gelegenheit, um mit den Sanierern ins Gespräch zu kommen.

Über 60 Denkmale waren am Sonntag in Quedlinburg und den Ortsteilen für Besucher geöffnet

„Ich ziehe den Hut vor den Leuten, die ein ruinöses Haus behutsam wieder bewohnbar machen und dabei seinen Charme erhalten“, freute sich Christine Altmann aus der Nähe von Hamburg, die gerade einen Kurzurlaub im Harz macht und den Denkmaltag nutzte, um auch einen Blick hinter sonst verschlossene Türen zu werfen. „Manchmal kriegt man da einen Riesenschreck“, gestand sie angesichts der Wunden, die Jahrzehnte und Jahrhunderte in den Häusern hinterlassen haben.

Diesen Schreck hatte auch Ekkehard Franz, der vor 20 Jahren mit der Sanierung des Ackerbürgerhofes Konvent 27 begann. Hier hatte mal sein Großvater, der Malermeister Hermann Pasemann, gelebt. Als Franz den Hof 1998 übernahm, „waren hier nur Autostellplätze und sonst nichts“, sagt er und lässt den Blick über den üppig bewachsenen Innenhof wandern.

Obstbäume tragen reichlich Früchte, in einer Ecke plätschert ein kleiner Brunnen, mitten im Grün gibt es eine Sitzgelegenheit. Der Weg führt daran vorbei zu einer Fachwerkscheune, die gleich dreifach zum Hingucken einlädt.

Zum einen hat sie einen beeindruckenden Dachstuhl aus dem 17. Jahrhundert. Direkt unter dem jetzt wieder heilen Dach gibt es einen imposanten Ausstellungsraum, in dem seit 2013 Kunst gezeigt wird. Franz und seine Ehefrau Elvira sind selbst künstlerisch tätig, malen und zeichnen, entwerfen und bauen Holzspielzeug, Truhen und Schatullen.

Der dritte Grund war eine zum Tag des offenen Denkmals zusammengestellte Dokumentation über 20 Jahre Bauen im Konvent 27. Aussagekräftige Fotos mit dem Anblick einst und heute lassen erahnen, welche Arbeit der Hausherr bewältigt hat. (mz)

***

Zum 26. Mal gab es am Wochenende in Quedlinburg den Tag des offenen Denkmals. Über 60 Denkmale konnten in Quedlinburg und den Ortsteilen Gernrode und Bad Suderode erkundet werden.

Seit über 20 Jahren arbeitet die Stadt mit der Deutschen Stiftung Denkmalschutz zusammen. Die Stiftung ist inzwischen zur größten Bürgerinitiative für den Denkmalschutz geworden.

Sie hilft dort, wo öffentliche Mittel nicht ausreichend zur Verfügung stehen. Private Bauherren werden bei der kostenintensiven Instandsetzung ihrer Häuser unterstützt.

Am Kornmarkt 3 in Quedlinburg gab es 2019 auch die Gelegenheit zu einem Imbiss.
Am Kornmarkt 3 in Quedlinburg gab es 2019 auch die Gelegenheit zu einem Imbiss.
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An der Marktkirche konnten sich Besucher - hier Ralph Blumenberg aus Berlin - vom Kirchturm abseilen.
An der Marktkirche konnten sich Besucher - hier Ralph Blumenberg aus Berlin - vom Kirchturm abseilen.
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