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„Russische Orange“ und „Bonner Beste“ Ökogarten Quedlinburg präsentiert alte Sorten von Tomaten

Besucher können sich auch 2021 davon überzeugen, dass Tomate nicht gleich Tomate ist. Wer die 61 Pflanzen gespendet hat.

Von Petra Korn 02.06.2021, 10:00
61 alte Sorten  für den Ökogarten: Gisa Hoppe, Sylvia Zimmermann, Rolf Bielau und Heinz-Dieter Hoppe (v. l.) laden die Tomatenpflanzen ab.
61 alte Sorten für den Ökogarten: Gisa Hoppe, Sylvia Zimmermann, Rolf Bielau und Heinz-Dieter Hoppe (v. l.) laden die Tomatenpflanzen ab. (Foto: Petra Korn)

Quedlinburg - Die Exemplare aus Aschersleben sind noch ein bisschen kleiner, die aus Quedlinburg bereits höher gewachsen. Allen gemeinsam ist: Sie sollen auch in diesem Jahr im Ökogarten an der Quedlinburger Wipertistraße zeigen, dass Tomate nicht gleich Tomate ist. Dafür hat Dr. Rolf Bielau 30 Pflanzen verschiedener Sorten mitgebracht, und Gisa und Dr. Heinz-Dieter Hoppe haben 31 angezogen.

„Es sind andere Sorten als im vergangenen Jahr“, erklärt Rolf Bielau und nennt einige: Eine „Russische Orange“ ist dabei, ein „Blauer Becher“, die „Bonner Beste“ – „eine ganz alte Sorte“, so Bielau – „Rosella“ und „Fuzzy Wuzzy“. Letztere ist eine Buschtomate, deren Blätter behaart sind.

Sie sei damals entwickelt worden, um die Weiße Fliege fernzuhalten, die sich gern in Tomatenpflanzen einnistet, die im Gewächshaus stehen, berichtet Rolf Bielau. Funktioniert habe das aber nicht. Die 30 Jungpflanzen, die er in den Ökogarten gebracht hat, stammen wieder von der Arbeitsgruppe Tomatentag.

Arbeitsgruppe Tomatentag stellt dem Ökogarten Quedlinburg 30 Jungpflanzen zur Verfügung

Ein solcher Tag, bei dem die Agrarwissenschaftlerin Gisela Ewe ihren Tomatengarten der Öffentlichkeit zugänglich macht, wird seit mehreren Jahren in Aschersleben veranstaltet. Rolf Bielau, der im damaligen Institut für Züchtungsforschung in Quedlinburg gearbeitet und Tomaten gezüchtet hat, zeichnet bei diesem Projekt für die fachliche Beratung verantwortlich.

Um auch in Quedlinburg einen kleinen Einblick in die Vielfalt der Gemüsesorte zu geben und neugierig zu machen, stellt die Arbeitsgruppe Tomatentag dem Ökogarten schon seit mehreren Jahren Pflanzen zur Verfügung – seit vergangenem Jahr gemeinsam mit Gisa und Heinz-Dieter Hoppe.

Die beiden Quedlinburger, die beruflich ebenfalls in der Pflanzenzüchtung mit dem Forschungsschwerpunkt Getreide tätig waren, engagieren sich in der Fachgruppe Tomaten des bundesweit tätigen Vereins zur Erhaltung der Nutzpflanzenvielfalt (VEN). Hier sorgen sie gemeinsam mit anderen Interessierten in sogenannten Erhalterringen dafür, dass beispielsweise Sorten, die auf der Roten Liste stehen, erhalten bleiben und wieder vermehrt werden - und die eine oder andere auch im Ökogarten für alle erlebbar ist.

„Wir haben in diesem Jahr den Schwerpunkt auf Sorten des wahrscheinlich erfolgreichsten Tomatenzüchters der USA, Alexander Livingston, gelegt“, erklärt Heinz-Dieter Hoppe. 10 der 31 Pflanzen seien von ihm gezüchtete, die anderen 21 alles historische Sorten. Dazu gehört beispielsweise die Cocktailtomate „König Humbert“, die von der Firma Dammann und Co. aus Neapel gezüchtet wurde.

„Wir wollen in diesem Jahr die Tröpfchenbewässerung ausprobieren.“

Sylvia Zimmermann, Mitarbeiterin im Ökogarten

„Re Umberto“ ist seit 1884 im Handel, erklärt Heinz-Dieter Hoppe. Erstmalig in Deutschland sei sie wahrscheinlich durch die Samen-Handlung von Ernst Benary aus Erfurt eingeführt worden. Wachsen werden im Ökogarten aber auch die Fleischtomaten „Marizol Purple“ oder „Weißes Ochsenherz“. Und mit „Ficarazzi“ eine weitere, von der Firma Dammann gezüchtete Tomate - eine geriefte rote Salattomate. „Es sind alles Sorten, die wir auch in den Tomatenerhalterringen beim VEN haben“, erklärt Gisa Hoppe.

Brita Appelt, Leiterin des Ökogartens, freut sich über die Pflanzenvielfalt und bedankte sich für diese. In die Erde kommen die Tomaten im als Schaugarten angelegten Bauerngarten bzw. in Wegnähe ins Beet. „Ich denke, sie werden in diesem Jahr besonders gut wachsen“, fügt sie hinzu.

Warum – das erklärt Sylvia Zimmermann, Mitarbeiterin im Ökogarten: „Wir wollen in diesem Jahr die Tröpfchenbewässerung ausprobieren.“ Dafür soll ein Schlauch mit winzigen Löchern in das Beet gelegt werden, angeschlossen an eine Wassertonne, aus der die Bewässerung gespeist wird.

Sie trägt mittelgroße, runde rote Früchte: die anfang des vergangenen Jahrhunderts von Franz Staib gezüchtete "Lukullus".
Sie trägt mittelgroße, runde rote Früchte: die anfang des vergangenen Jahrhunderts von Franz Staib gezüchtete "Lukullus".
(Foto: Hoppe)

Eine Methode, mit der im Kleingartenverein Schlossblick schon Erfahrungen gesammelt wurden, berichtet Rolf Bielau: „Es funktioniert wunderbar“, sagt er. Ein solches System „hat den Vorteil“, ergänzt Heinz-Dieter Hoppe, „dass das Wasser erwärmt ist. Das lieben die Tomaten. Sie wollen ja kein kaltes Leitungswasser.“

Ökogarten-Besucher können sich also auch in diesem Jahr auf eine Vielfalt von Früchten an den verschiedenen Tomatenpflanzen freuen. „Die Tomate ist in Deutschland die Gemüseart, die die Kleingärtner am meisten anbauen. Da kommt keine andere Gemüseart heran“, sagt Rolf Bielau. Mit den mehreren Tausend Sorten gebe es so viele verschiedene, dass hier jeder etwas für seinen Geschmack finde. (mz)