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Eine Woche ohne Strom Ohne Wasserkocher Kühlschrank Handy: Fünf Leute vom BUND Quedlinburg lebten eine Woche ohne Strom

Von Petra Korn 03.03.2018, 08:45
Wasserkocher, Laptop und Handy bleiben aus, weil Richard Schmid versucht, eine Woche auf die Nutzung von Strom zu verzichten.
Wasserkocher, Laptop und Handy bleiben aus, weil Richard Schmid versucht, eine Woche auf die Nutzung von Strom zu verzichten. Petra Korn

Quedlinburg/Harzgerode - „Ich mochte Strom noch nie“, sagt Richard Schmid. „Dort, wo man es hört, wie bei Elektromotoren, finde ich es besonders schlimm. Das ist einfach störend.“ Der 64-Jährige, der seit 15 Jahren beim Bund für Umwelt und Naturschutz Deutschland (BUND) mitarbeitet, ist erst seit kurzem in der BUND-Ortsgruppe Quedlinburg dabei.

Als er von der Idee des Fastens für die Umwelt hörte, stand ihn schnell fest, dass er mitmachen würde. Und ebenso sein Thema: Strom. „Es war wie ein Impuls“, sagt Richard Schmid.

Fünf BUND-Mitglieder machten mit

5 der gut 20 Mitglieder der BUND-Ortsgruppe wollen die Fastenzeit auf ganz eigene Art nutzen: Sie haben sich der Frage gestellt, was der Umwelt gut tut und was nicht. Sie haben sich fünf Themen ausgesucht, bei denen der Mensch als Verbraucher dazu beitragen kann, Gutes für die Umwelt zu tun - vor Ort, aber auch weltweit. Dabei wollen sie Alternativen finden und aufzeigen, Anregungen geben (die MZ berichtete). So zum Beispiel beim Thema Palmöl - oder auch beim Strom.

Der Hintergrund: Noch immer basiert die Stromversorgung vor allem auf endlichen Energieträgern wie Kohle oder Erdöl. Durch deren Verbrennung entsteht Kohlendioxid, dessen Anreicherung in der Atmosphäre maßgeblich zur Erderwärmung beiträgt.

„Das Internet ist ein Stromfresser"

Nach Angaben des BUND ist der Stromverbrauch für die Hälfte aller Kohlendioxid-Emissionen verantwortlich. Ein Stromfresser sei dabei auch das Internet: Bereits 2007, so der BUND weiter, habe die Umweltbelastung durch das Internet bereits der des weltweiten Flugverkehrs entsprochen.

Richard Schmid war, wie er sagt, 30 Jahren bei den Grünen aktiv. Und so habe er sich bereits vor Jahrzehnten in Dänemark zum Thema Windräder informiert. „Schon damals hieß es, man sollte die Stromerzeugung nicht einfach umstellen, sondern vor allem den Verbrauch reduzieren und Strom einsparen“, sagt er.

Komplett-Verzicht auf Strom statt Verringerung des Verbrauchs

Eigentlich sei sein Grundgedanke bei der Fastenaktion auch gewesen, den Stromverbrauch zu reduzieren. „Aber Reduktion kann man schlecht fassen. Deshalb habe ich gesagt, ich will nicht reduzieren, sondern ich verzichte ganz.“ Für eine Woche, damit es überhaupt machbar ist, so der 64-Jährige.

Doch so schwer vorgestellt, schätzt Richard Schmid nun ein, habe er sich den Verzicht nicht. Denn einen Fernseher habe er schon seit Jahren nicht mehr. Den Computer ausgeschaltet zu lassen - auch das habe er hin und wieder schon für einige Tage gemacht.

„Neu ist aber, das zusätzlich auch das Handy weg ist.“ So müsse er nun auch auf SMS, die ihn auf dringende Mails hinweisen sollen, und die Kommunikation mit seiner Enkeltochter über WhatsApp verzichten.

Tee wurde auf dem Gasofen gekocht

Dass er in Harzgerode in einem Hauskomplex wohnt, in dem noch vieles Baustelle ist, kam ihm aber entgegen: Die Kühlschränke sind komplett abgestellt, schildert Richard Schmid. Deren Funktion übernehme aktuell ein ohnehin ungenutzter und ungeheizter Raum.

Statt mit dem Wasserkocher koche er nun das Wasser für den Tee auf einem Gasofen. Wobei: „Da habe ich eigentlich nichts gewonnen“, sagt der 64-Jährige mit Blick darauf, dass das Verwenden eines Wasserkochers „die nachhaltigste Möglichkeit“ sei, Wasser zu erhitzen.

Wie Richard Schmid weiter berichtet, würden die Elektroöfen ausbleiben; zum Heizen werde ein Holzvergaser genutzt. Duschen mit kaltem Wasser, die Wäsche mit handwarmem Wasser waschen, das ebenfalls über den Holzvergaser bereitgestellt wird - das gehe ebenso. „Und die Haare nicht mehr föhnen, auch das kann ich machen“, sagt er mit einem Schmunzeln.

„Es geht darum, Kompromisse zu finden“

Aber, so räumt er ein, das über den Ofen erhitzte heiße Wasser komme eben nur in die Heizung, weil es eine Elektropumpe dorthin befördere. „Und wenn ich in der Gemeinschaftsküche unserer Wohngruppe eine warme Mahlzeit esse, ist mir klar, dass da auch Strom genutzt wurde.“ Und ebenso, wenn er statt des eigenen Handys im Fall des Falles eben eines seiner Mitbewohner nutze.

Zwar sei seine Fastenwoche noch nicht ganz beendet, doch die Bilanz ist für Richard Schmid schon jetzt klar: „Wenn ich ehrlich bin, bin ich ehrlich gescheitert, eine Zeit lang komplett auf Strom zu verzichten. Strom gehört völlig zum Alltag.“ Deshalb steht für ihn fest: „Wenn man weniger Strom verbraucht, ist es besser. Deshalb geht es immer darum, Kompromisse zu finden.“ (mz)