Offene Atmosphäre ließ ihn schnell heimisch werden
QUEDLINBURG/MZ. - Die theologische Verantwortung für die Domschätze in Halberstadt und Quedlinburg sieht er als neue Herausforderung an. Dabei betont er die Bereitschaft, Verantwortung zu übernehmen. "Zu oft wird in unserer Gesellschaft nur gefordert, anstatt sich der Verantwortung für etwas zu stellen", nennt er ein immer wieder erlebtes Defizit. Er wolle nicht fordern, sondern sich lieber einbringen.
Bevor er vor zehn Jahren mit seiner Familie nach Quedlinburg kam, war Pfarrer Steinhäuser Leiter der Diakonie in Bad Kösen, einer Außenstelle der Berliner Diakoniestiftung Lazarus. Nun würde er eine Pfarrstelle erhalten, eine Gemeinde betreuen und verstärkt seelsorgerisch tätig sein. Zugleich war klar, dass er für einen der bedeutenden Kirchenschätze Deutschlands verantwortlich sein wird. Geprägt habe ihn in Quedlinburg aber die Arbeit mit den Menschen, die Seelsorge. Der Beruf des Pfarrers verlange der Familie viel ab, auch an Zeit. Da sei er dankbar, dass seine Frau, Oberärztin in einer Klinik in Blankenburg, und die beiden Kinder, neun und 13 Jahre, sich darauf eingelassen haben und alles mittragen. Als große Faszination des Pfarrerberufes sieht er die Begleitung von Menschen an, bei der Taufe, bei der Trauung, bei der Einsegnung zur goldenen Konfirmation und auch bei der Beerdigung.
Mit der Verantwortung für zwei Domschätze hat er die Arbeit als geschäftsführender Pfarrer des Quedlinburger Kirchspiels an seinen Amtsbruder Martin Gentz abgegeben. "Ursprünglich haben wir überlegt, ob ich nur noch einen Pfarrbereich betreuen sollte, sind dann aber doch übereingekommen, nur Abstriche an den Einzugsgebieten zu machen", erklärt der evangelische Geistliche. Da er die Arbeit in der Gemeinde nicht missen möchte, sei es für ihn eine gute Lösung gewesen, vielen Menschen weiter nah zu sein. So betreut er weiter den Bereich um die Stiftskirche sowie um die Johanniskirche, wo nebenan das bauliche Kleinod, die Johanniskapelle, in den zurückliegenden Jahren zu altem Glanz herausgeputzt wurde. Und da ist noch die Johannisstiftung, deren Bauten die Kirche zurück erhalten hat, und die Pfarrer Steinhäuser in den nächsten Jahren auf einen guten Weg bringen möchte. Was ihn in Quedlinburg schnell heimisch werden ließ, war die offene Atmosphäre im Gemeindekirchenrat, in der Gemeinde und im Kirchspiel insgesamt, sagt er mit einem dankbaren Lächeln.
"Der Quedlinburger Domschatz ist nach wie vor ein gut frequentierter Anziehungspunkt. Wir haben auch im vergangenen Jahr die 90 000 Besucher erreicht", freut sich der Pfarrer. Von Jahr zu Jahr sei er mehr mit der christlichen Kunst des Mittelalters vertraut geworden. Die religiöse Bedeutung deutlich zu machen, gehört zu seinen Aufgaben als theologischer Verantwortlicher für die Domschätze in Halberstadt und Quedlinburg. Beide Sammlungen sind mit der neuen Struktur näher zusammengerückt. Neben Pfarrer Steinhäuser kümmert sich ein Kunsthistoriker und in Zukunft ein Verwaltungsleiter Finanzen um beide Schätze. Zu den Obliegenheiten von Ekkehard Steinhäuser gehört auch die Schulung der Mitarbeiter, welche die Führungen durchführen.
Die Kunstwerke waren früher in gottesdienstliche Handlungen einbezogen. Sie haben neben dem kunsthistorischen einen religiösen Wert, der den Besuchern nahe gebracht werden soll. Jeden Freitag um 12 Uhr, von Mai bis Oktober, wird eine Andacht in der Quedlinburger Stiftskirche angeboten, wobei existentielle Fragen in Zusammenhang mit dem Schatz angesprochen werden. "Schön ist, dass es danach immer mal wieder zu Gesprächen und zum Austausch von E-Mails mit den Besuchern kommt", freut sich der Pfarrer. Solche Andachten gibt es auch im Dom in Halberstadt, sie sollen dort aber noch ausgebaut werden. Ekkehard Steinhäuser schlägt den Bogen für seine Arbeit noch weiter. Fragen sollen aufgeworfen und beantwortet werden: Was heißt Reliquienverehrung für evangelische Christen? Was zeichnet Heilige aus, dass sie heute noch verehrt werden? Die beiden Domschätze sind mit der neuen Struktur auch deutlich im Verhältnis zu anderen wertvollen Zeugnissen der Geschichte aufgewertet worden. Ausdruck dafür ist unter anderem die Berufung Dr. Ekkehard Steinhäusers durch das Kultusministerium in den Beirat der Stiftung Dome und Schlösser des Landes Sachsen-Anhalt. Er vertritt damit die Landeskirche in diesem Gremium.
Kraft gibt ihm immer wieder das Wirken in der Gemeinde. Am schönsten seien Gottesdienste zu Ereignissen, wie den Schulanfang, oder mit der Einbeziehung von Kantaten. "Da geht man selbst erfüllt nach Hause", gesteht er: "Das gibt Kraft für die nächsten Wochen." Ein Stück Lebensmaxime ist für ihn, "gelassen zu bleiben." Das heißt, "einen klaren Kopf bei allen Anforderungen zu haben, was sicher nicht immer gelingt, aber doch anzustreben ist."