Nicolaikirche Ballenstedt Nicolaikirche Ballenstedt: Vertrauter Blick nach oben

Ballenstedt - Das Lamm auf der Kirchturmspitze ist in Schieflage geraten: Ein Sturm zum Jahresanfang hat die Wetterfahne der Ballenstedter Nicolaikirche verbogen. Die bevorstehenden Reparaturarbeiten sind zugleich Anlass, noch etwas anderes in Ordnung zu bringen. Der Kirchturm soll seine dritte Uhrgaube zurück bekommen. Die fehlt ihm nun schon seit 27 Jahren.
Damit, so sagt Gemeindekirchenratsvorsitzender Ulrich Pels, will die Kirchgemeinde den originalgetreuen Zustand des Turmes wieder herstellen. Der hatte ursprünglich an der Süd-, West- und Nordseite eine Uhrgaube. Bei der Dachsanierung, die in den Jahren 1988 und 1989 ausgeführt wurde, sei die Gaube an der Nordseite „eingespart“ worden, so Pels. „Sie war von der Holzsubstanz her zu kaputt.“ Für eine Reparatur fehlte damals das Geld.
Die Nicolaikirche in Ballenstedt steht in der Nähe des Rathauses. Sie soll 1326 erstmals urkundlich erwähnt worden sein. Aus dieser Zeit erhalten geblieben ist der Kirchturm, die anderen Teile des Gotteshauses wurden durch einen Brand zerstört und in spätgotischem Stil wieder aufgebaut.
Die Kirchengemeinde der Nicolaikirche ist neben der Schlosskirchengemeinde eine der zwei evangelischen Kirchengemeinden in Ballenstedt. Zu ihr gehören etwa 600 Gemeindeglieder, in der Regel findet an jedem Sonntag ein Gottesdienst statt.
Zur Nicolaigemeinde gehören ein Frauenkreis und die Jugendgruppe „äcke“, außerdem werden Kindernachmittage für Kinder der ersten bis sechsten Klasse und für Kinder ab vier Jahren organisiert.
Auf Dauer so belassen wollte die Kirchgemeinde den Zustand aber nicht, sondern dem Turm sein Gesicht zurückgeben. „Die Untere Denkmalschutzbehörde des Landkreises hat dem Vorhaben mit Freude zugestimmt, kann uns aber finanziell nicht unterstützen“, heißt es im jüngsten Spendenaufruf, der von Ulrich Pels und Kreisoberpfarrer Theodor Hering unterzeichnet ist. Jahrelang wurde Geld gesammelt. Insgesamt werden etwa 6.000 Euro gebraucht, um das Vorhaben zu bezahlen, „mit Ziffernblatt und Gerüstarbeiten und allem, was dazu gehört“, so Pels. 3.000 Euro habe die Kirchgemeinde bereits zusammengetragen, durch den Spendenaufruf seien nochmals Gelder eingenommen worden, aber rund 2 500 Euro fehlen noch.
Für die Uhrgauben an der Süd- und Westseite habe man schon im Jahr 2010 neue Ziffernblätter anfertigen lassen, damals habe man auch Zeiger und Ziffernblatt für das dritte mitbestellt. Was fehlt, sei der Motorantrieb, aber Ulrich Pels ist „frohen Mutes, dass wir das Geld auch dafür zusammenkriegen“. Das Uhrwerk an sich sei funkgesteuert, sagt der Gemeindekirchenratsvorsitzende.
Mit der Wiederherstellung der dritten Uhrgaube ist ein Ziel erreicht: „Allen wird der Blick zur Turmuhr wieder vertraut werden“, so Pels. Dann könne jeder wieder sehen, was die Stunde geschlagen habe. Hören können es die Ballenstedter ohnehin; die Uhr meldet sich stündlich.
Ihre Ursprünge hat diese Kirche im Mittelalter. Von dem spätgotischen Gotteshaus - 1326 wird die Kirche erstmals urkundlich erwähnt - ist allerdings nur der Turm erhalten geblieben. Die anderen Gebäudeteile fielen einem Feuer zum Opfer und wurden später neu errichtet.
Einen Blick in die Geschichte des Gotteshauses wird wohl auch die Öffnung des Turmknopfes ermöglichen. In den kommenden Tagen soll die Wetterfahne samt Knopf vom Dach geholt und repariert werden. Zuletzt gab es eine solche Öffnung des Turmknopfes bei der Dachsanierung in den Jahren 1988/89. (mz)