Nicht länger nur «der hinten links»
Quedlinburg/MZ. - Erst Berlin, nun Quedlinburg. Mathias Kusche hat sich das reiflich überlegt. Das Theater in der Kleinstadt ist für den Schauspieler eine Herausforderung, die zuallererst Spaß macht: "Es geht relativ familiär zu", zieht er eine erste kurze Bilanz. Und weiß die Vorteile der hiesigen Bühne durchaus zu schätzen: "Man ist eigentlich immer groß besetzt."
Seinen Einstieg als neues Ensemblemitglied am Nordharzer Städtebundtheater gab Kusche denn auch gleich mit einer Hauptrolle - als Cyrano de Bergerac war er in diesem Sommer im Harzer Bergtheater zu erleben. Daneben lebte er sein komisches Talent in "Shakespeares sämtliche Werke - leicht gekürzt" auf der Wasserburg Westerburg aus, unter anderem gemeinsam mit Jens Tramsen, der - neben Elisa Ottersberg - das Trio der Neuen am Städtebundtheater komplett macht.
"Vielleicht ist es ja gut, dass es genau so gekommen ist", meint Tramsen, der junge Schauspieler von der Theaterakademie Vorpommern. Es sei "ungemein reizvoll", das kleine Ensemble: "Da kommt eine enge Bindung zustande." Elisa Ottersberg stimmt ihm zu; sie habe sich sehr schnell sehr gut aufgenommen gefühlt. Und: "Für Anfänger ist das genial - man kann dauernd spielen und sich ausprobieren." Man müsse nicht nur 'den hinten links' spielen, sagt Tramsen. Man würde gesehen.
Die drei jungen Schauspieler sind, so scheint's, voller Hoffnung - auch wegen des hiesigen Intendanten: "Ich habe das Gefühl, hier herrscht Aufbruchstimmung", meint Kusche. "Und ich habe Lust, daran teilzunehmen." Theater solle zum Denken anregen: "Man muss doch dem Fernsehmüll was entgegensetzen." Theater müsse die Menschen berühren, sagt er. Freilich auch gut unterhalten, und so reizt Tramsen das Spiel mit dem Publikum, das man auf der einen Seite eben unterhalten, auf der anderen aber auch frech kitzeln könne. "Auf der Bühne kann man alles sein", stimmt Elisa Ottersberg ein. "Man kann Dinge tun, die man im realen Leben nicht kann." Da darf man dann auch mal böse sein, wenngleich Mathias Kusche einen Charakter nicht ausschließlich "gut" oder "böse" sehen will. Er hat eine Figur lieber facettenreicher: "Was ist gut, was ist böse?" Und wie verhält sich das eigentlich mit Mephisto? Dem wird er nämlich in der aktuellen "Faust"-Inszenierung von André Bücker Gestalt verleihen. Das Gretchen spielt dann Elisa Ottersberg. Und Jens Tramsen wird als Böser Geist Valentin erscheinen.