Neues Gemälde für Wernigerode Neues Gemälde für Wernigerode: Bismarck kehrt zurück

Wernigerode - Doggen machen Eindruck. Reichskanzler Otto von Bismarck liebte sie und umgab sich gern mit den imposanten Tieren, denen Künstler mit Bildern und Skulpturen ebenso ein Denkmal setzten wie ihrem Besitzer. Auch wenn einer dieser Vierbeiner - wie Bismarck selbst meinte - furchtbar hässlich gewesen ist: Tyras II, der seinem Herrn brav zu Füßen lag, als der sich in der Uniform des 7. Magdeburger Garde-Kürassierregiments porträtieren ließ.
Dieses in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts entstandene Gemälde gehört jetzt wieder zum Bestand des Schlosses Wernigerode - nach einer etwas abenteuerlichen Reise. Ende Januar habe er einen Anruf aus London erhalten, erinnert sich der Wernigeröder Schloss-Geschäftsführer Christian Juranek. Das Bild sollte bei Sotheby’s versteigert werden, aber das Auktionshaus hatte das Gemälde im Art-Loss-Register entdeckt, der weltgrößten Datenbank für gestohlene und verschollene Kunst, und wollte nun von Juranek wissen: „Gehört Ihnen das?“
Als gestohlen gemeldet
Das nicht, aber es habe dem Schloss Wernigerode einmal gehört. Zu DDR-Zeiten. Von 1978 bis 1998 sei es im Vorraum der Königszimmer platziert gewesen. Da es sich aber um Restitutionsgut handelte, ging es nach der Wende zurück an die Familie von Bismarck. Bis November 2015 war es im Bismarck-Museum in Schönhausen an der Elbe, Bismarcks Geburtsort, untergebracht. Dann habe es die Familie der Ausstellung entnehmen lassen.
Nun fand sich das Gemälde aber im Art-Loss-Register als gestohlen gemeldet. Auch das konnte Juranek aufklären: Das Bild sei 1994 als Leihgabe für eine Bismarck-Ausstellung nach Bremen gegangen, dort wurde es bei einem Einbruch aus seinem Rahmen geschnitten. Der gar nicht gesetzestreue Bismarck-Verehrer konnte zwar sehr schnell von der Polizei dingfest gemacht werden, „aber man hatte vergessen, das Bild aus dem Art-Loss-Register zu streichen.“
Das Gemälde wurde noch im gleichen Jahr restauriert. Der Schnitt, der dem Werk beim Diebstahl zugefügt wurde, sei mit der Leinwand verschweißt und retuschiert worden.
Juranek bot bei Sotheby’s erfolgreich mit. „Es ist eine ungeheure Freude, dass das Bild nach dieser Tour wieder zurück auf Schloss Wernigerode ist“, sagt er. Allerdings fehlt noch der ausgesprochen aufwendige Rahmen; der befinde sich noch in Schönhausen.
Das Porträt soll auf jeden Fall wieder im Rundgang präsentiert werden. „Wenn man zu einem Bild eine Geschichte erzählen kann, dann gehört es ins Museum, weil man sie dann den Besuchern erzählen kann“, sagt Juranek.
Vom Dackel enttäuscht
Wahrscheinlich wird das Gemälde seinen Platz im Arbeitszimmer des Grafen Otto zu Stolberg-Wernigerode finden, „da passt es gut hin“, meint der Schloss-Geschäftsführer, dem dazu auch ein paar Anekdoten einfallen. Unter anderem die, dass Bismarck seine Dogge im Vorzimmer seines Büros gelassen und so getestet haben soll, wer mutig genug ist, sich an dem Riesenhund vorbei zu trauen. Oder die, dass der Fürst aus Wernigerode - Otto Graf zu Stolberg-Wernigerode war seit 1890 Fürst - einmal zwei Stunden mit dem Hund in einem Zimmer habe warten müssen - und es dann recht befremdlich gefunden haben soll, dass der Reichskanzler doch zuerst seinen Hund gefüttert und danach seinen Gästen Gebäck gereicht habe.
Die Uniform, in der Bismarck auf dem Porträt zu sehen ist, war 2015 als Original in der Sonderausstellung auf Schloss Wernigerode zu sehen. Sie befindet sich im Bayerischen Nationalmuseum München, das sie eigens für die Schau in Wernigerode restaurieren ließ.
Das Porträt ist um 1890 gemalt worden, zu einer Zeit, in der der Reichskanzler schon im Ruhestand war. Tyras II sollte ihm nach dem Tod von Tyras I Trost spenden. Der Hund war ein Geschenk von Kaiser Wilhelm II., der lieber Dackel mochte und der einen Minister mit dem Kauf einer Dogge beauftragt hatte. Doch Bismarck war enttäuscht, sprach von einem „klapperdürren Vieh“, dem die Rippen deutlich hervorstanden und das eine blutige Rute hatte. Der Reichskanzler habe dies als böses Omen gedeutet, so Juranek: „Wer solche Hunde schenkt, der macht auch solche Politik.“ (mz)