Neue Touristenattraktion Neue Touristenattraktion: Hexenhaus steht auf dem Kopf

Thale - „Wir gehen jetzt runter ins Erdgeschoss“, sagt Jörg Nawrath, als er die Treppe hochsteigt. Der Dachboden ist unten, das Erdgeschoss oben, im Vorratsraum baumeln die Würste in Richtung Decke. Willkommen im Hexenhaus. Nawrath ist der Chef - Geschäftsführer der Hexenhaus GmbH. Hier ist alles anders, die Schwerkraft scheint außer Kraft. Denn sonst könnte die Hexe Watelinde nicht kopfüber an der Decke hocken, vor ihr das Teufelspentagramm mit Kerzen drum herum.
Hier im Dachgeschoss wird gezaubert. Gekocht wird unten, ähm, oben in der Küche im Erdgeschoss. Ein Topf mit Hexensuppe steht über dem Feuer, das an der Decke lodert. Nebenan ist das Wohnzimmer mit Nähmaschine, Kleiderkiste und einem Tisch, auf dem die Hexe gerade noch die Karten gelesen hat - aus Sicht der Besucher des kopfstehenden Hauses alles an der Decke angebracht. Der neunjährigen Jolina hat vor allem die Toilette gefallen - „weil sie beim Aufmachen gepiept hat“. Außerdem hockt eine Ratte auf der alarmgesicherten Kloschüssel über den Köpfen der Besucher.
Nur ein einzelner Pilz steht in der Küche nicht kopfüber - warum das? „In jedem Raum gibt es ein Teil, das richtig herum angebracht ist“, sagt Nawrath. Mal ein Schlüsselbund, mal ein Specht und der Pilz eben. Warum das Thalenser Hexenhaus auf dem Kopf steht, ist schnell erklärt - und in diesem Sommer nur allzu verständlich: „Die Hexe Watelinde hat sich so sehr über das schlechte Wetter geärgert, dass sie mit dem Fuß aufgestampft hat - dabei hat sich das Haus aufs Dach umgedreht“, sagt Nawrath. „Den Gegenzauber haben wir noch nicht gefunden.“
Der muss auch nicht gefunden werden, denn einfache Hexenhäuser gibt es in so manchem Freizeitpark. „Ein Hexenhaus, das auf dem Kopf steht, ist weltweit einzigartig“, sagt Nawrath. Und so soll die neue Touristenattraktion viele neugierige Besucher nach Thale locken. Wenn es nach Nawrath geht, kann sich ihre Zahl in den nächsten fünf Jahren gerne auf 100 000 pro Jahr steigern. 20 Minuten, schätzt er, werden sie durchs Haus schlendern - und danach vielleicht noch ein Stück Kuchen im Hexen-Café essen. Gemeinsam mit seinem Geschäftspartner hat Nawrath nach eigenen Angaben eine halbe Million Euro in das 1 200 Quadratmeter große Gelände gleich am Parkplatz des Hexentanzplatzes investiert. Die Balken für das schiefe Haus wurden eigens aus Polen
herangeschafft.
Thales Bürgermeister Thomas Balcerowski gibt zu, dass er die Idee zunächst auch „verrückt“ fand. Jetzt aber sei er darüber erfreut - und er schneidet zur Eröffnung gern ein überdimensioniertes Spinnennetz durch. Hex, hex!
Das Hexenhaus ist täglich von April bis Oktober von 10 bis 18 Uhr geöffnet. Der Eintritt für Erwachsene kostet 5 Euro. Kinder zahlen die Hälfte. (mz)