Neue Glocke lockt Dorf zum Bahnhof

Straßberg/MZ. - Die neue Glocke aus Bronze mit der Inschrift "Vertrauen" ergänzt jetzt die Vorhandene aus dem Jahre 1475. "Früher waren es sogar mal drei", so Pfarrer Thomas Reim, "aber zwei wurden im ersten Weltkrieg eingeschmolzen und danach 1923 nur durch ein Modell aus Stahl ersetzt." Im Frühjahr wurde diese abgenommen. Das Fest im kleinen Harzort war von den Organisatoren sehr traditionell angelegt. Wie 1923 erfolgte der Transport von Gernrode nach Straßberg mit der Selketalbahn. Eine Tradition führte auch Achim Büchner fort: "Mein Vater schwärmte immer davon, wie er damals mit seinem Pferdefuhrwerk die Glocke zur Kirche fuhr." Zwar nicht mehr mit Pferden wie 1923, dafür aber mit einem alten Traktor Marke Normag aus dem Jahre 1938, den er besonders herausgeputzt hatte, konnte er es nun seinem Vater gleich tun.

Doch nicht nur Büchners, sondern knapp dreißig weitere Traktoren schmückten den fast fünfzehnminütigen Festzug, in dem alte Kostüme und Technik vorherrschten, gestaltet von Vereinen und Gruppen aus dem Ort. So hängten die Straßberger Waschweiber alte "Buxen" auf die Leine, trugen die Tanzmäuse von "Let's Move" uralte Sportsachen und kamen Dreschflegel, Mähmaschinen oder eine frühere Feuerwehrspritze zum Vorschein. Das Musikkorps der Güntersberger Faschingspolizei startete den Marsch ausgerechnet mit einem "... aber der Wagen, er rollt", als Büchner seinen Traktor per Kurbel in Bewegung setzte, mit dem er die zuvor von Kranführer Matthias Küttner auf seinen Hänger verladene, 820 Kilogramm schwere Glocke, in Begleitung von sechs jungen Mädchen zur Dorfkirche brachte. "Sie wurde am 11. Mai 2007 in Lauchhammer gegossen", kannte Pfarrer Reim das Entstehungsdatum. Ob eventuell auch wieder eine dritte ergänzt wird, sei völlig offen. "Das müsste dann aber eine kleine sein", lautete das fachliche Urteil des Bürgermeisters, der mit etwa tausend Besuchern an der Kirche sogar wesentlich mehr als die gut siebenhundert Einwohner des Ortes begrüßen konnte.