Neinstedter Anstalten Neinstedter Anstalten: Sowohl Sozialarbeiter als auch Verkünder von Gottes Wort
NEINSTEDT/MZ. - "Wer eine Ausbildung zum Diakon anstrebt, kommt mit festen Vorstellungen", sagt Ulf Koischwitz (39), Aus- und Fortbildungsleiter der Neinstedter Anstalten. Dort wo alles vor fast 160 Jahren begann, im Lindenhof, befindet sich das Diakonenkolleg, an dem seit 150 Jahren junge Menschen eine Berufung zum Beruf machen. Jeweils acht junge Männer und Frauen absolvieren derzeit eine zweijährige Ausbildung zum Diakon in den Neinstedter Anstalten.
"Voraussetzung ist die Mitgliedschaft in einer evangelischen Kirche. Wir haben eine andere Vorstellung als die Katholiken von der Diakonie", erklärt Ulf Koischwitz diese Einschränkung. Gut ist, wenn die Bewerber, die zwischen 18 und 35 Jahre alt sein sollten, bereits Erfahrungen in ehrenamtlicher Arbeit, im Zivildienst oder im Freiwilligen sozialen Jahr in einer kirchlichen Einrichtung gemacht haben. Eine Berufsausbildung oder das Abitur sind gewünscht. 15 Ausbildungsstätten für Diakone gibt es in Deutschland, eine davon sind die Neinstedter Anstalten.
Neben dem Fachberuf, wie Sozialpädagoge oder Heilerzieher, ist der Diakon Seelsorger und Verkünder von Gottes Wort oder anders gesagt "verkündender Sozialarbeiter". So soll und kann er auch Gottesdienste leiten. "Leider wird der Diakonausbildung außerhalb der Anstalten nicht mehr so viel Aufmerksamkeit geschenkt wie früher", bedauert der Aus- und Weiterbildungsleiter. Er hält es für wichtig, dass dort, wo auch christliche Grundwerte vermittelt werden, die Leiter Diakone sind. Er nennt als Beispiel das evangelische Jugendzentrum "Haltestelle" auf dem Areal der Aegidiikirche in Quedlinburg.
Im Durchschnitt sind die Männer und Frauen, die sich für eine Diakonausbildung entscheiden, 25 Jahre alt. In den sechs Jahren, seit Ulf Koischwitz die Aus- und Fortbildung leitet, sind von 40 nur zwei abgesprungen. "Wer sich dafür entscheidet, der hat sich einen Kopf darum gemacht", verweist er noch einmal mit anderen Worten auf einen Prozess der Auseinandersetzung, den die Bewerber bereits vorher mit sich ausgefochten haben. Für viele sei es ein Neustart. Elf Unterrichtsfächer gibt es, darunter Altes und Neues Testament, Kirchengeschichte, Christliche Ethik Psychologie, Kunstgeschichte und Musik. Neben der Theorie wird wert auf Praktika gesetzt. Neben vier fest angestellten Lehrern sind es vor allem Honorarkräfte, darunter Pfarrer und Gemeindepädagogen, welche den Unterricht bestreiten.
Das Diakonenkolleg führt jährlich Informationstage durch, bei denen sich interessierte junge Leute einen Einblick verschaffen können. Auch ein Probeunterrichtstag ist möglich. Im Lindenhof stehen Internatszimmer zur Verfügung. "Diakon ist ein Titel, den einer ein Leben lang trägt", sagt Ulf Koischwitz mit stolz und setzt hinzu, " solange er Mitglied einer evangelischen Kirche ist". Rund 30 Diakone wirken in den Neinstedter Anstalten. Sie gehören der Diakonischen Gemeinschaft an, die als Fachverband und Interessenvertretung bundesweit rund 240 Mitglieder hat. Zu den drei theologisch-diakonischen Bildungsangeboten in den Neinstedter Anstalten gehören auch Diakonikkurse, die eine konzentrierte Weiterbildung für leitende Mitarbeiter in Kirche und Diakonie bieten. Einen Probelauf gab es im vergangenen Jahr.
Ein drittes Angebot ist die Fortbildung für Mitarbeitende in diakonischen und kirchlichen Einrichtungen, "die mehr über die Diakonie, die evangelische Kirche und ihre Einrichtungen erfahren möchten" erklärt Ulf Koischwitz. Im vergangenen Jahr nahmen daran rund 200 Interessierte teil, für die Fragen wie "Wer war Jesus?", "Grundideen der Diakonie?" oder "Warum glaubt der Mensch?" behandelt wurden.
Die Kontaktadresse lautet: Diakonenkolleg Lindenhof, Lindenstraße 3; 06502 Thale / Ortsteil Neinstedt,
Telefon 039 47 / 99 130;
E-Mail: [email protected];
Internet: www.lindenhof-neinstedt.de