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MZ-Serie Typisch Harz MZ-Serie Typisch Harz: Harzer Fichteln in der Kiepe

Von Andreas bürkner 04.12.2013, 18:23
Torsten Höher erzählt gern die Geschichte von der Herkunft des Rezepts der Harzer Fichteln.
Torsten Höher erzählt gern die Geschichte von der Herkunft des Rezepts der Harzer Fichteln. Chris Wohlfeld Lizenz

Quedlinburg/MZ - Ausgerechnet im Frankreich-Urlaub vor drei Jahren sind die allerersten Gedanken zu den Harzer Fichteln entstanden. „Als wir bei einem kleinen Dorffest wunderbar schmeckende, französische Würstchen aßen“, erzählen Torsten Höher und Juliane Jüttner, sei eine Frage aufgekommen. „Wieso gibt es so etwas nicht auch bei uns im Harz?“ Schließlich wären Münchner Weißwürste, Nürnberger Würstchen und Thüringer Rostbratwürste weit über die Regionen hinaus bekannt. Fast zur gleichen Zeit fiel dem in Quedlinburg lebenden, freiberuflichen Musiker („La Marotte“) im Nachlass seines Großvaters ein Brief aus den 20er Jahren in die Hände, in der von einer Hochzeitsfeier im Harz berichtet wurde. „Besondere Erwähnung fanden darin leckere Würste nach einem Harzer Original-Rezept, dessen Zutaten der Schreiber dem Wirt entlocken konnte“, erzählt Höher.

"Sie gibt der Wurst einen Geschmack"

Wie damals gehören heute Schweinefleisch aus einem Mastbetrieb in der Region, Harzer Kalbsfleisch sowie eine spezielle Gewürzmischung dazu, mit dem Wichtigsten: Einer geheimen Zutat aus den Harzer Wäldern.

„Sie gibt der Wurst einen Geschmack, der zwar vertraut, doch schwer zu bestimmen ist“, hatte der Briefeschreiber notiert. Was im Schriftstück allerdings nicht erwähnt wurde, war die Mischung der Zutaten für die Fichteln.

„Zusammen mit Sven Matthes, dem Inhaber der Fleischerei Oswald im Neuen Weg in Quedlinburg, haben wir monatelang die Menge der Zutaten variiert und das Ergebnis immer wieder probieren lassen, bis daraus die saftige und würzige Rostbratwurst entstanden ist“, berichten die Ideengeber. Ihre Premiere erlebten die „Harzer Fichteln“ übrigens schon zum Quedlinburger Weihnachtsmarkt vor zwei Jahren. Bisher gibt es die stets frisch gestopften und auf Holzkohle gegrillten Würstchen nur vom speziell eingerichteten Stand zu ausgewählten Aktionen im Harz. Als Beispiele nennen die Macher die Walpurgisnacht in Schierke und in Quedlinburg den Kaiserfrühling zu Pfingsten oder den Advent in den Höfen. „Das soll auch künftig so bleiben“, sagt Höher, „wir wollen unsere besonderen Würste nicht verramschen.“

Ziel der Marke „Typisch Harz“ sei es schließlich auch, vor allem den Tourismus in der Region zu bereichern, betont der 46-Jährige. „Die Leute sollen schon hierher kommen, wenn sie die Fichteln ausprobieren wollen.“ Eine weitere Möglichkeit zum Probieren sei der Tag des offenen Denkmals im September.

"Wir haben uns für den „Marketing Award“ beworben"

Überlegungen, wie sie den Verkauf erweitern könnten, haben sie dennoch. „Wir wollen uns für den Quedlinburger Wochenmarkt bewerben“, kündigt Höher an. Vorsorglich hatte er seine Kreation, die es wegen der geringeren Größe und Dicke nur paarweise in einem Brötchen gibt, rechtlich schützen lassen. Die „Kiepen“, wie die Roggenbrötchen aus Sauerteig bezeichnet werden, entstammen der Quedlinburger Bäckerei Gelbke in der Langenbergstraße.

Weil die Würstchen bisher in handwerklicher Tradition ohne Zusatzstoffe hergestellt und umgehend gegrillt werden, stellt sich die Haltbarkeitsdauer bisher einem Verkauf in abgepackter Form entgegen. „Vielleicht entwickeln wir noch eine geräucherte Variante zum Mitnehmen“, haben die Hobby-Griller bereits weitere Ideen.

Längst sind die Quedlinburger Bratwürste auch dank eines Fernsehauftritts weit über die Grenzen des Harzes bekannt geworden. „Wir haben uns sogar für den „Marketing Award - Leuchttürme der Tourismuswirtschaft“ beworben, der vom Ostdeutschen Sparkassenverband ausgelobt worden ist“, erzählt die freischaffende Bildhauerin Juliane Jüttner. Eine Entscheidung über die Gewinner stehe allerdings noch aus.