MZ-Aktion "Sicherer Schulweg" MZ-Aktion "Sicherer Schulweg": Gefahr für Schulkinder auf dem Weg zum Unterricht

Thale - „Die Autos aus Richtung Friedrichsbrunn kommen um die Kurve geschossen, das ist echt gefährlich,“ schimpft Diana Lessing. Sie muss mit ihrem Sohn Thorben jeden Morgen auf dem Weg zur Grundschule „Auf den Höhen“ über die vielbefahrene Walpurgisstraße. Sie ergänzt: „An der Stelle, wo wir die Straße auf kürzestem Weg überqueren könnten, verhindert eben diese Kurve den freien Blick.“ Den Weg von der Alfredstraße bis zur Schule habe sie aber so gewählt, weil der Rest ziemlich sicher sei.
„Einen Fußgängerübergang gibt es an dieser Stelle nicht, ebenso wenig in der Verlängerung im Obersteigerweg“, stellte die zweifache Mutter fest und erhofft sich deshalb Hilfe durch die MZ-Aktion „Sicherer Schulweg“. Letzter Auslöser der Kritik war ihre eigene Beobachtung: „Mein Sohn wurde an dieser Stelle schon einmal fast von einem Auto erfasst.“
Das Thema der sicheren Straßenquerung ist in der Stadt nicht neu, schon Anfang 2013 wurde über einen Antrag zu einem Übergang diskutiert. Allerdings lag die vorgesehene Querung in Nähe des Klubhauses deutlich oberhalb der jetzt von Diana Lessing zur Sprache gebrachten Stelle.
Als zusätzliches Problem erweist sich der Status als Landesstraße, wodurch die Stadt Thale nur beantragen, aber nicht selbst entscheiden kann. Im Schul- und Sozialausschuss sei der Überweg als „nicht notwendig“ angesehen worden, weil er wegen der Straßeneinmündungen und der Breite schwierig anzulegen sei, ist dem Protokoll der Diskussion vom 11. Februar 2013 zu entnehmen. Außerdem sei wegen der Kurve auf schnell fahrende Autos kein ausreichender Blick möglich.
Die Mitglieder des Bauausschusses der Stadt beschäftigten sich am 4. April 2013 mit dem gleichen Thema. Als zusätzliches Argument brachten sie die Kosten für die Einrichtung ins Spiel: „Lohnt der Aufwand, wie Beleuchtung oder Bordstein absenken?“ Sie schlossen sich der Meinung ihrer Kollegen gegen den Übergang an.
„Nicht alle können ihre Kinder mit dem Auto zur Schule fahren oder sie persönlich begleiten“, spricht Diana Lessing nicht nur für sich. Also müssen die Kleinen in die Lage versetzt werden, den Weg auch allein bewältigen zu können. Damit die Kinder sicher über die Straße kommen, würde sie sogar einen Umweg in Kauf nehmen, zeigt sich die junge Mutter kompromissbereit. „Der Überweg könnte zum Beispiel im Obersteigerweg eingerichtet werden.“
Ordnungs- und Bauamtsleiter Guido Blosfeld steht der Anregung der Eltern aufgeschlossen gegenüber und wertet sie als Bürgeranfrage. Er kündigte in einem Telefonat mit der MZ an, einen Antrag für die Landestraßen-Behörde vorbereiten zu wollen. „Daran würde ich gern die Eltern beteiligen“, schlägt er deshalb einen baldigen Treff an der gewünschten Stelle vor. „Dann können wir gleich überprüfen, ob vorgeschriebene Voraussetzungen erfüllt sind“, sagt Blosfeld.
Diana Lessing geht bei ihrer Anfrage noch einen Schritt weiter. „Hat eigentlich jemand mal an die älteren oder gehbehinderten Menschen gedacht, die beispielsweise die Einkaufsmärkte im Musestieg aufsuchen wollen?“ Sie fragt sich bei so mancher Entscheidung oder Diskussion zu diesem Thema immer wieder: „Dreht sich denn im Straßenverkehr alles nur um die Autofahrer?“ (mz)