Moritzkirche Halberstadt Moritzkirche Halberstadt: Bildhauer Priese errichtet neuen Taufstein

halberstadt/MZ - In der Halberstädter Moritzkirche wird das Tauf-Provisorium durch ein Oktogon ersetzt werden. Der Rohling dafür lag lange in der Werkstatt von Steinbildhauer Daniel Priese. Nun ist aus ihm ein wahres Kunstwerk geworden, das in wenigen Wochen der Gemeinde übergeben wird, wie Frieder Liebrich, Vorsitzender des Gemeindekirchenrates in Halberstadt, berichtet.
Vor sechs Jahren entschied die Moritzgemeinde, es soll ein neuer Taufstein hergestellt werden. Der soll sich schlicht in den Kirchenraum einfügen. Letztlich sprach sie sich für den Entwurf von Daniel Priese aus. Die Arbeit verkörpere einerseits die Zahl der Ewigkeit, verweise aber zudem auf Taufe und Auferstehung. Im Becken tritt das gleichschenklige Kreuz erhaben aus dem Stein.
Formensprache der Gegenwart
So eine Taufe zu errichten, sei für einen Stein-Künstler etwas Einmaliges. „Das ist ein Stück in Stein gehauene Theologie“, meint Priese. Dabei wählt er nicht den Rückgriff auf den alten romanischen Taufstein, sondern die Formensprache der Gegenwart, die sehr gut mit dem Kirchenraum korrespondiert.
Der heimische Steinbildhauer hat zwischen Dom, Gleimhaus und Steinen der Erinnerung und Mahnung schon zahlreiche Spuren in Halberstadt und weit darüber hinaus hinterlassen. Davon kann sich der Betrachter gegenwärtig im Halberstädter Gleimhaus überzeugen. Der Bildhauer Daniel Priese gibt im Zuge einer Werkschau in den nächsten Wochen einen Überblick über sein Schaffen.
Seit über 30 Jahren ist er in Halberstadt ansässig. Durch seine Arbeit am Dom hat er die Traditionen des Ortes aufgenommen. Als Angehöriger einer Künstlerfamilie ist er auch familiär hier verwurzelt. Johann Peter Hinz, der Metallgestalter und spätere Stadtratspräsident, war sein Onkel. Ein weiterer Onkel, Klaus Weihe, war Steinbildhauer. Cousine Anna Weihe arbeitet gleich nebenan in ihrer Werkstatt als Keramikerin, Cousin Christoph Weihe ist ebenso Bildhauer wie Cousin Michael Weihe es war, der 2012 verstarb und von dem gerade eine Werkschau in der Liebfrauenkirche am anderen Ende des Domplatzes zu sehen ist.
Der 1962 in Berlin geborene Priese lernte klassisch Steinmetz und hinterließ beim Restaurieren seine Spuren an der Nationalgalerie, dem Schauspielhaus, dem Französischen Dom und der Staatsbibliothek. Seit 1991 wirkt er freiberuflich als Bildhauer und wurde 1996 Mitglied im Berufsverband Bildender Künstler Sachsen-Anhalt. Er kopierte als erste freischaffende Arbeit die marode Eike-von-Repgow-Plastik vor dem Amtsgericht. Und dort, wo derzeit seine Arbeiten zu sehen sind, im Gleimhaus, hinterließ er bereits vor Jahren seine Spur: Den Kopf der Anna-Louisa Karsch im Foyer hat er restauriert. Daniel Priese versteht die gestalterische Arbeit am Stein als Prozess, der zwar mit einer erfahrenen und gedanklichen Vorbearbeitung beginnt, jedoch direkt in Stein umgesetzt wird. „Eine theoretisch-gedankliche Ausstattung meiner Skulpturen tritt völlig in den Hintergrund“, sagt er.
Stein bleibt Stein
Im Mittelpunkt der Schau im Gleimhaus stehen neben den „Zwei Herren in Betrachtung des Doms“, die eine optische und semantische Klammer zwischen Dom und Gleimhaus bilden und schnell zu einer Art Wahrzeichen des geistigen Halberstadt geworden sind, die abstrakten Skulpturen „Segment“ und „Interface“. „Diese Arbeiten stehen ohne Gestisches, Erzählerisches, Versinnbildlichendes da. Ihr erstes Anliegen ist schlicht: Volumen zu sein und Stein zu sein. Der Stein als Block bleibt stets gegenwärtig. Der Stein wird nicht Mensch, nicht Tier, er bleibt Stein. Skulptur pur – so lassen sich dieser Ansatz und diese Methode bezeichnen“, erläutert der Kurator der Exposition, Reimar Lacher.
Die Schau zeigt auch das grafische Schaffen, das mit Prieses Skulptur einhergeht. Diese Arbeiten machen den Werkprozess nachvollziehbar und sind von selb-ständigem künstlerischen Wert.