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Harzer Puppenspielerin feiert Jubiläum Menschen, Tiere, Fabelwesen - Quedlinburgerin erweckt Figuren zum Leben

Anja Herbener ist von ganzem Herzen Puppenspielerin. Ihr Figurentheater Cirqu^onflexe in Quedlinburg, in dem sie Geschichten für Kinder und Erwachsene präsentiert, feiert jetzt 25-jähriges Bestehen.

Von Rita Kunze 03.09.2024, 17:41
Anja Herbener mit einigen ihrer Figuren, die in ihrem Theater Cirqu^onflexe zu erleben sind.
Anja Herbener mit einigen ihrer Figuren, die in ihrem Theater Cirqu^onflexe zu erleben sind. Foto: Kunze

Quedlinburg/MZ. - Wenn Anja Herbener mit einer ihrer Figuren durch Quedlinburg geht, dann macht das etwas mit den Menschen. Manche freuen sich einfach, andere - und nicht nur Kinder - geben Herbeners Puppe die Hand oder reden mit ihr.

„Sehr oft wollen die Menschen, besonders natürlich die Kinder, die Figuren nach der Vorstellung noch einmal näher ansehen, auch berühren, eventuell ausprobieren.“ Sie lasse das zu: Theater zum Mitmachen muss auch Theater zum Anfassen beinhalten, sagt sie.

Ab 7. September wird das Jubiläum mit vielen Vorstellungen gefeiert

Seit 25 Jahren gibt Anja Herbener in ihrem Figurentheater Cirqu^onflexe tierischen und menschlichen Wesen Bewegung und Stimme, erzählt Lustiges, Ernstes, auch Trauriges. Die Figuren baut sie selbst; Märchengestalten wie Rapunzel, aber auch Charaktere wie den „Dummling“, den Hund Quedel oder Oskar, einen sterbenskranken Jungen, der sich in Briefen an Gott sein ganzes Leben bis ins hohe Alter vorstellt.

Ab Samstag, 7. September, wird das Jubiläum ihres Theaters, etabliert in der Quedlinburger Bockstraße 3, mit einer Festwoche gefeiert, die am 15. September mit einem Festgottesdienst in der Wipertikirche endet.

Puppenspiel fasziniert Anja Herbener seit ihrer Kindheit; als sie neun Jahre alt war, schreinerte ihr Vater ihr eine kleine Puppenbühne, die heute noch in ihrem Theater steht. Eine besondere Aufführung mit historischen Figuren im Münchner Marionettentheater gab schließlich die Initialzündung: „Da ist meine Mutter mit mir hingegangen, und ich war vollkommen hin und weg. Und im Programm stand: Wir suchen Puppenspieler und solche, die es werden wollen. Da habe ich mich dem Direktor vorgestellt und gesagt: Ich bin eine, die es werden will. Da war ich fünfzehn. Er sagte: Geh heim, geh in die Schule. Mit fünfzehneinhalb bin ich wiedergekommen und habe gesagt, ich will aber mitspielen.“ Sie durfte.

Ich kann ganz schlecht auf der Bühne stehen ohne eine Figur. Das ist ein vollkommen anderes Gefühl.

Anja Herbener, Puppenspielerin

Ihre Eltern bestanden jedoch darauf, dass sie nach dem Abitur „was Richtiges“ studiert. So kam sie zu ihrem Beruf auf Umwegen, die sie über Musik und Tanz in andere Länder führten und auf denen sie ihren eigenen Stil gefunden hat: die Interaktion mit ihrem Publikum und die Einbeziehung des Augenblicks. Ihre Figuren gestaltet sie selbst und sehr überlegt: „Eine Figur muss etwas können, das ein Mensch nicht kann“, sagt Anja Herbener. „Sonst kann ich’s aufs Menschentheater bringen.“

Wenn Puppen und Menschen miteinander agieren, ist das immer etwas Besonderes, „sowohl für die Beteiligten, die mit einem mitspielen, als auch für einen selber. Ich kann zum Beispiel ganz schlecht auf der Bühne stehen ohne eine Figur. Das ist ein vollkommen anderes Gefühl.“

Puppentheater ist nicht nur etwas für Kinder

Und: „Die Puppe kann alles sagen. Die hat keinen Zensor, niemand funkt dazwischen.“ Die Fantasie bekommt Freiraum: „Wir wissen genau, da ist Stoff, Schaumstoff, da sind Materialien, die sind auf kreative Weise zu etwas zusammengebracht worden, was aussieht wie eine Figur. Wir wissen, das lebt nicht, das hat keinen eigenen Willen - aber wir erlauben es, wir nehmen die Täuschung bewusst an.“

Dass Puppentheater nur etwas für Kinder ist, sei ein Missverständnis. „Wir haben alle irgendwann mal mit Puppen gespielt und dann irgendwann damit aufgehört. Ich glaube aber, dass unser inneres Kind das sehr wohl kann und dass das nicht peinlich ist.“