Markus Bölling und der Jugendclub "Haltestelle" Markus Bölling und der Jugendclub "Haltestelle" : Kurzfilmvorführung im Quedlinburger Kino "Eisenstein"

Quedlinburg - „Das Handy kommt an erster Stelle“, da sind sich die Jugendlichen einig, die im Studiokino „Eisenstein“ in der Quedlinburger Reichenstraße sitzen und auf die Vorführung des Films warten, der sich um sie und ein Handy dreht. Das Mobilteil sei für sie so wichtig, dass es noch vor Freunden und Familie stünde, sagen die Jungs und Mädchen.
Wen wundert’s also, dass sie in ihrem selbst produzierten Kurzfilm von der Katastrophe erzählen: Das Handy ist kaputt. Von einem vorbei fahrenden Radler aus der Hand getreten und zu Boden gefallen. Das ist der Auslöser von weitreichenderen Konflikten, denen sich der Protagonist stellen muss. Es trifft ihn nicht nur, dass das teure Handy nicht mehr zu retten ist - er hat den Bus verpasst, kann seine Eltern nicht anrufen, wird zu spät kommen und sich Ärger einhandeln. Ein Schulfreund macht ihm ein verlockendes Angebot: Er will ein gleiches Handy stehlen, das einem Mädchen gehört, das neben ihnen wartet.
Hinter den wartenden Jugendlichen steht eine Frau, die nur für das Opfer sichtbar ist - sie verkörpert sein Gewissen.
Titel lässt viele Assoziationen zu
Die Hauptfigur müsse eine Entscheidung fällen, sagt Schauspieler Markus Bölling, der bei diesem Kurzfilm Regie geführt hat. Entstanden ist er in den Herbstferien im Rahmen eines Projekts des offenen evangelischen Kinder- und Jugendhauses „Haltestelle“ in Kooperation mit dem Dachverein Reichenstraße und dem Kinder- und Jugendbüro der Stadt Quedlinburg. Die Teilnehmer kommen aus der Bansi- und der Bosseschule, aus dem GutsMuths-Gymnasium. Die Arbeiten an Kamera, Licht, Ton und die Aufnahmeleitung haben Profis übernommen.
Der Titel des Films, „Haltestelle“, lasse viele Assoziationen zu, sagt Bölling. Wer an einer Haltestelle stehe, der wolle irgendwo hin. Im übertragenen Sinne: „Man muss eine Entscheidung treffen, auch wenn die Konsequenzen im Moment noch nicht absehbar sind.“
Die jugendlichen Mitwirkenden sind dafür ein gutes Beispiel. In Vorbereitung des Films hat es ein Casting gegeben. Von den 26 Bewerbern wurden zwölf ausgesucht. „Bestimmtheit und der Wille, etwas zu tun, waren ein wichtiges Kriterium“, sagt Bölling. Worüber er und andere am Projekt beteiligte Erwachsene am meisten staunten war die Tatsache, dass die Jugendlichen in ihren Ferien jeden Morgen pünktlich am Set waren.
Den Schlüssel dafür sieht Bölling in der Anerkennung und Begeisterung, die die Jugendlichen in dieser Zeit erfahren haben. „Sie haben mit Erwachsenen gearbeitet, die auf sie eingehen. Sie haben sich ernst genommen gefühlt bei einem Projekt, das jenseits von Kinder- und Jugendprojekten ist.“ Es gab den Jugendlichen Gelegenheit, aus ihrer Welt zu erzählen, während sie in eine völlig andere eintauchen. An einem Film hatte zuvor nur einer der Darsteller mitgearbeitet.
Mit dem Handy gefilmt
Mit dem Handy wurde die Entstehung des nur wenige Minuten langen Streifens gefilmt, „um den Prozess zu verstehen“, so Bölling. Nach dem Dreh konnten die Szenen beim Offenen Kanal von den Projektteilnehmern selbst geschnitten werden. Für vier Sekunden Film haben sie etwa zwei Stunden gebraucht - eine echte Überraschung für die Jugendlichen, die nun „Wertschätzung erfahren haben, was und wie intensiv man sich mit dem Material beschäftigen muss, damit andere es gucken können“, sagt Bölling mit Blick auf die Youtube-Generation.
Der Film soll auch als Vorfilm im regulären Kinoprogramm des „Eisenstein“ gezeigt werden.
Das Filmprojekt wurde durch das Bundesprogramm „Kultur macht stark - Bündnisse für Bildung“ ermöglicht. Die Filmpremiere findet am 10. Dezember um 17 Uhr im Studiokino „Eisenstein“ in der Quedlinburger Reichenstraße statt. Interessenten sind willkommen. (mz)