Landkreis Harz Landkreis Harz: 45 Gotteshäuser wurden mit EU-Geldern saniert

DANSTEDT/MZ - Es erinnert an die Sammelbild-Alben aus der Kinderzeit: 45 Kirchen des Landkreises Harz umfasst das Projekt „Sammelkarten Harzkirchen“. In jeder von ihnen liegen 1 000 Ansichtskarten, die der fleißige Kirchenbesucher oder -tourist in eine eigens dafür in einer Behindertenwerkstatt außerhalb der Harzregion gefertigten Mappe sammeln kann. „Ja, wir stehen für die Dorferneuerung in der Region. Aber wir haben für diese Arbeiten im Harzkreis keinen Anbieter gefunden. Im Sinne der Finanzdisziplin haben wir drei Angebote eingeholt.“ Auch der Fotograf aller 45 Kirchen-Ansichtskarten stammt nicht aus dem Landkreis Harz.
Wie kommt man gerade auf diese Kirchen, wenn die Baupflegerin des evangelischen Kirchenkreises Halberstadt, Sylke Richter, einen Bestand von 107 Kirchengebäude zu betreuen hat? Michael Schmidt, Manager des von der EU aufgelegten Leader-Programms, erläutert, dass mit Hilfe des EU-Förderprogramms Leader die drei lokalen Aktionsgruppen im Landkreis Harz - Harz, Nordharz und Rund um den Huy - seit 2009 gemeinsam genau diese 45 Kirchen gefördert haben, die in einer Übersichtskarte verzeichnet sind. „Die europäischen Mittel kamen in der Förderperiode 2007 bis 2013 nicht nur Kommunen und Privatleuten zu- gute, sondern Kirchengemeinden konnten damit ihre Gotteshäuser sanieren.“
Kirchen seien mehr als nur Gebäude, sie entwickelten sich zu Orten der Dorfgemeinschaft. Pfarrerin Evelyn Dege, die die Macher der Sammelmappe in ihrer Danstedter Kirche St. Udalrici begrüßte, kann das nur unterstreichen. „Sie tun ja ein Stück unserer Arbeit, nur auf einem anderen Weg. Ich freue mich, dass sich alles so gut fügt.“ Mit den Karten, die in den Kirchen zwischen dem westlichsten Ort des Landes, Wülperode und Endorf, hinterlegt sind, soll die Leader-Erfolgsgeschichte gewürdigt und die große Vielfalt der geschichtsträchtigen Kirchen den Menschen näher gebracht werden. Schmidt hebt die Besonderheit des Landkreises Harz hervor. Auf dessen Gebiet haben sich in der Historie viele Gebietsänderungen vollzogen, so dass allein drei evangelische Landeskirchen hier miteinander leben.
„Wir als Braunschweigische Landeskirche wurden gleich nach 1990 hier wieder aktiv. Es wurde für unsere zwölf Kirchen der Propstei Blankenburg viel geschaffen“, betont Martin Schuseil, Leitender Landeskirchenbaurat aus Wolfenbüttel. „Allein sechs der 45 im Album vertretenen Kirchen zählen zur Braunschweigischen Landeskirche: Altenbrak, Benzingerode, Tanne, Rübeland, Cattenstedt und Timmenrode.“ Insgesamt seien in den Altkreisen Wernigerode 12, Quedlinburg 13 und Halberstadt 20 Kirchen der verschiedenen Landeskirchen mit europäischer Förderung bedacht worden.
Michael Schmidt hebt als wichtigsten Partner das Amt für Landwirtschaft und Flurneuordnung Mitte hervor. Forstrat Heinz-Dieter Hünsche erinnert sich noch gut, wie alles begann. „Der damalige Superintendent des Kirchenkreises Halberstadt, Christoph Hackbeil, legte uns eine lange Wunschliste vor.“ Dabei sei perspektivisch gedacht worden, auch im Bewusstsein, dass die Kirchengemeinden ihren Eigenanteil aufbringen müssen. „Da geht es um mehr als Kirchendachsparren 17 bis 35“, ergänzt Michael Schmidt. „Zu Beginn der Förderperiode ging es um Zuwendungen von 30 000 oder 40 000 Euro. 2013 haben wir 400 000 Euro ausgereicht,“ sagt Hünsche, der darin auf beste Weise „Werterhaltung und touristische Aufwertung der Region“ verbunden sieht. „Daraus wächst durchaus Stolz auf die Gemeinde, und wir können darstellen, hier hat sich Europa ganz praktisch an der Dorfentwicklung beteiligt.“
Leader-Manager Michael Schmidt und Amt für Landwirtschaft und Flurneuordnung sind optimistisch, dass auch in der gerade beginnenden Förderperiode EU-Mittel in die Kirchengemeinden fließen werden, womit der ländliche Raum weiter eine Aufwertung erfährt. Darin sieht auch Sylke Richter vom Halberstädter Kreiskirchenamt eine Chance für jene Gemeinden, die wegen fehlender Eigenmittel bisher nicht durch das Leader-Programm berücksichtigt wurden.
