Kultur Kultur: Neues Leben für Waldbühne Benneckenstein

Benneckenstein - Wieviel Freilichttheater lässt sich im Harz gestalten? Zum Platzhirsch Bergtheater mit 94 Veranstaltungen von Juni bis September und der kleineren Waldbühne Altenbrak - in diesem Jahr gibt es dort fünf Veranstaltungen - gesellt sich derzeit eine noch kleinere Veranstaltungsstätte. Ein Verein will sie mit viel Enthusiasmus nach vorn bringen: Das „Kulturrevier Harz“ hat es sich zur Aufgabe gemacht, die Waldbühne Benneckenstein wieder zu beleben. Ein Anfang soll am Samstag, dem 23. August, mit einem Theatersommerfest gemacht werden.
Der Verein „Kulturrevier Harz“ hat sich 2013 in Benneckenstein gegründet. Ihm gehören kulturinteressierte Bürger und Vertreter aus Politik, Gesellschaft, Kultur und Wirtschaft an, die laut Verein aus den drei Bundesländern stammen, in denen der Harz liegt: Niedersachsen, Sachsen-Anhalt und Thüringen. Zu den Gründungsmitgliedern gehören unter anderem die Linken-Landtagsabgeordnete Evelyn Edler und Frank Damsch, Bürgermeister der Stadt Oberharz am Brocken.
Die Waldbühne Benneckenstein wurde 1952 gebaut und 1992 zum letzten Mal saniert. Genutzt wird sie derzeit kaum noch.
„Mit ihren 400 Plätzen soll sie eine Nische sein zwischen Bergtheater und Waldbühne Altenbrak“, sagt der Vereinsvorsitzende Janek Liebetruth über die Bühne in Benneckenstein. „Das ist eine Chance. Die Bühne ist groß genug, um wahrgenommen zu werden, aber nicht zu groß, um sie ständig füllen zu müssen.“
Liebetruth ist seit 2013 freiberuflicher Theaterregisseur und hat zuletzt vier Jahre lang am Staatstheater Stuttgart gearbeitet. Aufgewachsen ist der 34-Jährige in Benneckenstein; nun will er „den Blick von außen mitbringen“, um der fast totgesagten Bühne neues Leben einzuhauchen. Dazu sollen sich Künstler mit dem Blick von außen mit Themen beschäftigen, die den Harz betreffen. Die ließen sich so in einem größeren Kontext betrachten, sagt der Regisseur. „Ich finde das spannend.“
Liebetruth entdeckt gerade seine alte Heimat neu: „Ich bin in den letzten anderthalb Jahren öfter hier gewesen als in den vergangenen zehn Jahren zusammen.“ Benneckenstein in der Theaterlandschaft neu zu etablieren, nennt er „eine große Nummer“. Aber „ich habe auch das Know-how, das sind alles Profis“, sagt er über seine Mitstreiter. Die betrachten den Harz als Ganzes, sehen die Waldbühne als kulturelles Angebot im Dreiländereck von Niedersachsen, Sachsen-Anhalt und Thüringen und als freies Theater in der Fläche mit „zusätzlichen Angeboten, was Ästhetik und Künstler betrifft“.
Was darunter zu verstehen ist, soll am kommenden Samstag beim Theatersommerfest gezeigt werden. Dazu habe er unter anderem Schauspieler eingeladen, mit denen er im kommenden Jahr arbeiten möchte, sagt Liebetruth. Sie werden in einem „theatralen Trip durch die schönsten Monologe des klassischen und modernen deutschen Schauspiels“ von einer fiktiven Reise auf den Brocken erzählen und sich dabei durch Goethes „Faust“, Handkes „Untertagblues“, Herrndorfs „Tschick“ und Manns „Die Buddenbrooks“ spielen. Zu sehen sind Julia Philippi (Sat1-Serie „Schmetterlinge im Bauch“), Rainer Philippi („Soko Stuttgart“), Ralph Kinkel vom Staatstheater Braunschweig und Sven Mattke vom Theater Würzburg.
Tänzer aus Basel werden zeitgenössische Choreografien zeigen, und der Schauspieler Mark Pohl („Sushi in Suhl“) vom Staatstheater Weimar wird Goethes „Die Leiden des jungen Werther“ als Ein-Personen-Stück präsentieren. Für Kinder gibt es bereits ab 13 Uhr ein eigenes Unterhaltungsprogramm.
Den Theatersamstag versteht das „Kulturrevier Harz“ als Vorgeschmack auf kommendes: Im Jahr 2015 soll es ein „großes, überregional ausstrahlendes Theaterfestival“ geben. Das war schon für dieses Jahr geplant, scheiterte aber an der Finanzierung.
Weitere Informationen zum Verein und zum Theaterfest gibt es im Internet unter kulturrevier-harz.de (mz)