Kreisbibliothek Kreisbibliothek: Steht bald die Schließung bevor?
Quedlinburg - Werden die Öffnungszeiten der Ausleihe der Kreisbibliothek in Quedlinburg noch weiter reduziert? Oder wird sie sogar ganz geschlossen?
Die Mitglieder des Freundeskreises Bibliothek Quedlinburg sind in Sorge. „Wir haben uns mit einem Schreiben an die Fraktionen des Stadtrates gewandt“, sagt Vereinsvorsitzender Rolf Bielau.
Am Dienstagvormittag hat der Freundeskreis eine Aktion im Bildungshaus „Carl Ritter“ in der Heiligegeiststraße gestartet.
Dabei wendet er sich mit einem Aufsteller und Informationsblättern an die Nutzer der Bibliothek. Und mit der Sammlung von Unterschriften: Mit dieser soll die Forderung des Freundeskreises nach „mehr Unterstützung der Stadt für die Erhaltung und für benutzerfreundliche Öffnungszeiten der Kreisbibliothek in Quedlinburg“ unterstützt werden.
Vor drei Jahren an die Kreisvolkshochschule angegliedert
Während es in Wernigerode und Halberstadt Stadtbibliotheken gibt, die auch zu 100 Prozent durch die Kommunen finanziert würden, ist die Quedlinburger die Kreisbibliothek, sagt Rolf Bielau. Sie sei 2015 der Kreisvolkshochschule angegliedert worden.
Die Kreisbibliothek, sagt Rolf Bielau weiter, wird hauptsächlich durch den Landkreis Harz getragen.
„Der Kreistag hat gefordert, dass sie ihrem Auftrag als Kreisbibliothek nachkommt und die kleineren Bibliotheken im gesamten Landkreis betreut“, ergänzt Brigitte Kullik, stellvertretende Vorsitzende des Freundeskreises.
Die Stadt Quedlinburg, die für das öffentliche Bibliotheksangebot in der Stadt zuständig sei, zahle nur einen Zuschuss von 33.700 Euro, so Rolf Bielau. Dieser aber würde bei weitem nicht ausreichen.
Nur noch zwei Ausleihtage
Statt früher fast täglich, sei die Ausleihe deshalb inzwischen nur noch dienstags von 10 bis 12 und 15 bis 19 sowie freitags von 15 bis 19 Uhr geöffnet.
„Früher gab es sehr gute Synergien zwischen Kreisvolkshochschule, Musikschule und Bibliothek“, sagt Nicola Schickardt, ebenfalls Mitglied des Freundeskreises.
So hätten beispielsweise Musikschüler auch die Ausleihe genutzt. „Das ist durch die verkürzten Öffnungszeiten zurückgegangen“, so Nicola Schickardt.
„Wir haben das Gefühl, dass man sagt, wenn nicht mehr Unterstützung von der Stadt kommt, werden die Öffnungszeiten in Quedlinburg noch weiter reduziert“, erklärt Rolf Bielau.
Stadt zahlt keine höheren Zuschüsse
Deshalb habe sich der Freundeskreis, der die Bibliothek seit seiner Gründung im Jahr 1996 unterstützt, bereits im Frühjahr vergangenen Jahres an den Oberbürgermeister gewandt.
„Wir haben dann einen Brief erhalten, dass die Stadt nicht in der Lage ist, einen höheren Zuschuss zu zahlen“, schildert Bielau.
Im November sei der Kultur-, Tourismus- und Sozialausschuss des Stadtrates im Bildungshaus gewesen und habe sich informiert. Und jetzt habe der Freundeskreis Kontakt zu den Stadtratsfraktionen aufgenommen.
„Es kann keiner sagen, dass das Problem nicht bekannt sei“, sagt Rolf Bielau.
Die meisten Leser kommen aus Quedlinburg
Die Einrichtung im Carl-Ritter-Haus sei zwar Kreisbibliothek; doch die meisten Leser kämen aus Quedlinburg, so der Vorsitzende des Freundeskreises weiter. „Die Stadt ist Nutznießer dieser Bibliothek.“
Deshalb müsse von ihr mehr personelle und finanzielle Unterstützung kommen. „Doch wir haben die große Angst, dass der Haushalt künftig noch weniger für uns übrig hat“, sagt Rolf Bielau.
Mit Blick auf Vorhaben der Stadt fügt er hinzu: „Wenn wir uns einen Sachsen-Anhalt-Tag leisten können und ein Freizeit-, Sport- und Erholungsareal, sollte man sich auch richtig für den Erhalt einer Bibliothek einsetzen.“
Aber, so der Vorsitzende weiter, „es fehlt einfach an Unterstützung“.
Bibliothek hat auch eine soziale Aufgabe
„Für mich ist vor allem wichtig“, sagt Horst Hofmann, ehemaliger langjähriger Vorsitzender des Freundeskreises, „dass die Bibliothek auch eine soziale Aufgabe hat.“
Viele Leute könnten sich keine Bücher kaufen. Wenn das Angebot, sie auszuleihen, nicht mehr da sei, „lesen sie gar nicht mehr“.
Würde die Bibliothek schließen, sei das auch „ein Abbruch einer großen Tradition“, so Hofmann weiter. 2012 waren 350 Jahre öffentliche Bibliothek in Quedlinburg gefeiert worden.
Bis Ende Mai will der Freundeskreis nun Unterschriften sammeln. Die Listen, sagt Rolf Bielau, sollen dann im Rathaus übergeben werden. (mz)