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Konsum-Kaufhalle in Friedrichsbrunn Konsum-Kaufhalle in Friedrichsbrunn: Supermarkt ist gerettet

Von ingo kugenbuch 12.01.2016, 17:16
Der Friedrichsbrunner Supermarkt hat einen neuen Betreiber. Stefan Marcinkowski (l.) übernahm das Geschäft von Gerd Bartsch (r.), der sich in den Ruhestand begab. Die Immobilie hat er von zwei Brüdern gepachtet.
Der Friedrichsbrunner Supermarkt hat einen neuen Betreiber. Stefan Marcinkowski (l.) übernahm das Geschäft von Gerd Bartsch (r.), der sich in den Ruhestand begab. Die Immobilie hat er von zwei Brüdern gepachtet. chris wohlfeld Lizenz

friedrichsbrunn - Im „modernen Einkaufszentrum“ in der Hauptstraße „versorgen sich nicht nur die Einwohner und Gäste von Friedrichsbrunn mit den notwendigsten Dingen, sondern es kommen auch Kunden von Allrode, Güntersberge und Siptenfelde. Aber man ist hier dem Käuferstrom gewachsen!“. Was die „Freiheit“ im Januar 1973 über den Friedrichsbrunner Einkaufsmarkt schrieb, gilt noch heute. Es gibt nur einen frappierenden Unterschied: Statt 16 Verkäuferinnen arbeiten hier jetzt noch 3.

Nahkauf bleibt weiterhin geöffnet

Aber die entscheidende Nachricht 43 Jahre nach der Eröffnung der Konsum-Verkaufsstelle ist, dass der Markt, der heute unter dem Label „Nahkauf“ firmiert, weiterhin geöffnet bleibt - auch wenn der bisherige Betreiber Gerd Bartsch zu Jahresbeginn mit 69 Jahren in den Ruhestand gegangen ist. Denn Stefan Marcinkowski, Eigentümer und Geschäftsführer der „Hotelferienanlage Friedrichsbrunn“ hat die ehemalige Konsum-Kaufhalle übernommen. „Es ist wichtig, dass der Supermarkt im Ort bleibt, damit die Attraktivität erhalten wird“, sagt Marcinkowski der MZ. Und so sei die Entscheidung schnell gefallen, als Bartsch ihn gefragt habe, ob er das Geschäft übernehmen würde, sagt der 39-Jährige, der an erster Stelle eine Hotelanlage mit 180 Betten betreibt. „Ich kam mit ihm als Hotelier hier am Ort ins Gespräch und habe sofort zugesagt.“

Konsum ist nicht die Abkürzung für „Kauft ohne Nachdenken schnell unseren Mist“.

In der sowjetischen Besatzungszone hat die Militäradministration nach einer Darstellung des Zentralverbands deutscher Konsumgenossenschaften bereits am 18. Dezember 1945 den Befehl 176 erlassen, der die Wiederherstellung der Konsumgenossenschaften und die lastenfreie Rückgabe des konsumgenossenschaftlichen Vermögens anordnete.

1946 gab es ein komplettes Netz an Genossenschaften. Der Konsum musste allerdings den eigenen Großhandel aufgeben und wurde durch die staatliche Handelsorganisation (HO) mitbeliefert. Der Konsum sollte vor allem die Versorgung auf dem Land sicherstellen. Neben Lebensmittelläden wurden auch Gaststätten und Kaufhallen betrieben - wie seit 1973 in Friedrichsbrunn.

Im Jahr 1988 gab es 198 Konsumgenossenschaften, die im Verband Deutscher Konsumgenossenschaften zusammengeschlossen waren.

Damit ist Bartsch, der den Supermarkt nach 17 Jahren abgibt, sehr zufrieden. „Ich bin froh, dass ein Nachfolger gefunden ist“, sagt er. „Mir liegt es sehr am Herzen, dass das Geschäft erhalten bleibt.“ Insgesamt hätten sich drei Bewerber für den Markt mit 320 Quadratmetern Verkaufsfläche interessiert, sagt Bartsch. Marcinkowski sei dabei sein Wunschkandidat gewesen.

Bistro-Ecke wird eingerichtet

„Wir werden den Markt noch aufwerten“, sagt Marcinkowski über den Laden, in dem noch der Steinfußboden von 1973 liegt. Zunächst wurde alles frisch gestrichen. Derzeit wird gerade eine Bistro-Ecke eingerichtet, wo es Kaffee und Snacks geben soll, und auch die Kühlsysteme sollen erneuert werden. Wie Marcinkowski berichtet, ist zudem geplant, die Kassen von der Eingabe per Hand auf Strichcode-Scanner umzustellen.

Friedrichsbrunn hat etwa 1 000 Einwohner und laut Marcinkowski 60 000 bis 70 000 Übernachtungen in jedem Jahr. Und so kämen Tag für Tag im Durchschnitt rund 200 Kunden in den „Nahkauf“-Markt an der Hauptstraße, um hier Brot und Tiefkühlprodukte, Getränke und Obst, Zeitschriften und lokale Produkte wie „Friwi“-Kekse aus Stolberg zu erstehen. „Man wird nicht reich davon, aber es ist ein kleines Zusatzgeschäft“, sagt Marcinkowski. Und immerhin hat er dafür gesorgt, dass es in dem Örtchen nun nicht nur zwei Langlaufloipen, drei Arztpraxen, zwei Friseure und eine Apotheke gibt - sondern auch weiterhin einen Supermarkt.

Das Einzige, worauf die Friedrichsbrunner und ihre Gäste künftig verzichten müssen, ist das DDR-Museum, das Gerd Bartsch in einem Teil des Supermarktes über viele Jahre betrieben hat. Seine Exponate hat er mitgenommen. (mz)