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Dobostorte Baklava Kochbuch entstand in Arbeitsgelegenheit am Bildungszentrum Hotel- und Gaststättengewerbe: "Auch Quedlinburg kocht über den Tellerrand"

Von Petra Korn 17.01.2020, 08:56
Dobostorte aus Ungarn besteht aus acht Schichten Biskuit und Schokoladen-Creme sowie einer Karamell-Glasur.
Dobostorte aus Ungarn besteht aus acht Schichten Biskuit und Schokoladen-Creme sowie einer Karamell-Glasur. Flickr/ Savannah Grandfather

Quedlinburg - Baklava mit Pistazien - der Spezialität aus der Türkei hat sich Beate Köhler angenommen. „Weil ich das selbst mal essen wollte“, erklärt sie lachend. Sie recherchierte im Internet zu Rezepten der Süßspeise, die aus Blätter- oder Filoteig hergestellt, mit gemahlenen Nüssen oder Pistazien gefüllt und mit Sirup übergossen wird - und probierte aus.

Das Schwierige, sagt die 46-Jährige, sei das Backen. „Man muss aufpassen, dass nichts anbrennt. Und das Gebäck noch vor dem Backen einschneiden.“ Sina Krug hat sich für Dobostorte entschieden, eine aus verschiedenen Schichten bestehende ungarische Spezialität - „weil ich gern backe“, begründet die 39-Jährige.

Das „Kochbuch der verschiedenen Länder“ umfasst Rezepte und Spezialitäten aus elf Ländern

Die Rezepte der beiden Quedlinburgerinnen gehören zu jenen, die in einem „Kochbuch der verschiedenen Länder - Auch Quedlinburg kocht über den Tellerrand“ zu finden sind - neben vielen weiteren aus insgesamt elf Ländern und Informationen zur Herkunft der Spezialitäten.

Entstanden ist dieses Rezeptbüchlein in einer sogenannten Arbeitsgelegenheit mit Mehraufwandsentschädigung, die im Bildungszentrum für das Hotel- und Gaststättengewerbe (BZG) Ortsharz in Quedlinburg durchgeführt, von der Koba Jobcenter Harz gefördert - und von Quedlinburgs Oberbürgermeister Frank Ruch (CDU) befürwortet wurde, wie BZG-Geschäftsführerin Bärbel Voges sagte. Sie hat jetzt das fertige Kochbuch an Frank Ruch übergeben.

Das kleine Buch steht gewissermaßen auch exemplarisch für einen größeren Hintergrund: „Wir kämpfen seit zwei Jahren mit Unterstützung des Landrates und des Wirtschaftsausschusses für den Erhalt dieser außerordentlich guten Ausbildungsstätte“, erklärt Frank Ruch. „Wir zerbrechen uns gemeinsam den Kopf, wie wir Maßnahmen formulieren können, dass diese eine Förderung erhalten können.

Denn der Bedarf ist eindeutig da.“ Dass „händeringend Personal gesucht“ werde, so der Oberbürgermeister, erfahre die Stadt beispielsweise beim Hotelstammtisch. Und dass Gastronomen weitere Schließtage einlegen müssten, weil nicht genug gutes Service-Personal zur Verfügung stehe, „das ist auch nicht die Entwicklung, die wir in der Stadt haben wollen“.

Die „kleine, feine Maßnahme“, die im BZG unter dem Titel „Auch Quedlinburg kocht über den Tellerrand“ durchgeführt worden sei, sei nur ein Tropfen auf den heißen Stein. „Wir würden gern ein kleines Rinnsal, vielleicht einen richtigen Bach daraus werden lassen“, sagt Ruch und unterstreicht den Erfolg der Maßnahme, der nun auch in die Genehmigung von Umschulungen münden sollte.

Einige Frauen waren lange arbeitslos und haben beim Kurs wieder Selbstvertrauen aufgebaut 

Denn fünf der acht Teilnehmer, die alle sehr lange arbeitslos gewesen seien und nun in der Arbeitsgelegenheit auch wieder Selbstvertrauen aufgebaut hätten, würden jetzt eine Umschulung im Bereich Gastronomie anstreben, erklärt Bärbel Voges.

Drei Frauen möchten gern Köchin werden. Sina Krug, die einmal eine Ausbildung zur Fachgehilfin im Gastgewerbe begonnen, aber nicht abgeschlossen hat und dann wegen ihrer Kinder zu Hause geblieben war, und Beate Köhler, die nach der Schulzeit eine Ausbildung als Elektromonteur absolviert hatte, streben eine Umschulung zu Restaurantfachfrauen an.

Das nun zu wollen, sei Ergebnis der sechsmonatigen Arbeitsgelegenheit im BZG, sagt Beate Köhler. „Es war für mich die erste Maßnahme nach all den Jahren, wo ich sagen kann, das wäre was, das mich weiterbringen würde.“ Sina Krug bekräftigt das. „Ich sehe auf jeden Fall eine Chance, noch ins Berufsleben hineinzukommen“, erklärt sie.

Ob die Umschulung zur Restaurantfachfrau bewilligt wird, ist derzeit noch offen 

Ob die Umschulung bewilligt wird, ist derzeit noch offen. Sie würde, sagt Bärbel Voges, zwei Jahre dauern. Aus Sicht von Frank Ruch hat das BZG beste Möglichkeiten, diese - und weitere - durchzuführen, nicht nur von der „einmaligen“ Ausstattung her unter anderem mit Großküche und Proberestaurant, sondern auch, weil die die Teilnehmer hier „sehr eng menschlich geführt und betreut“ würden.

„Wir haben den Eindruck, dass das Potenzial an Teilnehmern da ist, das aber zerstreut wird, wo eine Konzentration vor Ort viel effektiver wäre“, sagt Frank Ruch. „Wir geben nicht auf. Wir hoffen, dass wir für Quedlinburg besonderes Augenmerk bekommen bei der Ausbildung für das Hotel- und Gaststättengewerbe.“

Das Kochbuch, das in einer Auflage von 300 Stück gedruckt wurde, liegt in öffentlichen Einrichtungen des Landkreises wie zum Beispiel in den Geschäftsstellen der Koba aus. (mz)

Sina Krug (l.) und Beate Köhler (2.v.l) haben am Kochbuch mitarbeitet, hier im Bild mit Geschäftsführerin Bärbel Voges (r.) und Sozialpädagogin Grit Stellmacher (2.v.r.)
Sina Krug (l.) und Beate Köhler (2.v.l) haben am Kochbuch mitarbeitet, hier im Bild mit Geschäftsführerin Bärbel Voges (r.) und Sozialpädagogin Grit Stellmacher (2.v.r.)
Dominique Leppin
Die Urfassung des „Kochbuchs der verschiedenen Länder“, die die Teilnehmer am Computer selbst hergestellt haben.
Die Urfassung des „Kochbuchs der verschiedenen Länder“, die die Teilnehmer am Computer selbst hergestellt haben.
Dominique Leppin