Kinderspielplatz in Quedlinburg Kinderspielplatz in Quedlinburg: "Weltneuheit" zum Spielen

quedlinburg - Die Kinder konnten es kaum abwarten. Aufgeregt standen sie hinter dem rot-weißen Absperrband und warteten darauf, dass Quedlinburgs Oberbürgermeister Frank Ruch (CDU) es endlich durchschnitt. Kaum war es so weit, stürmten sie los, um zu testen, was die beiden neuen Spielgeräte so alles zu bieten haben. Laut Anne Riedel erwartet die Kinder jedenfalls eine ganze Menge.
Kein gewöhnlicher Spielplatz
„Hier gibt es nicht die typische Wippe und Rutsche, sondern Dinge, die man sonst nicht erlebt“, erzählt die Sozialarbeiterin vom Kinder- und Jugendbüro der Stadt. Tatsächlich ist die Anlage erstaunlich vielseitig. Kinder können Musik machen, klettern, rechnen und viel mehr. Riedel spricht bei einem Gerät von einer „Weltneuheit“, die in dieser Kombination erst seit einigen Monaten existiert.
So eine „Weltneuheit“ kostet natürlich auch etwas. Rund 18 000 Euro hat die Stadt Quedlinburg für die neuen Geräte ausgegeben. Es ist die größte Investition in eine Spielanlage seit 17 Jahren. „Ich freue mich, dass das Kinder- und Jugendbüro so lange gedrängelt hat, bis die Mittel freigegeben wurden“, so Ruch. Auch Anne Riedel ist zufrieden. Jedes Jahr beantrage sie neue Mittel für die Spielplätze der Stadt, aber sie ist auch realistisch: „Natürlich muss man immer gucken, was an Geld überhaupt da ist.“ Umso größer ist die Freude, dass es dieses Jahr geklappt hat.
Spielplatz besonders für die jüngsten Kinder
Mit der neuen Spielanlage soll es nun einen Ort geben, an den insbesondere Eltern mit ihren jüngsten Kindern kommen können. „Bis jetzt gab es keinen ausgewiesenen Kleinkinder-Bereich in Quedlinburg“, so Riedel. Die beiden Spielgeräte auf der Bossewiese seien so angelegt, dass sie sich vor allem für Zwei- bis Achtjährige eignen. Daneben zeichnet sich die Spielanlage durch ihre günstige Lage aus. „Wir haben hier das ganze Kleers-Wohngebiet und die Altstadt ist auch nicht weit weg“, so Ruch, der sich dadurch eine hohe Nutzung der Geräte verspricht.
Die anderen Spielgeräte auf der Bossewiese sind bereits rund 20 Jahre alt. Trotzdem: Entsorgt wurden sie nicht, sondern um die neue Anlage herum wieder aufgebaut. „Wir versuchen immer, nichts wegzuschmeißen“, erklärt Knut Linke, Sachverständiger für Spielplätze, der einen privaten Hausmeisterservice betreibt. Er ist in Quedlinburg als Auftragnehmer der Stadt zuständig für die Abnahme der Spielplätze, und hat, wie er sagt, für fast jedes alte Gerät ein passendes Ersatzteil parat. Außerdem führt Linke monatliche Spielplatz-Kontrollen durch. Für die hat er eine besondere Technik entwickelt. „Ich bespiele alle Geräte selbst“, so Linke. Egal ob Rutsche oder Kletterwand - Knut Linke probiert alles aus, um Sicherheitsrisiken oder Defekte zu erkennen. Sein Konzept scheint zu funktionieren. „Obwohl wir viele alte Spielgeräte haben, ist die Sicherheit relativ hoch“, sagt Linke. „Mir sind keine Unfälle wie aus anderen Kommunen bekannt.“ Neben seinen Inspektionen gibt es weitere wöchentliche Kontrollen auf allen Spielplätzen der Stadt durch städtische Spielplatzwarte.
Spielgeräte für Feinmotorik und Gleichgewicht
Die Kinder sollen auf den Gräten aber nicht nur spielen, sie sollen auch etwas lernen und sich ausprobieren. Wie Riedel festgestellt hat, sind immer mehr Kinder übergewichtig und haben motorische Probleme. „Kinder können heute oft keine Rolle mehr und nicht rückwärts laufen“, sagt sie. „Da muss etwas getan werden.“ Deshalb sollen einige Funktionen des Spielgeräts speziell Feinmotorik und Gleichgewicht schulen. Riedel erklärt: „Es ist prägend, was Kinder bis zwölf ausprobieren.“
Marie und Jolina sind unter den ersten, die offiziell auf die neue Spielanlage dürfen. Die beiden Erstklässlerinnen von der Integrationsgrundschule am Kleers kommen oft mit ihren Eltern und dem Hort her und spielen begeistert auf den Klangstäben, die eingebaut sind. „Die gefallen uns am besten“, erzählen die Mädchen einstimmig. Inoffiziell wurde die Anlage bereits vor ein paar Tagen eingeweiht. „Ich habe schon am Wochenende die ersten Kinder auf den Geräten gesehen“, sagt Frank Ruch. „Aber, so soll es ja sein.“ Da könne eben kein Kind widerstehen. (mz)
