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Kindersingwoche in Gernrode Kindersingwoche in Gernrode: Kinder führen Musical auf

Von Rita Kunze 06.02.2014, 18:03
Antonia aus Köthen spielt im Musical auch eine Antonia - dort ist sie Marktfrau.
Antonia aus Köthen spielt im Musical auch eine Antonia - dort ist sie Marktfrau. Chris Wohlfeld Lizenz

Gernrode/MZ - Die Bürger von Rom fühlen sich in ihrer Ordnung empfindlich gestört, als zwei Fremde in ihre schöne Stadt Philippi kommen und nicht nur eine neue Religion, sondern damit verbunden auch noch reichlich Unruhe hineintragen. Da wird nicht lange gefackelt: Paulus und Silas werden ins Gefängnis geworfen. Die Lage der beiden Missionare scheint aussichtslos, doch Gott wird sie retten. Hilfe kommt in Form eines Erdbebens, das die Kerkermauern zum Einsturz bringt. Halleluja.

Eben dieser Freudengesang kommt den Kindern noch etwas zögerlich über die Lippen, die seit Anfang der Woche im Gernröder Cyriakushaus an einem Musical arbeiten, das am Samstag um 16 Uhr Premiere im Ballenstedter Schlosstheater feiert. Sie sind Teilnehmer der Anhaltischen Kindersingwoche, und mit „Gesprengte Ketten“ erzählen sie die Geschichte von Paulus und Silas.

„Manche Kinder kennen das Thema schon aus dem Religionsunterricht“, sagt Tobias Eger, der die Mädchen und Jungen musikalisch anleitet. Fast jeder der 12- bis 14-Jährigen hat eine Rolle in dem Musical, das 2012 von Dagmar und Klaus Heizmann geschrieben wurde. Das Werk hat es in sich, aber „die Geschichte geht weit besser aus als viele andere Kerkergeschichten“, sagt der Gernröder Kantor Eckhart Rittweger. Damit das bei den Aufführungen auch deutlich wird, müssen die Kinder üben.

Es wie Harry Potter machen

Das Singen fällt den meisten leichter als das Spielen. Die Köthener Kantorin Martina Apitz weiß das und greift mit populären Vergleichen dem Paulus-Darsteller unter die Arme, der nicht recht weiß, wie er einer Hellseherin das „zweite Gesicht“ austreiben soll. Er schlenkert mit dem rechten Arm in der Luft. „Nein, du musst das so machen wie Harry Potter mit seinem Zauberstab“, sagt Apitz. Der Tipp funktioniert.

Auch Eger muss die Charaktere kindgerecht transferieren: „Der Richter ist kein kleines Mädchen, das noch lernen muss, sondern ein geachteter Mann. Er wird verehrt, und er spricht auch etwas langsamer“, sagt er und richtet die Botschaft an alle Kinder: „Wenn ihr weiter so schnell redet, dann sind wir mit dem Musical in einer halben Stunde durch.“ Aber das Stück soll eine Stunde dauern. Eger ist zuversichtlich: „Keines der Kinder kennt dieses Stück, und heute singen sie zum Teil schon auswendig. Die Kinder lernen unglaublich schnell.“

Kinder haben Kulissen gebastelt

Dabei wird während der Singwoche nicht nur gesungen. Auch die Kulissen werden von den Akteuren selbst gebastelt, und Ausflüge in die Umgebung stehen auch auf dem Programm. Eger lobt die „sehr schöne Atmosphäre“ der Singwoche, die schon seit Jahrzehnten stattfindet.

Seit acht, neun Jahren sind auch Elias aus Dessau und Jakob aus Köthen dabei. Die beiden Jungs sorgen mit Schlagzeug und Gitarre für die musikalische Begleitung, hinzu kommen Keyboard, Trommel, Geige und Flöte. „Musizieren ist besser als Singen“, sagt Jakob, der im vergangenen Jahr noch mitgesungen hat und sich nun mit seiner Gitarre im Hintergrund hält. Die Kindersingwoche ist bei ihm festes Programm: „Ohne die wäre es in den Ferien doch langweilig.“

Das Musical „Gesprengte Ketten“ wird am Samstag, 8. Februar, um 16 Uhr im Schlosstheater Ballenstedt aufgeführt, außerdem am Sonntag um 10.30 Uhr in der Stiftskirche Gernrode.

Tobias Eger weist die Kinder ein.
Tobias Eger weist die Kinder ein.
Chris Wohlfeld Lizenz