Kaum Kontrollen und Dreckecken
Thale/MZ. - Es gab kaum Leerlauf in der einen Stunde: Kaum hatten die beiden Redakteure sowie die Vertriebsmitarbeiterin Ines Gomes der Mitteldeutschen Zeitung ihren Infostand zwischen Brunnen der Weisheit und Rathaus aufgebaut, kamen schon die ersten Leser, um mit den Blattmachern ihrer Heimatzeitung ins Gespräch zu kommen. Insgesamt fanden 14 Thalenser den Weg zum MZ-Stand, um Fragen zu stellen, Anregungen, Lob, aber auch Kritik los zu werden.
So gab es Für und Wider zum Inhalt und Struktur der MZ. Irmgard Funke kritisierte, dass es seit langem keine Rätselseite mehr gibt. Gerade viele Rentner vermissen diese, stellte sie fest. "Rätsel raten hilft uns doch, damit hier alles in Ordnung und fit bleibt", zeigte sie zum Kopf.
Für Karl-Heinz Golla ist die Qualität der Zeitung schlechter geworden, sagte er zu Beginn des Gespräches. Seit 1964 lese er die Freiheit und später die MZ. Er fühle sich durch den Regionalteil gut informiert, relativierte er später seine Kritik. "Aber die lokalen Berichte aus Thale und der Verwaltungsgemeinschaft dürfen deshalb nicht zu kurz kommen." Kritik übte er auch an den ganzseitigen Leserbriefseiten. "Dort könnten, zumindest halbseitig, auch lokale Berichte stehen."
Helmut Ehrig bezeichnete seine Tageszeitung als unverzichtbar. "Ich kann mir nicht vorstellen, auf die lokale Berichterstattung verzichten zu können", lobte er die MZ und fühle sich sehr gut informiert. Auch für die pünktliche Zustellung brach er eine Lanze. Ähnlich sieht es auch Bernd Kirchner: "Ich hatte die MZ gekündigt, weil ich unzufrieden war." Seit Mai gehört er wieder zu den Lesern. "Der Umfang hat zugenommen, ihr seit aktueller und vor allem ausführlicher als das Fernsehen und Radio. Große Klasse", so sein Urteil. Er benötige fast zwei Stunden pro Tag zum Lesen. Seine Frau und er können sich deshalb die MZ vom Frühstückstisch nicht mehr wegdenken.
MZ-Leser Manfred Mittelstaedt kam zum Stand auch mit konkreten Anregungen. "Die MZ müsse sich den Strukturen des künftigen Harzkreises - dem größten in Sachsen Anhalt - unbedingt anpassen", forderte er. Anregungen gab er zur Berichterstattung zum Abriss von "Europas größtem Geschirremaillierwerkes" in Thale und zur Ausstellung "Heiliges Römisches Reich Deutscher Nation" im August in Magdeburg.
Ansonsten beschränkte sich die Kritik zu kommunalen Problemen in der Bodestadt: Silke Bogatke beklagte auch in Namen von Familie Münchhoff, dass Bergtheaterbesucher auf dem Parkplatz vor Vorstellungsbeginn noch Parkgebühren für die Nutzung und Bewachung des Platzes bezahlen müssen. Kaum fange aber die Veranstaltung an, sei kein Parkplatzpersonal mehr vor Ort. "Das ist Abzockerei", meinte sie. Weiterhin bezeichneten sie die Brückenstraße als Schandfleck in der Stadt - dreckig, grau und kaputte Fußwege, so ihr vernichtendes Urteil. "Was sollen denn die Touristen aus Richtung Blankenburg für einen Eindruck gewinnen." Durch Gehweglöcher und hohe Borde hätten es besonders Kinderwagen- und Rollstuhlfahrer schwer.
Eine Wunsch gab auch Thales Bürgermeister Thomas Balcerowski der MZ mit auf den Weg. "Ich möchte künftig nur noch die MZ lesen und trotzdem alle aus dem künftigen Harz-Kreis erfahren", meinte das Stadtoberhaupt. Quedlinburg fusioniere nun einmal mit Halberstadt und Wernigerode und nicht mit Aschersleben. Da müsse auch die Zeitung ihren Beitrag dazu leisten, dass die Kreise zusammenwachsen. Ähnlich äußert sich auch die Familie Wiesenmüller aus Thale, die sich rechtzeitige Informationen über Feste und Veranstaltungen aus der Region wünscht. "Uns interessiert, was auch in Wernigerode, Blankenburg, Derenburg, Stolberg oder Halberstadt stattfindet, denn schließlich wollen wir ja ein Harz sein." Dies bedauert auch der Thalenser Erhard Neumann, der die direkte Nachbarschaft in Richtung Westen zu wenig berücksichtigt sieht.
"Die MZ sollte sich deutlich besser für den Harzkreis positionieren." Zudem ärgert es ihn, dass er nur die Auszüge des Registers bei Amtsgericht aus dem Bereich Halle lesen kann, dafür aber keine aus dem Bereich Magdeburg. Dem stimmt auch Dieter Reinhardt aus Thale zu: "Die Informationen aus dem Landkreis Quedlinburg sind in Ordnung. Mir fehlen Nachrichten aus Wernigerode und Halberstadt."
Großes Interesse am Baufortschritt der B6 n hat der Thalenser Horst Rudel. "Ich wünsche mir öfters eine Übersichtskarte, aus der hervorgeht, wie weit die Bauarbeiten sind und wo welche Auf- und Abfahrten entstehen." Zufrieden ist Herr Rudel auch mit dem Lokalteil und der Zustellung. "Aber wo bleiben die Informationen aus Wernigerode und Halberstadt?", fragt er am MZ-Stand nach. Ihn interessiere kein Aschersleben oder Bernburg. Dies sei alles zu weit weg. "Das geht schon bei einer Ausflugsplanung los, wo wir zuerst in Richtung Westen schauen", begründet der Thalenser.
Ganz andere Sorgen hat Ursula Sahm. Sie ist gern mit dem Rad unterwegs und ist enttäuscht über den Zustand des Weges zwischen dem Rübchen, Benneckenrode in Richtung Forsthaus Eggerode. Die sonst gern genutzten Waldwege seine zugewachsen und ohne Sturzhelm die ganze Strecke überhaupt nicht mehr zu befahren. "Da muss etwas getan werden", ist Ursula Sahm überzeugt. Ingeborg Bodewei aus Weddersleben freut sich darüber, dass am Parkplatz an der Bode am Fuß der Teufelsmauer endlich ein Versorgungsstand für die Besucher da ist. "Nur eine Toilette fehlt", meint die Wedderslebenerin. Die Leute müssten sich in die Büsche verdrücken, um ihr Geschäft zu erledigen. Dies sei nicht gut. Und der Verkaufsstand könne doch die Kontrolle und Herausgabe eines Schlüssel für eine Toilette mit übernehmen - schon aus eigenen Interesse heraus. "Und was wird eigentlich aus der Ruine der alten Mühle?", fragt sie.
Der Straßenverkehr in Thale hat es Ingo M. (Name von der Redaktion geändert) angetan. Die Karl-Marx-Straße sei eine einzige Rennstrecke. Das gehe früh um fünf Uhr los und höre erst in den Abendstunden auf. "Jeder weiß, dass hier nicht kontrolliert wird! Und darum schert sich auch niemand um die Tempolimits", meint Ingo M. Und von 16 bis 18.30 Uhr sei die Geschäftsstraße sowieso eine rechtsfreie Zone, da dann die Politesse Feierabend hätte. "Behindertenparkplätze werden rigoros zugeparkt und Fahrradfahrer nutzen nur noch die Fußwege." Und wenn die Polizei schon einmal kontrolliere, dann bereits an der Einfahrt auf Höhe der Sparkasse. "Wo es keinen Sinn machen würde."
Auch den Schilderwald in der Karl-Marx-Straße hält Ingo M. für überflüssig. "Rechts vor Links - wie im Wohngebiet Auf den Höhen" - dies könne doch keine Hürde darstellen. Echte Zornesfalten bekommt der Thalenser, wenn er an zwei Motorradfahrer denkt. Die Unbekannten seien grundsätzlich mit zu hoher Geschwindigkeit im Stadtgebiet unterwegs. "Die braucht man nicht zu sehen! Man hört, wo sie anfahren, wo sie schalten und wann sie das Gas wieder zurücknehmen", erklärt Ingo M., der sich fragt, warum hier bisher noch nicht Schlimmeres passiert ist?