Jule Weitowitz begeistert als kleiner GutsMuths
QUEDLINBURG/MZ. - Zusammen mit ihren "Schauspielerkollegen" der Schüler-Theatergruppe der integrativen Kleers-Grundschule spielte sie viele Szenen aus dem Leben des gebürtigen Quedlinburgers nach. Die angespannte Ruhe während und der anhaltende Applaus danach bewiesen, dass es den Besuchern gefallen hatte.
Der Platz rund um das Denkmal von Johann Christoph Friedrich GutsMuths und seinem Schüler Carl Ritter hatte sich am Sonntag in eine Partymeile verwandelt. Mehrere hundert Mitglieder der TSG GutsMuths 1860 und viele Gäste feierten gemeinsam den Geburtstag von einem der Begründer des modernen Sportunterrichts. Ob Leichtathleten, Gymnastinnen, Schwimmer oder Volley- und Basketballer, sie alle würdigten damit am 9. August den genau an diesem Tag vor 250 Jahren geborenen Sportpädagogen.
Waren schon am Vormittag viele Helfer zum Aufbau gekommen, so verteilten zur besten Vesperzeit fleißige Hände den kostenlosen Kuchen. "Über 200 sind bestimmt von den Frauen des Vereins zu diesem Anlass gebacken worden", schätzte Petra Sedlmayr, während sie fleißig Zucker-, Quark- und Streuselkuchen auf die Teller der Besucher packte. "Wenn wir schon zur Feier einladen, spendieren wir natürlich auch Kaffee und Kuchen", beantwortete Karin Keller die Frage eines erstaunten Gastes. Einzig für die Kaffeetassen mussten zwei Euro berappt werden - aus gutem Grund. Mit dem Emblem des Vereins versehen, durften die begehrten Tassen nach der Feier mit nach Hause genommen werden.
Doch die Feier war auch ein Spiegelbild der Vereinsaktivitäten. Schon zum Auftritt der Tanzmädchen des vereinseigenen Ensembles unter der künstlerischen Leitung von Corina Ehrig mit Fröschen und Clowns kam die richtige Stimmung auf.
Ein "Tanz der kleinen Schäfchen" war das Ergebnis eines Landesturnbund-Projektes. Ein Jahr lang hatte Bärbel Kaufer unter dem Motto "Fit und vital" mit Kindern der Tagesstätte "Kinderland" im Kleers fleißig geübt, bevor sie einen Tag nach der Einschulung noch einmal ihr Können zeigten.
Auch Bürgermeister Eberhard Brecht hatte sich unter die Besucher gemischt, der in Quedlinburg geblieben war, während die Vertreter der Vereinsführung der TSG GutsMuths am Wochenende zur offiziellen Gedenkfeier im thüringischen Schnepfenthal weilten.
In dem kleinen Ortsteil der Stadt Waltershausen befindet sich der Turnplatz, auf dem GutsMuths über ein halbes Jahrhundert die Schüler der von Salzmann gegründeten Schule unterrichtet hatte. In der Nähe fanden sowohl der Schulgründer als auch GutsMuths ihre letzte Ruhestätte.
Noch heute trainieren die Mitglieder der Schularbeitsgemeinschaft "Traditionsturnen" auf diesem Areal und absolvieren zu besonderen Anlässen die von GutsMuths beschriebenen Übungen in der historischen Tracht.
Natürlich gibt es inzwischen auch am gleichnamigen Gymnasium in der Geburtsstadt des Sportpädagogen solche "Traditionsturner" in weißer Hose und rotem Trikot. Die Zöglinge überreichten dem kleinen Johann Christoph Friedrich GutsMuths eine dreistöckige Geburtstagstorte aus Papier mit Bildern, bevor sie anschließend mit Schwung und Eleganz die historischen Übungen vorführten und damit einen der Höhepunkte des Nachmittags setzten.
Die musikalischen Grüße des GutsMuths-Gymnasiums überbrachte Saskia Skiebe auf der Flöte, bevor die Anwesenden an diesem Nachmittag nicht zum ersten Mal ein passend zum Jubiläum umgedichtetes Lied über den Verein und den Namensgeber anstimmten.
Verschiedene Sportwettbewerbe, die Sport-Gala am Freitag, die Ehrenveranstaltung am Denkmal und historische GutsMuths-Spiele wie die abendliche Sommer-Open-Air-Party auf dem Moorberg am Samstag runden die Festwoche ab.