Jobcenter schafft Rekord Jobcenter schafft Rekord: Im Harz sank die Zahl der Langzeit-Hartz-IV-Empfänger

Wernigerode/Quedlinburg/MZ - Die Kommunale Beschäftigungsagentur (Koba) des Landkreises Harz zieht für 2013 eine erfolgreiche Bilanz. Obwohl sich Chef Dirk Michelmann im Wahlkampf um das Landratsamt befand, stellte das Jobcenter einen bundesweiten Rekord auf: Nur hier im Harz verringerte sich die Zahl der Menschen, die über einen langen Zeitraum alimentiert werden müssen. „Die Hilfsbedürftigkeit ist insgesamt gesunken“, sagt Michelmann auf einer Pressekonferenz in Wernigerode. „Im Landkreis Harz beziehen nur noch 10,7 Prozent der Menschen Hartz-IV-Leistungen.“ Damit sank die Zahl der hilfebedürftigen Familien seit dem Jahresbeginn 2013 um 500.
Woher kommen die Erfolge? Natürlich gebe es eine demografische Entwicklung - immer weniger Menschen wohnen im Harz -, die den Rückgang von Arbeitslosigkeit und Hilfebedürftigkeit beschleunigt, räumt Michelmann ein. Zudem sei der Arbeitsmarkt derzeit „viel gesünder als vor einigen Jahren“. Aber auch die berufliche Weiterbildung und die Umwandlung bereits ausgeübter Minijobs in „nachhaltige und möglichst existenzsichernde Beschäftigung“ gehörten zu den Erfolgsrezepten der Koba.
Gespräche mit Arbeitnehmern und Arbeitgebern sollen beispielsweise ausloten, ob bei der Zahl der Arbeitsstunden und beim Einkommen noch Luft nach oben ist. Zudem habe sich das Jobcenter die „kontinuierliche Ansprache von Arbeitgebern zur Zahlung existenzsichernder Gehälter und die konsequente Bekämpfung sittenwidriger Löhne auf die Fahnen geschrieben“, so Michelmann.
Stichwort Weiterbildung. Insgesamt 839 Bildungsgutscheine hat die Koba 2013 für berufliche Weiterbildung ausgeben können. Die Kurse für Berufsabschlüsse und fachliche Qualifizierungen dauern zwischen einigen Monaten bis hin zu mehreren Jahren. 404 Harzer haben im letzten Jahr erfolgreich eine berufliche Weiterbildung beendet. Sie machten beispielweise einen Abschluss als Berufskraftfahrer, Erzieher, Altenpfleger, Baugeräteführer, Bürokauffrau, medizinische Fachangestellte oder - ja, wirklich - Luftfrachtabfertiger. „Mit einem erfolgreichen Anschluss steigen die Chancen auf dem, Arbeitsmarkt erheblich“, stellt Michelmann fest. Das gilt zwar von Hamburg bis Garmisch, aber hier im Harz scheint es besonders gut zu funktionieren. Aktuell fördert die Koba deshalb 1 339 Personen in beruflicher Weiterbildung. In diesem Jahr will das Kommunale Jobcenter die Förderung über Bildungsgutscheine sogar noch stärker ausbauen.
Das bisherige Ergebnis der Weiterbildungsanstrengungen: Insgesamt 5984 Menschen konnte die Koba 2013 in Arbeit oder Ausbildung vermitteln. Damit waren im Landkreis Harz im Dezember 2013 nur noch 23 900 Personen auf die Grundsicherung angewiesen - mehr als 1000 weniger als 2012. Die Zahl der so genannten Bedarfsgemeinschaften - also zum Beispiel Familien, die auf Geld vom Jobcenter angewiesen sind - war mit 14 833 im Jahresdurchschnitt noch nie so niedrig seit Einführung der Hartz-IV-Gesetze im Jahr 2005.
Ziel der Koba ist auch in diesem Jahr, die Hilfebedürftigkeit der Menschen im Harz weiter zu senken, sagt Michelmann. Dazu gehört natürlich weiterhin eine Weiterbildung, die auf hochwertige Abschlüsse zusteuert. Außerdem soll die Zahl der Menschen, die ohne Zuschüsse der Koba von ihrem Job nicht leben können, reduziert werden - um zwei Prozent. Die Verringerung der Langzeitbezieher von Hartz-IV-Leistungen soll sogar bei 2,5 Prozent liegen.
Ein besonderes Konzept soll die jungen Hartz-IV-Bezieher in den Mittelpunkt rücken: „Alles, was sich um Menschen unter 35 Jahren dreht, soll gebündelt werden“ , sagt Michelmann. Arbeitstitel für diese konzertierte Aktion verschiedener Behörden ist „Jugendhaus“. Standort dafür soll die Schwanebecker Straße in Halberstadt sein. Dort sollen voraussichtlich ab August Koba, Jugendamt und Arbeitsagentur gemeinsam für Frauen und Männer unter 35 kämpfen.