In Ermsleben herrschen etwas andere Regeln
ERMSLEBEN/MZ. - "Endlich konnten wir wieder alle Tierarten zeigen", äußerte sich Alfred Nicol als zufriedener Vereinsvorsitzender des Ermslebener Rassegeflügelzuchtvereins von 1928 zur 11. Ostharzschau, welche den Abschluss der Ausstellungssaison 2009 / 10 bildet, die bereits Ende Oktober begann. Im Vorjahr durften wegen einer pauschalen Sperre des Landkreises nach einem Vogelgrippefall lediglich Tauben präsentiert werden.
"Aber erst Hühner und Wassergeflügel vervollkommnen die Schau und machen sie wirklich ansehenswert", dankte Nicol zugleich allen Helfern sowie Sponsoren, durch die das ehrenamtliche Engagement der Züchter am Leben erhalten werden kann. Das wird auch von Stadtbürgermeister Klaus Wycisk und den Ortsoberhäuptern anerkannt, welche für die Schau Ehrenpokale stifteten.
"Vor allem unsere Frauen müssen einmal besonders erwähnt werden", betonte der seit 1982 erst dritte Chef der Vereinsgeschichte und "Meister der sachsen-anhaltinischen Geflügelzucht" Alfred Nicol, sie seien die absoluten Spezialisten in der Bewirtung und Betreuung. "Mit der Anzahl der Tiere, insgesamt 440 von knapp 50 Ausstellern, sind die Kapazitäten im Haus der Kultur aber fast ausgeschöpft", verwies Ausstellungsleiter Jürgen Renz zugleich auf die hohe Qualität der diesjährigen Rassegeflügelschau.
Die sieben Preisrichter bescheinigten davon immerhin zwölf Tieren ein "vorzügliches" Aussehen, zwanzigmal wurde die zweithöchste Wertung "hervorragend" vergeben. Von diesen wird jeweils das beste Tier der Ausstellung ermittelt - per Losentscheid. Die Spannung steigt, wenn aus dem Topf ein Züchter nach dem anderen als Nichtgewinner herausgezogen wird, bis der Sieger übrig bleibt. Es waren diesmal die Gäste Detlef Hoffmann aus Frose (v) und der Reinstedter Tobias Bückner (hv).
Dafür sicherten sich die Ermslebener Bernd Kopaniarz sowie Thomas Jeske die Ehrenpreise des Kreisverbandes. Den erstmals vergebenen Pokal für den besten Gastverein gewannen die Kollegen aus Frose, mit denen die Ermslebener schon allein wegen des gemeinsamen Ursprungs eine enge Verbindung pflegen.
"Das hatte aber keinen Einfluss auf die Preisvergabe - sie überzeugten mit wirklich gutem Tiermaterial", betonte Nicol. In einem der ältesten Vereine der Region mit 82 Jahren läuft auch sonst manches etwas anders. So wird der Titel des Vereinsmeisters nicht wie bei den meisten Züchterkollegen nur für die Punkte für die besten vier Jungtiere auf der eigenen Schau vergeben. "Es müssen zudem auch die Ergebnisse bei zwei weiteren Ausstellungen außerhalb des Heimatortes eingebracht werden", erklärte der Titelträger 2010 Jürgen Renz mit seinen Deutschen Schautauben die Vorschriften - eine durchaus nachahmenswerte Regel.
Auch die Ausstellungskataloge gehören zu den besten der Zunft, denn neben den Tieren sind darin auch viele Informationen aus dem Vereinsleben des vergangenen Jahres zu finden. Neben Veranstaltungen oder Ausflügen werden die Erfolge bei der Lipsia, der größten Ausstellung Europas in Leipzig, der Landesschau Mirama in Magdeburg sowie Sonderschauen in Bayern und Schleswig-Holstein ebenso gewissenhaft vermerkt, wie die offizielle Ernennung von Vereinsmitglied Siegfried Wernicke zum "Grillmeister" anlässlich dessen 60. Geburtstags oder die Leistungen der Ehrenmitglieder.
Zu Alfred Herbrich, mit 98 das älteste Mitglied unter ihnen, Erhard Struck (89), Werner Buchmann (81) und Eckehard Kelterer (69) wurde Klaus Jeske diese Würde zur Eröffnung der Ausstellung als jüngstem der nun fünf Ehrenmitglieder zuteil. Der 68-jährige Spezialist für Fränkische Samtschilder und Feldtauben gehört ebenso wie Alfred Nicol inzwischen seit 50 Jahren dem Verein an - wie weitere 34 andere Mitglieder.