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Hobby Hobby: Reinstedter sammelt historische Postkarten

Von petra korn 26.05.2014, 17:45
Florian Sperling hat bisher 49 Postkarten mit Ansichten aus seinem Heimatort Reinstedt gesammelt.
Florian Sperling hat bisher 49 Postkarten mit Ansichten aus seinem Heimatort Reinstedt gesammelt. Chris Wohlfeld Lizenz

reinstedt/MZ - Die ehemalige Zuckerfabrik in Reinstedt ist längst abgerissen, und auch das Schokoladen-, Kurz- und Schnittwarengeschäft Friedrike Johanning gibt es so nicht mehr. Erhalten sind sie aber doch: auf Postkarten, die die Zeiten überdauert haben und die Florian Sperling zusammengetragen hat. 49 verschiedene Karten umfasst die Sammlung des Reinstedters derzeit. „Ich warte jetzt auf meine 50.“, sagt der 29-Jährige schmunzelnd. Dass es diese, wie auch noch einige weiter gibt, da ist sich Florian Sperling sicher. „Ich weiß noch von fünf Motiven aus der Zeit vor 1945. Ich weiß aber nicht, wer noch solche Karten hat.“ Und auch aus DDR-Zeiten gibt es noch Karten, die der Reinstedter noch sucht.

Begonnen hat seine Sammelleidenschaft vor fünf Jahren. 2009 hatte Florian Sperling gemeinsam mit seiner Freundin beim Stöbern im Internet eine alte Postkarte seines Heimatortes entdeckt und diese gekauft. Dieser „Gruß aus Reinstedt“ zeigt drei Fotomotive: die Kirche, das Gasthaus und eine Selke-Sicht. Von seinem Vater erhielt der Reinstedter dann zehn Karten, die teils noch aus dem Besitz des Großvaters stammten. „Mit elf Karten habe ich angefangen. Ich habe gedacht, da muss es noch mehr geben.“ Florian Sperling begann zielgerichtet zu suchen. Nachdem es sich im Ort herumgesprochen hatte, dass er sammelt, bekam er auch das eine oder andere Stück geschenkt. Gleich mehrere Karten erhielt er von Peter Diederichs, dem Neffen des ehemaligen Amtsrates Diederichs in Reinstedt.

Reinstedt wurde vor 1.050 Jahren erstmals urkundlich erwähnt. Dieses Jubiläum wird mit einer Festwoche gefeiert. Festlich eröffnet wird diese am Sonnabend, 31. Mai, um 15 Uhr mit einem Programm „Reinstedter für Reinstedt“ in der Kirche. An jedem der folgenden Tage gibt es Angebote, die von Reinstedtern gestaltet werden. Ihren Höhepunkt findet die Festwoche dann am Pfingstwochenende, wo es rund um das traditionelle Grabenfischen-Programm zahlreiche Höhepunkte gibt. Dazu gehören beispielsweise ein Festumzug und die Dorfolympiade. (pek)

So ist die Sammlung Stück für Stück gewachsen. Selbst hergestellte Fotopostkarten gehören ebenso dazu wie Ansichtskarten, es gibt zahlreiche Schwarz-Weiß-Aufnahmen, aber auch handkolorierte Stücke. Die älteste Karte - eine Lithographie - stammt aus dem Jahr 1900, die älteste Fotopostkarte von 1903. Diese zeigt die Gaststätte „Prinz von Anhalt“ und die Kirche. Überhaupt sind Kirche, Pfarrhaus und Gasthöfe bevorzugte Motive auf den Karten. Das „Deutsche Haus“ ist hier ebenso zu finden wie der „Schwarze Bär“ oder der „Deutsche Kaiser“. Zu den besonderen Schätzen gehört für Florian Sperling eine Karte, die den „Prinz von Anhalt“ zeigt und neben dem Namen des Gasthofes auch die Aufschrift „von Hermann Horleborge“ trägt.

Höheren Wert haben die Karten, wenn sie abgestempelt sind, sagt der Reinstedter. Wie beispielsweise eine Karte aus dem Jahr 1914, mit der sich eine ganz besondere Geschichte verbindet: Diese Karte hat sein Ur-Ur-Urgroßvater am 9. Februar des Jahres 1914 zu seinem Bruder nach Berlin geschickt. „Er hat mitgeteilt, dass er mit seiner Mutter hier in Reinstedt zur Probepredigt war und im Ort Pastor werden würde.“ So war es dann auch: Gustav Paetz wurde nach Ostern 1914 Pastor in Reinstedt und blieb es bis 1936. „Das ist eine ganz besondere Karte, weil sie nach 100 Jahren immer noch in Familienbesitz ist“, sagt Florian Sperling.

Von der Vorderansicht her eher unscheinbar mit Motiven der alten Post und der Selkebrücke, ist auch eine Karte, die 1915 abgestempelt wurde, eine Rarität. Ein Reinstedter hatte sie an seinen Sohn, den Kanonier Topf, geschrieben, der sich in französischer Kriegsgefangenschaft befand.

Florian Sperling ist stolz auf seine Schätze. „Der Ort ist klein, es gibt nicht viele Postkarten. Ich denke mal, eine solche Sammlung hat wahrscheinlich keiner.“ Einige Karten besitzt der Reinstedter inzwischen doppelt. „Ich hoffe, dass ich die eine oder andere gegen noch fehlende Motive tauschen kann“, sagt er. Zu den noch offenen Wünschen gehört auch eine Aufnahme seines Elternhauses im Unterdorf. So besitzt er bereits eine Fotopostkarte, auf der sein Großvater „etwa 1930“ notiert hat. „Damals war das Haus schon umgebaut und aufgestockt worden. Ich hätte gern ein Foto aus der Zeit vor dem Aufstocken.“

Auf dieser Postkarte ist einen Werkstatt für Fahr- und Motorräder zu sehen.
Auf dieser Postkarte ist einen Werkstatt für Fahr- und Motorräder zu sehen.
Chris Wohlfeld Lizenz
Eine der Karten aus der Sammlung von Florian Sperling
Eine der Karten aus der Sammlung von Florian Sperling
Chris Wohlfeld Lizenz