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Heinz Kittel aus Quedlinburg Heinz Kittel aus Quedlinburg: Ein Fotoschatz wird gehoben

Von Gerd Alpermann 21.06.2016, 14:20
Aufnahmen des Fotografen Heinz Kittel werden im Oktober ausgestellt.
Aufnahmen des Fotografen Heinz Kittel werden im Oktober ausgestellt. Kittel/Repro: Wohlfeld

Quedlinburg - Über zehntausend Negative hat Heinz Kittel hinterlassen. Ein Fundus, den auszuwerten und zu digitalisieren, Jahre dauern dürfte. Zum 100. Geburtstag des vor wenigen Jahren verstorbenen Quedlinburger Fotografenmeisters will das Schlossmuseum eine repräsentative Ausstellung widmen.

Ein Team mit Museologin Annette Jürgens-Schlegel, Fotograf Chris Wohlfeld und dem Sammlungsleiter der Städtischen Museen Quedlinburg, Christian Müller, ist bei der Sichtung des Materials und der Vorbereitung der Ausstellung. Einen ersten Einblick, was die Besucher mit Beginn der Ausstellung am 29. Oktober, dem Geburtstag Heinz Kittels, erwartet, gaben sie jetzt im Archiv der Stadt in der Halberstädter Straße.

Mit dabei waren Oberbürgermeister Frank Ruch (CDU) und Sponsoren, Helge Albrecht von der Harzsparkasse, Sybille Rathmann, Vorsitzende des Fördervereins Historische Sammlungen, Erika Schade, Vorsitzende des Klubs im Kultur- und Heimatverein, und Rolf Weiher, Hobbyhistoriker, der die Ausstellung mit privaten Spenden unterstützt.

Heinz Kittel, Gründer des Klubs im Kultur- und Heimatverein, war bis ins hohe Alter aktiv. Seine unzähligen Foto entstanden vor allem in den 1940er bis in die 1960er Jahre. Er war Bildchronist seiner Heimatstadt. Nirgendwo können über 30 Jahre Stadtgeschichte besser verfolgt werden als in den Fotos von Heinz Kittel. Der Fotograf war aber auch mit der Schmalfilmkamera unterwegs.

Von Inszenierungen der Städtischen Bühnen in Quedlinburg und auf dem Berg in Thale sind unzählige Ablichtungen sowie viele Filme erhalten. Dazu kommen Fotos der Stadt, unter anderem von Häusern, die abgerissen wurden, und die Heinz Kittel im Auftrag der Stadtverwaltung für die Nachwelt im Bild festhielt.

Viele Fotos entstanden auch bei Ereignissen in der Stadt und der Umgebung, wie bei Rennen im Eselstall. „Wir gehen davon aus, dass sich ältere Mitbürger auf den Fotos wiedererkennen“, sagt Chris Wohlfeld. Dies biete den Anreiz, sich die Fotos genauer anzusehen, zum Beispiel die Aufnahmen von Maidemonstrationen in den 1950er und 1960er Jahren.

Auch Filme werden vorgeführt

Zu den besonderen Fotos gehören Aufnahmen von der Stiftskirche, als die Türme im Zweiten Weltkrieg durch Beschuss beschädigt wurden, weiß Erika Schade aus Erzählungen von Heinz Kittel, dessen größter Wunsch es war, dass seine Fotos nicht in Vergessenheit geraten und verloren gehen. Er stieg auch auf die Kirchenmauern, um die beste Position für die Fotos zu haben, als die hohen Türme der Stiftskirche durch niedrigere romanische Hauben ersetzt wurden.

Dankbar sind die Initiatoren für die Unterstützung von Reinhard Kittel. Der Sohn Heinz Kittels, ehemaliger Berufsschullehrer, der in der Nähe von Potsdam lebt, übergab die Meistermappe seines Vaters mit rund 20 Arbeiten sowie eine große Kiste mit weiteren Fotos, Dokumenten und Filmen. Mit Kittel-Filmen soll ein Endlosschleife für die Ausstellung zusammengestellt werden. Zudem sind um den Jahreswechsel zwei Vorführungen von Filmen vorgesehen. Der Oberbürgermeister unterbreitete den Vorschlag, zum Neujahrsempfang der Welterbestadt einen Kittel-Streifen zu zeigen.

In der Ausstellung werden rund 50 relativ große Fotos von Heinz Kittel zu sehen sein und einen Eindruck von seinem Schaffen vermitteln, von Theateraufführungen, der Architektur in Quedlinburg und Veranstaltungen von Sport bis Maidemonstrationen. Dazu kommen Vitrinen mit dem Handwerkszeug Heinz Kittels, wie Stativ und Kamera, aber auch die Meistermappe. Zur Ausstellungseröffnung am 29. Oktober hat Reinhard Kittel sein Kommen zugesagt.

„Um den Fotoschatz zu erhalten, müssen die Negative digitalisiert werden“, betont Fotograf Chris Wohlfeld. Dafür sollten Sponsoren gefunden werden, denn es komme darauf an, entsprechende, nicht gerade günstige Geräte dafür zu beschaffen. Zudem müssten die personellen Voraussetzungen geschaffen werden, denn die Sicherung der Fotoarbeiten, welche Heinz Kittel über Jahrzehnte anfertigte, koste Zeit. Das Potenzial sei riesig. Da könne noch viel entdeckt und dann gezeigt werden. (mz)

Historische Fotos von Heinz Kittel
Historische Fotos von Heinz Kittel
Kittel/Repro: Wohlfeld
Christian Mueller (2. v. r.) informiert Oberbürgermeister Frank Ruch (l.) und die Sponsoren über den aktuellen Zwischenstand.
Christian Mueller (2. v. r.) informiert Oberbürgermeister Frank Ruch (l.) und die Sponsoren über den aktuellen Zwischenstand.
Chris Wohlfeld