Harzklinikum in Quedlinburg Harzklinikum in Quedlinburg: Proklin-Mitarbeiter fordern mehr Geld

Quedlinburg/MZ - Eine Lösung für die Gehaltssorgen der Mitarbeiter der Proklin Service GmbH ist in Sicht. Das sagte Klinikum-Chef Peter Redemann am Donnerstag der MZ. „Wir haben festgestellt, dass wir gar nicht so weit auseinander liegen“, so Redemann. „Und wir haben einen Weg, gefunden, wie es weitergehen wird. Jetzt müssen Entgelttabellen berechnet und Texte für ein Tarifwerk formuliert werden.“
In zwei Wochen wollen sich Klinikum und Verdi erneut treffen, um über die Bezahlung der Proklin-Beschäftigten zu verhandeln. „Wir werden eine Lösung für die Frage nach dem Mindestlohn von 8,50 Euro finden“, versprach Redemann. Verdi-Verhandlungsführer Thomas Mühlenberg geht noch einen Schritt weiter. „Per Handschlag haben wir schon einen Mindestlohn von 8,50 Euro rückwirkend zum 1. Januar 2014 vereinbart“, sagte er.
Am Donnerstagmorgen hatte mehr als die Hälfte der rund 60 Mitarbeiter der Klinikum-Tochter Proklin Service GmbH mit einer „aktiven Frühstückspause“ vor dem Büro der Geschäftsführung in Quedlinburg ihrem Unmut über die Bezahlung Luft gemacht. Bei Bockwurst und Kaffee gab es heftige Parolen und noch schrillere Trillerpfeifen.
„Wir haben seit zwei Jahren die doppelte Arbeit, bekommen aber noch immer den gleichen Lohn“, empörte sich ebenso lautstark Koch Thomas Kretschmer. Seit der Fusion der beiden Kliniken müssten die Quedlinburger auch das tägliche Essen für die Mitarbeiter und Patienten in Wernigerode und Blankenburg zubereiten. Kretschmer: „Geld ist aber das, was uns fehlt.“
Der Koch bekannte aber auch: „Wir hätten uns nicht über den Tellerrand hinaus gewagt, wenn wir wie zuvor nur für das Quedlinburger Klinikum zuständig geblieben wären.“ Doch so fühlten sich viele vom Arbeitgeber ausgenutzt. Das Angebot der Geschäftsführung für die Verhandlungen, den Mindestlohn von 8,50 Euro erst ab 1. Juli 2015 zahlen zu wollen, war für Mühlenberg und die Mitarbeiter unannehmbar. „Die Beschäftigten von Proklin arbeiten mit Ausnahme des Reinigungspersonals seit mehr als zehn Jahren zu Löhnen, die häufig nicht einmal mehr existenzsichernd sind“, hatte der Gewerkschafter bereits im Vorfeld der Verhandlungen erklärt.
Er wiederholte deshalb zur Protestaktion nochmals seine Forderungen für die anschließend beginnenden Verhandlungen: „8,50 Euro pro Stunde ab sofort und einen ordentlichen Tarifvertrag.“
Dass die Klinikum-Leitung einen Manteltarifvertrag sowie Vergütungstariftabellen erstellen will, hält Mühlberg ebenso für ein gutes Zeichen wie die rückwirkende Zahlung des Mindestlohnes. „Endlich bekommen die Beschäftigten vernünftige Rahmenbedingungen und das, was sie für ihre Tätigkeit verdienen.“
Er kann auch verstehen, dass seitens des Arbeitgebers nun einiges gerechnet werden muss. Schließlich soll das Vertragswerk eines für eine lange Dauer werden. Bis 17. April ist der Entwurf geplant.
„Die Verhandlungen erwiesen sich letztlich sogar leichter als zuvor erwartet“, bekennt Mühlberg. „Die Beschäftigten haben mit ihrem Protest am Morgen dazu beigetragen.“
