Harzer Landwirtschaftsfest Harzer Landwirtschaftsfest : Was wird aus Miss und Mister Reinstedt 2020?

Reinstedt - Es ist die Branchenschau der Landwirtschaft in Sachsen-Anhalt schlechthin: das Harzer Landwirtschaftsfest. 22 Mal wurde es in Reinstedt gefeiert, lockten Tierschauen sowie die Wahl der schönsten Kuh zur „Miss Reinstedt“ oder des schönsten Schafbocks zum „Mister Reinstedt“, dazu Technik vom Oldtimer bis zur modernen Maschine und ein Bauernmarkt Tausende Besucher an.
Im nächsten Jahr wird es wohl kein Fest geben. Und in welcher Form es weitergeführt wird - und auch wo -, das ist offen. Denn der Bauernverband Nordharz hat sich als Organisator zurückgezogen.
Bauernverband Nordharz zieht sich wegen finanzieller Gründe zurück
Am Montag hatte Geschäftsführerin Diana Borchert auf eine MZ-Anfrage noch keine Auskunft geben wollen. Am Donnerstag teilte der Verband mit, dass der Vorstand am Dienstag beschlossen habe, „das Harzer Landwirtschaftsfest an einen neuen Träger zu übergeben“. Das sei die Agrarmarketinggesellschaft Sachsen-Anhalt. Laut Bauernverband stehe der „Fortbestand der traditionellen Veranstaltung außer Frage“.
Der Rückzug des Bauernverbandes erfolge aus finanziellen Gründen, erklärte Diana Borchert. Schon beim 20. Fest sei die Zahl der Besucher unter den Erwartungen geblieben, ebenso beim 21. im vergangenen Jahr. Das so entstandene Defizit habe der Bauernverband noch abdecken können, erklärt die Geschäftsführerin.
Blieb erwartete Besucherzahl wegen zu heißen Temperaturen aus?
Wegen der hohen Temperaturen beim 22. Fest in diesem Jahr - sie kletterten bis auf 36 Grad - aber sei die Besucherzahl weit hinter den Erwartungen zurückgeblieben, sagt Diana Borchert. Das durch den Bauernverband zu tragende Defizit habe im fünfstelligen Bereich gelegen. „Wir können das als Verein nicht mehr stemmen“, sagt die Geschäftsführerin.
Schon nach dem Fest sei deshalb begonnen worden zu überlegen, wie es weitergehen solle. Kontakt sei dazu mit der Agrarmarketinggesellschaft aufgenommen worden, die dem Bauernverband schon bei der Organisation und und Durchführung des Landwirtschaftsfestes zur Seite gestanden habe. „Sie ist dafür prädestiniert, sie richtet zum Beispiel auch das Landeserntefest aus.“
Wie Diana Borchert berichtet, habe es im Vorstand des Bauernverbandes „harte Diskussionen, lange Diskussionen“ gegeben; es sei eine „ganz schwere Entscheidung“ gewesen. „Man muss das Fest auch in guten Händen wissen. Deshalb hat es auch so lange gedauert, weil wir erst die Gespräche führen mussten.“
Harzer Landschaftsfest: So soll es weitergehen
Doch jetzt habe eine Entscheidung fallen müssen, damit zu Beginn des kommenden Jahres mit der Vorbereitung begonnen werden könne. „Wir werden als Bauernverband immer noch einen Part übernehmen, immer noch beteiligt sein, wir sind aber nicht mehr der Hauptakteur“, sagt Diana Borchert.
Die Agrarmarketinggesellschaft übernehme in Zukunft die Trägerschaft für die Veranstaltung, sagt Petra Seidel, Projektmanagerin Veranstaltungen bei der Gesellschaft. „Das nächste Fest wird 2021 mit kompletter Neukonzeption stattfinden.“
In die Planung und Durchführung der Veranstaltung werde der Bauernverband Nordharz aktiv einbezogen. Erste Gespräche mit den an der Organisation des Festes Beteiligten würden im ersten Halbjahr kommenden Jahres stattfinden, erklärt die Projektmanagerin.
Harzer Landwirtschaftsfest: Anderer Ort als Reinstedt?
Darüber hinaus wollte sich die Agrarmarketinggesellschaft nicht äußern. Doch nach MZ-Informationen soll mit einer komplette Neukonzeption auch nicht ausgeschlossen sei, dass das Fest künftig an einem anderen Standort als in Reinstedt stattfinden könnte.
Aus Sicht der Stadt Falkenstein/Harz wäre das nicht hinnehmbar. „Wir haben hier eine lange Tradition. Das kappt man nicht“, sagt Bürgermeister Klaus Wycisk (CDU). Dass das Fest in diesem Jahr nicht funktioniert habe, sei der Wetterlage zugeschrieben worden, „die an jedem anderen Ort genauso zugeschlagen hätte“. Mit Reinstedt habe man „einen lange eingespielten Standort im ländlichen Raum, der auch zur Stärkung dieses ländlichen Raums dient“, unterstreicht der Bürgermeister. (mz)