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Harz Harz: Vorfreude auf Advent ist geweckt

Von SIGRID DILLGE 20.11.2011, 18:54

WEDDERSLEBEN/MZ. - Immer wieder gibt Kathrin Fahrenbruch Anweisungen und Tipps. "Drehe das Ganze jetzt einmal um, und dann musst du den Stiel an der Blüte befestigen", rät sie und blickt aufmerksam auf die fünf Arbeitsplätze am Tisch. Ab und an greift sie ein oder lässt Seifenwasser auf die großen Tabletts fließen. Die sind an diesem Tag Experimentierfläche für Mädchen und Jungen, die eine Eisblume aus Filz eigenhändig herstellen.

Von 15 bis 18 Uhr hatten am Freitag bereits über 50 Kinder dieses Angebot genutzt, das zum Vorfreude-Markt der Lebenshilfe in Weddersleben gehörte. Kathrin Fahrenbruch, die in Quedlinburg die Kreativwerkstatt Hingucker betreibt, freute sich über die Resonanz, obwohl sie ihr die sprichwörtlichen Fusseln am Mund bescherte. Ihr Bastelstand beim Vorfreudemarkt war ebenso dicht umlagert wie der Nachbartisch, an dem aus alten Konservengläsern, Papierschnipseln und Leim stimmungsvolle Windlichter entstanden oder kleine Tücher per Kartoffeldruck verziert werden konnten. Ob all die kleinen Kunstwerke, die dabei entstanden, wohl zu Weihnachten verschenkt werden?

Zum 14. Male hatte die Lebenshilfe am Freitag und Samstag weit vor allen anderen weihnachtlichen Märkten in der Region dazu eingeladen, einen Hauch von Advent zu schnuppern. "Wir sind zum dritten Mal auf diesem Markt und finden ihn immer wieder gut", lobte Sibylla John aus Ballenstedt. Sie schätzt vor allem, dass Kinder sich hier ausprobieren können. Im vergangenen Jahr beispielsweise half sie ihrer Enkeltochter beim Basteln von Fröbelsternen. "Die ganze Stimmung hier ist schön, so mit dem offenen Feuer, den kleinen Hütten und den vielen unterschiedlichen Angeboten", schätzte Frau John ein.

Mit dem Vorfreude-Markt demonstriert die Lebenshilfe gemeinsam mit vielen Partnern aber auch, zu welchen Leistungen Menschen mit Behinderungen fähig sind. Wie beispielsweise Christiane Fischer, die inmitten des Menschengewühls in aller Ruhe einen Kranz mit frischem Tannengrün versah. "Sonst mache ich Gestecke. Gestern haben sie mir das Binden beigebracht. Das macht Spaß, auch wenn es mit der Zeit auf die Arme geht", erzählte sie. In ihrer unmittelbaren Nachbarschaft waren die unterschiedlichsten Erzeugnisse aus dem Bereich Floristik der Lebenshilfe-Werkstätten präsentiert. Gemeinsam war allen das Thema Advent. Da prangten Kränze aus Zimtstangen neben farbigen Tellern mit Kerzen und weihnachtlicher Dekoration, leuchtete die Farbe rot neben sattem Grün oder strahlendem Weiß. So manches Stück wird in den nächsten Wochen in den Wohnungen der Marktbesucher wiederzufinden sein. Für Staunen sorgten die handwerklichen Fähigkeiten der "Schnitzer". Auch hier konnten die Zuschauer verfolgen, wie sich ein Stück Lindenholz in eine Schale oder in einen Fisch verwandelte.

Unmittelbar neben den in diesem Raum ausgestellten Weihnachtskrippen und Schwibbbögen sorgte ein ganz besonderes Exemplar für Aufsehen. Aus tausenden Muscheln war ein Märchenland mit Dornröschenschloss, Rapunzelturm, Schneewittchen oder Sterntaler entstanden. "Falk Bucher, einer unserer behinderten Mitarbeiter, hat das Ganze als Kind angefangen. Jedes Jahr kamen neue Muscheln und neue Motive hinzu. Jetzt ist er über 40 und höchstwahrscheinlich fertig", verriet Lebenshilfe-Mitarbeiter Ingo Schäfer.

Während die Besucher sich Schmalzgebäck und Glühwein schmecken ließen, das Bühnenprogramm verfolgten oder erste Weihnachtsgeschenke einkauften, sorgten unzählige Helfer vor und hinter den Kulissen dafür, dass alles reibungslos ablief. Auf den provisorischen Parkplätzen beispielsweise wachte das Team der Grünlandpflege der Lebenshilfe unter Leitung von Sven Pippig darüber, dass jeder Autofahrer einen Platz für sein Gefährt fand. "Wichtig ist, dass man immer nett zu den Leuten ist", machte "Einweiser" Detlef Ströhl klar. Er sorgte mit seinen Kollegen zum zweiten Mal dafür, dass An- und Abreise der Gäste klappten. Vor allem in der Zeit zwischen 18 und 20 Uhr hatten sie am Freitag alle Hände voll zu tun. Erst gegen 21.30 Uhr konnten sie es etwas ruhiger angehen lassen.