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Harz Harz: Symbol des neuen Umgangs

Von uwe kraus 17.05.2012, 14:33

halberstadt/MZ. - So viel Prominenz hat der sowjetische Ehrenfriedhof unterhalb der Halberstädter Spiegelsberge schon seit der Parade zum Abzug der Westgruppe der russischen Streitkräfte vor 18 Jahren nicht mehr gesehen. Sachsen-Anhalts Innenminister Holger Stahlknecht, die Bundestagsabgeordnete Heike Brehmer und die Landtagsabgeordneten Frauke Weiß, Dieter Steinecke und Edwina Koch-Kupfer (alle CDU-Fraktion) waren ebenso gekommen wie Wladimir Kukin von der Botschaft der Russischen Förderation und deren Vize-Luftwaffen-Attaché Oberst Wladislav Sazonnikov.

Anlass war am Mittwoch eine Gedenkveranstaltung anlässlich der Instandsetzung des Ehrenfriedhofs. Sie wurde musikalisch vom Bläserquartett des Kirchenmusikalischen Seminars Halberstadt umrahmt.

Neun Bundeswehrsoldaten und fünf Reservisten der Pionierkompanie 952, die in Havelberg stationiert ist, waren in den vergangenen Tagen auf dem Gelände im Einsatz, um Gräber, deren 123 Steine, den Obelisk auf dem terrassenförmigen Friedhof sowie das Umfeld zu sanieren und instand zu setzen. Mit Unterstützung des Wernigeröder Steinmetzes Dirk Zeising wurden Grabplatten gesäubert und wieder versiegelt. Der einst wild wuchernde Rasen wurde durch ein Mineralgemisch ersetzt.

Dass es Militärs waren, die Steine, Rasen und Kieseinbettungen gestaltet haben, spricht, so Innenminister Stahlknecht, für die Völkerverständigung und zeuge von einer Kultur des Erinnerns. Die Soldaten haben mit ihrer Arbeit Zeichen für eine friedliche Zukunft gesetzt. Es sei mehr als eine feierliche Übergabe, sondern ein tiefes Symbol eines neuen Umganges. "Wir stehen solidarisch mit dem Erinnern", so Stahlknecht.

Halberstadts Vize-Oberbürgermeister Michael Haase (CDU) ging auf die Worte des Ministers ein und hob hervor, dass sie zeigten, "wie die Landesregierung zur Erinnerungskultur stehe und zu den Orten, an denen sie gepflegt wird."

Der Lokalpolitiker hatte im Archiv nachgeschlagen, dass 1975 der Ehrenfriedhof für 160.000 DDR-Mark gestaltet worden sei. 14 500 Arbeitsstunden leisteten in erster Linie Jugendliche und Betriebskollektive. "Auch wenn wir das heute als Kampf- und Jubelberichte lesen, es zeugt vom Stellenwert des Erinnerns damals."

Ausdrücklich dankte Michael Haase dem Land, dass 25 000 Euro Förderung für die Arbeiten der vergangenen Tage zur Verfügung stellte. An die militärische Führung gewandt regte er eine dauerhafte Partnerschaft über den Ehrenfriedhof an.

Ein Vorschlag, den Oberst Johannes Derichs, stellvertretender Kommandeur der Panzergrenadierbrigade 41 "Vorpommern", aufnahm und versicherte: "Wir leisten der Anfrage gern Folge." Er sagte, an so einer Stelle wie dem Friedhof "begreift man die Wucht des historischen Dramas." Wie stumme Schreie erinnern die Gräber an die dunklen Kapitel der Geschichte. Die Soldaten seiner Brigade seien heute gemeinsam mit dem Volksbund Deutsche Kriegsgräberfürsorge auf vielen Gräberfeldern im Einsatz. "Wir pflegen sie mit Soldaten, mit denen wir einst verfeindet waren".

Wladimir Kukin freute sich, dass das Andenken der Toten in Halberstadt durch die fürsorgliche Pflege nicht in Vergessenheit gerät. Er sehe in der Pflegeaktion ein wirkungsvolles Zeichen der Versöhnung und Erinnerung.

Im Krieg werde auf beiden Seiten gelitten. So solle nicht ein militärischer Sieg gefeiert werden, sondern der Sieg des Lebens über den Tod und das friedliche Miteinander der Menschen, sagte Wladimir Kukin weiter.