Harz Harz: «Schlechte Führungen sind geschäftsschädigend»
QUEDLINBURG/MZ. - Über 80 000 Besucher im Jahr möchten die Stiftskirche und den Domschatz in Quedlinburg besichtigen. "Die Zahl ist erfreulich stabil", sagt Pfarrer Dr. Ekkehard Steinhäuser, "und das trotz der Bauarbeiten am Finkenherd und Schlossberg." Um die Nachfrage nach guten Führungen zu befriedigen und die Last auf breitere Schultern zu verteilen, sollen in Quedlinburg auch Honorarkräfte gewonnen werden. Ein erstes Werben hatte Erfolg. Vier Frauen und Männer werden in den nächsten Wochen eine Ausbildung beginnen.
Es fehlt ein Pool
Während in Halberstadt ein Pool von rund 20 Domschatzführern existiert - vermutlich bestehen durch die Hochschule Harz bessere Voraussetzungen - fehlt dieser für die Quedlinburger Stiftskirche. So hat sich das neue Vorstandstrio für die Kirchenschätze in Halberstadt und Quedlinburg - Dr. Ekkehard Steinhäuser für die theologischen Anliegen, Andreas Plagge für die finanziellen und Dr. Thomas Labusiak für die kunsthistorischen - gerade dieser Aufgabe als einer der ersten angenommen.
Zu klären war, wer die Führungen gestalten darf, sagt Ekkehard Steinhäuser. Fachliches Wissen über den Schatz selbst und über die Kirche sind Voraussetzungen, über die nicht zu diskutieren war. Dafür aber, ob ein Führer Mitglied einer christlichen Kirche sein muss. "Der Gemeindekirchenrat hat darüber eingehend gesprochen", erklärt Pfarrer Steinhäuser: "Und wir sind froh über ein eindeutiges Votum, dass Fachkenntnisse und ein aufgeschlossenes Verhältnis zur Kirche genügen. Da können wir uns öffnen im Interesse guter Führungen durch Stiftskirche und Stiftsschatz."
Thomas Labusiak stellt als Kustos der Domschätze die Qualität an erste Stelle: "Schlechte Führungen sind geschäftsschädigend." Doch in Quedlinburg ist die Qualität gut, bezeugen alle drei Vorstandsmitglieder. Aber erstens könne alles noch besser gemacht werden und zweitens sei es von Vorteil, wenn auf spezielle Interessen eingegangen werden kann. Andreas Plagge nennt als Beispiel eine Führung für eine katholische Gemeinde, wobei es dann gut ist, wenn Wissen vorhanden ist, das gerade diese Besuchergruppe besonders interessiert.
Fachliche Schulung
Die ersten vier Bewerber werden in den kommenden Monaten eine fachliche Schulung erhalten. Zwei sind für eine Grundausbildung in Kirchenführung in Gotha des Gemeindedienstes der Evangelischen Kirche in Mitteldeutschland angemeldet, zwei bei der Weiterbildung Romanik für Gäste- und Kirchenführer in Magdeburg, gemeinsam getragen von der Evangelischen und Katholischen Erwachsenenbildung in Sachsen-Anhalt. Nach diesen Lehrgängen werden sie eine Probeführung unter ganz normalen Bedingungen mit vorher nicht ausgesuchten Besuchern bestreiten. Wenn sie diese gut machen, sind sie als Honorarkräfte engagiert, werden aber weiter geschult, um die Qualität halten zu können, wie Thomas Labusiak betont.
"Mit den vier vor der Ausbildung stehenden Domschatzführern ist der Bedarf aber nicht gedeckt", weiß Ekkehard Steinhäuser. In der Saison gebe es an einem Wochenende rund 20 Führungen. Diese in hoher Qualität absichern zu können, dafür seien weitere Honorarkräfte willkommen.
"Es geht uns dabei auch um mehr Flexibilität", ergänzt Andreas Plagge. Und Thomas Labusiak verweist auf ein wichtiges Kriterium, umrissen mit dem Wort "Leidenschaft" für die Sache, für die bedeutenden Schätze. Die Faszination, die von mittelalterlichen Kunstwerken ausgeht, die über 1 000 Jahre mit nur kurzer Unterbrechung in Quedlinburg präsent waren, soll den Besuchern vermittelt werden. Schließlich handele es sich um Kunstwerke von Weltgeltung, die transparent erklärt werden müssen, um den Gästen den Zugang zu eröffnen.
Interessenten, die als Honorarführer für die Quedlinburger Stiftskirche und den Stiftsschatz wirken wollen, können sich per E-Mail melden: [email protected]