Harz Harz: Querdenkers bunte Welt mit vielen Rätseln
Wernigerode - "Folge deiner Kreativität, denke quer, fühle dich frei" lauten drei der zehn Gebote des Otmar Alt. Das spiegelt sich in seinen Bildern und Skulpturen, die ihren Betrachter in eine ganz phantastische Welt holen. Ein Stück davon lässt sich in der Wernigeröder Galerie im Ersten Stock entdecken. Der dort beheimatete Kunst- und Kulturverein hält mit der Ausstellung Rückschau auf Alts künstlerisches Leben. Er gibt einen Einblick in die Vielfalt, die das Werk des Künstlers prägt, der in diesem Jahr seinen 70. Geburtstag feierte.
Überbordende Kreativität
Bunt ist Alts Welt, überbordend seine Kreativität. Farben und Formen fügt er wie Puzzles zueinander, schafft durch Holzreliefteile auf der Leinwand Dreidimensionalität. Figuren aus Holz und Kunststoff erscheinen wie Besucher aus Phantasien. Das verleitet zu mehr als bloßer Betrachtung, und Alt weiß das. "Bitte nicht berühren, draufsetzen und schon gar nicht damit losfahren", mahnt etwa ein unübersehbares Schild, aufgestellt zum Schutz der Unversehrtheit von "Muckerle", einer freundlichen Holzkatze auf Rädern.
"Interessante Kinderzimmerkunst" schreibt dazu ein Ausstellungsbesucher ins Gästebuch, und es verwundert nicht, dass eben gerade Kinder sich besonders angesprochen fühlen: "Eine lustige, bunte Ausstellung. Es ist auch für Kinder interessant, mit vielen Rätseln. Sehr schön. Lena", steht da in sauberer Schrift ins Gästebuch geschrieben.
Die Rätsel, die das Mädchen entdeckt hat, sind von Alt gewollt. Hinschauen soll der Betrachter seiner Bilder, über die der Künstler selbst nicht gerne reden will. Manches an ihnen erinnert an Kandinsky und Miró. Immer versehen mit einem Schuss Ironie, erzählt der Maler kleine Geschichten mit durchaus ernsthaftem Hintergrund. Dazu kann er auf ein bewegtes Leben zurückblicken, das im Ausstellungstitel "malerisch" genannt wird, was mehrfach zu deuten ist. 1940 wurde Otmar Alt als Sohn eines Kirchenmusikers in Wernigerode geboren. Als er elf Jahre alt ist, zieht seine Mutter mit ihm nach Westberlin. Er nimmt eine Lehre als Schaufenstergestalter und Plakatmaler auf und studiert später an der Hochschule für bildende Künste. Mit seinem Werk, für das er immer wieder Preise und Auszeichnungen erhält, ist Otmar Alt nicht nur in Galerien und Museen präsent - es prägt auch Stadtbilder.
Kunst prägt Stadtbilder
Alts Tierplastiken bereichern den Allwetterzoo Münster, eine Skulptur steht im Westfalenpark Dortmund, und in seiner Geburtsstadt Wernigerode, die ihm 2005 den Kunstpreis verlieh, hat Alt den "Kunstschlecker" aufgestellt, einen Kopf mit herausgestreckter Zunge. Ihm soll bald noch ein weiteres Kunstwerk folgen; Otmar Alt soll die Fassade eines Wohnblocks an der Burgbreite gestalten. Damit bleibt der Künstler seinem Credo treu, dass Kunst jedem zugänglich sein soll. Vor diesem Hintergrund erscheint auch die künstlerische Gestaltung einer Imbiss-Bude in Münster als etwas völlig Selbstverständliches. (mz)