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Harz Harz: Putzen ohne anzufassen

Von Uwe Kraus 01.06.2012, 16:29

Gernrode/Berlin/MZ. - "Ein Staubkorn oder das elektronische Bauteil?" Mit bloßem Auge überhaupt nicht, unter der Lupe nur höchst schwer zu erkennen. Klaus-Dieter Weber, Geschäftsführer der Firmengruppe Rundfunk Gernrode, verweist auf die große Bedeutung, die heute der Reinraumtechnik zukommt.

"In ganz unterschiedlichen Branchen kommt es darauf an, dass nicht durch kleinste Verschmutzungen der Produktionserfolg gefährdet wird. So gibt es Reinräume mit Filter, Lüftungs- und Kühlanlagen, mit Mitarbeitern in Schutzkleidung. Ein sehr energie- und platzauffwändiges Unterfangen. Wir haben das in einer Maschine zusammengezogen."

Am 5. und 6. Juni präsentiert das Gernröder Unternehmen mit Tradition die zukunftsweisende ADC Technologie. Nicht irgendwo, sondern auf der 4. Woche der Umwelt im Park vor dem Berliner Schloss Bellevue. Experten der RG Elektrotechnologie haben etwas zur Produktionsreife geführt, was die Fachwelt beeindruckt und genau das umsetzt, was weltweit gefordert wird: Ressourcen-schonender Umgang mit Energie.

Mit einer berührungslosen, antistatischen Reinigung von Leiterplatten konnte die umweltzertifizierte ADC Technologie von Rundfunk Gernrode die Jury überzeugen. Die hatte unter deutschlandweit 2 500 Projekten 150 ausgewählt, vier davon aus Sachsen-Anhalt, die in der Zeltstadt vor dem Amtssitz des Bundespräsidenten 12 000 handverlesenen Besucher aus Wissenschaft, Politik und Wirtschaft präsentiert werden.

Praktiker und Planer aus der Reinraumtechnik sowie Sauberfertigung sehen in der Gernröder Anlage ein völlig neuartiges Verfahren, bei welchem sich die unmittelbare Reinhaltung auf den Kernprozess konzentriert. Damit schafft das System praktisch einen lokal begrenzten Raum, der staubfrei und elektrostatisch neutralisiert ist. Hier finden dann die entsprechenden Fertigungsprozesse statt, die qualitätsentscheidend sind. "Der abgeschirmte Transport der staubfreien Leiterplatten zum Lotpastendrucker verhindert zuverlässig eine Wiederverschmutzung.

Im Ergebnis werden Leiterplatten in Reinraumqualität gefertigt. Gleichzeitig lässt sich mehr als 90 Prozent an Energie einsparen. Damit trägt das Verfahren in erheblicher Weise sowohl zur Energieeffizienz als auch zur Erhöhung der Wertschöpfung bei", freut sich Geschäftsführer Weber. "Unsere ADC Technologie, die auf Ionisierung beruht, wird zunehmend in die Fertigung großer Elektronikhersteller einbezogen. Einfach gesprochen, in unserer Anlage wird Dreck polarisiert und mit Unterdruck entfernt."

So sei mit der Gernröder Maschine eine kleine Lawine losgetreten worden, mit der es in eine neue Qualitätsrunde gehe.

Anfragen gibt es sowohl von namhaften Automobilkonzernen, denn Problem Nummer eins sei dort unterdessen die Elektronik, als auch von Heizungsherstellern und Produzenten aus Tschechien. Das hat durchaus positive Konsequenzen: Die Firmengruppe Rundfunk Gernrode wird ihre Fertigungsstrecken erweitern, um die gefragten Spezialmaschinen am eigenen Standort unter optimalen Bedingungen produzieren zu können.

Dass die Harzer erstmals bei der nach 2002, 2004 und 2007 vierten Umweltwoche von Bundespräsidenten und Deutscher Bundesstiftung Umwelt dabei sind, erfüllt die Mitarbeiter von der Firmengruppe Rundfunk Gernrode mit Stolz. Schließlich stehen sie im Park des Bundespräsidenten Seite an Seite mit renommierten Fraunhofer-Instituten, Universitäten sowie Forschungslaboren. "Vielleicht beeindruckt die Besucher dann kommende Woche besonders, dass wir eben nicht mit Postern oder Modellen unseren Stand gestalten, sondern eine komplette Fertigungslinie aufbauen, um den Prozess vorführen zu können", denkt Sina Dreier von der Gernröder Firma.

"Es klingt zwar sehr hochtrabend, aber die Energiewende fängt nicht erst beim Umstieg auf zeitgemäße Energiequellen an. Es geht zunehmend darum, mit weniger Energie mehr zu leisten. Letztlich sind es innovative Ansätze wie unsere, die Ökologie, Ökonomie und Soziales besser vereinbar machen. Dadurch können wir in Deutschland uns als führende Industrienation profilieren. Darum setzen wir auf die 80 Fachforen im Park von Bellevue, von denen unsere fünf Mitarbeiter vielleicht einige Anregungen mitbringen", schaut Klaus-Dieter Weber voraus, der auch Landesvorsitzender des Allgemeinen Arbeitgeberverbandes der Wirtschaft für Sachsen-Anhalt sowie der Mittelstands- und Wirtschaftsvereinigung ist.