Harz Harz: Neues Feuer in alter Schmiede
BADEBORN/MZ. - Der Vater, von Beruf Korbmacher, hatte als Hobby geschmiedet und sich in den 50er Jahren eine eigene kleine Schmiede eingerichtet. "Dadurch, dass mein Vater immer Pferde hatte und auch mit im Forst war, hat er auch viele Ketten geschmiedet", erzählt Frank Große, der von Kindheit an mit in der Schmiede war, dem Vater half und das eine oder andere Stück selbst anfertigte. "Ich hab' dann schon mal einen kleinen Ring geschmiedet, etwas, was leicht war und wo man nichts verkehrt machen konnte", erinnert er sich schmunzelnd.
Da lag es nahe, dass auch sein beruflicher Weg in diese Richtung führen würde: Im ehemaligen Volkseigenen Gut Quedlinburg erlernte der Badeborner den Beruf eines Schmiedes. Doch als das Gut zum Jahresende 1989 geschlossen wurde, wurde Frank Große wie alle anderen Mitarbeiter entlassen. "Schmiedemäßig ging da gar nichts mehr. Es war ja alles tot", erzählt er, dass er dann mehrere Jahre als Schlosser bei einer Tankstelle arbeitete. "Nebenbei habe ich aber auch mal ein Pferd beschlagen", berichtet der 41-Jährige.
Vor knapp fünf Jahren machte er das wieder zum Beruf. Zuvor war er extra noch einmal für ein halbes Jahr an die Uni Leipzig gegangen. "Der Facharbeiter Schmied wurde schon anerkannt, aber nicht die Qualifizierung für Huf und Beschlag, obwohl ich zur Facharbeiter-Prüfung auch ein Pferd beschlagen habe", schildert Frank Große, der seine von Hand geschmiedeten Facharbeiter-Stücke bis heute aufbewahrt hat: Ein aus Aluminium - kalt geschmiedetes - Hufeisen für ein Rennpferd hängt ebenso an dem Muster-Brett wie "normale" Vorder- und Hintereisen oder Eisen für Krankheitsfälle, wie beispielsweise ein Bockhuf. Mit der in Leipzig absolvierten Ausbildung wurde Frank Große "Staatlich anerkannter Hufbeschlagschmied". Fortan war er mit seiner mobilen Schmiede unterwegs, um die Pferde der Kunden vor Ort zu beschlagen: "Heute kommen die Leute nicht mehr her, heute fährt der Schmied zu den Leuten."
Dennoch - so eine richtige, feste kleine Schmiede mit Amboss, Schmiedefeuer sowie -hammer und allem, was dazugehört, zu haben, blieb schon ein Traum. Die Gelegenheit, diesen zu verwirklichen, bot sich Frank Große mit der Rückkehr auf das elterliche Grundstück in der Kalten Birke. "Etwa zehn Jahre war die Schmiede eigentlich nicht in Betrieb", verweist er auf die Werkstatt, in der unter anderem auch eine alte Drehbank, Baujahr 1931, eine Bohrmaschine, ein kleines Schweißgerät oder ein Schleifbock ihren Platz haben, "alles noch funktionstüchtig".
Gern würde er das Feuer in der Schmiede noch öfter lodern lassen, hier noch mehr machen, "aber Dinge neu zu kaufen, ist oft preiswerter. Und eigentlich ist es so, dass das Handwerk an sich, wenn man es richtig rechnet, keiner mehr bezahlen kann". So sind es meist Liebhaberstücke, die Frank Große fertigt. Da ist mal ein Bogen zu biegen oder eine Rose zu schmieden, "und ab und an kommt mal jemand mit einem Pflugschar, mit einer Axt oder einer Hacke, die man neu auszieht". Selbst das Schmieden von Hufeisen ist heutzutage eher selten, "nur ab und an, für Extremfälle - oder Eselhufeisen, weil es die nicht zu kaufen gibt".
Schmieden und Hufeisen - Frank Großes Interesse daran von Kindesbeinen an hat noch einen weiteren Grund: "Ich bin mit Pferden groß geworden. Meine Eltern hatten immer Pferde, und ich hatte auch immer welche." Von Kindheit an ist er auch im Pferdesport aktiv: "Am 11. Juni werden es genau 30 Jahre", erinnert er sich noch gut daran, damals sein erstes Gespann-Rennen gefahren zu sein. Mit Ein-, Zwei- und Vierspännern ist Frank Große bis heute im Wettkampfsport aktiv und nimmt mit viel Erfolg an Turnieren teil. So wurde er 1993 Landesmeister im Bereich Ponys - und "seit fast 20 Jahren bin ich in jedem Jahr Kreismeister", sagt der Badeborner, der dem Reit- und Fahrverein Einetal Westdorf-Aschersleben angehört.