Harz Harz: Mordermittlung führt ins Schlosshotel
BALLENSTEDT/MZ. - Ungewöhnliche Bilder bieten sich Gästen des Schlosshotels Großer Gasthof, Anwohnern und Passanten in Ballenstedt: In der Hotel-Lobby stehen Scheinwerfer, Technik über Technik wird über den Hof und die Straße gerollt, ein Kamerawagen auf Schienen auf dem Fußweg installiert, die Straße immer wieder gesperrt. "Tonprobe", "Standprobe" und schließlich "Ruhe bitte! Wir drehen!" schallt es an der Einfahrt zum Hotelhof. "Ton läuft. 28 / 1, die Erste." "Wann haben Sie Wanka das letzte Mal gesehen?", wendet sich Polizei-Kommissar Schneider an den jungen Mann, den er und seine Kollegin Nora Lindner am Eingang zum Hotelhof entdeckt haben. . .
Blick in menschliche Abgründe
"Raubvögel" ist der Arbeitstitel eines neuen "Polizeiruf 110", den die Saxonia Media im Auftrag des Mitteldeutschen Rundfunks derzeit produziert. Der Inhalt: Auf einem stillgelegten Industriegelände bei Halle wird ein etwa 40-jähriger Mann tot aufgefunden - André Wanka, der in einem kleinen Ort am Rande des Brekels, einem Natur- und Vogelschutzgebiet im Harzvorland, wohnt. Irgendwo dort wurde Wanka allen Indizien nach auch ermordet. Die Motive dieser Tat bleiben für die Kriminalisten lange im Dunkeln. Sie ermitteln inmitten von blühenden Frühlingslandschaften, von unberührter Natur. Eine schönere Umgebung könnten sich die Kommissare Schmücke, gespielt von Jaecki Schwarz, und Schneider, gespielt von Wolfgang Winkler, sowie ihre Kollegin Nora Lindner alias Isabell Gerschke für ihre kriminalistische Arbeit eigentlich nicht wünschen. Doch die Idylle ist trügerisch. Bei der Aufklärung dieses rätselhaften Falls bleibt den Kriminalisten ein tiefer Blick in menschliche Abgründe nicht erspart. . .
Die Arbeiten für diesen neuen Polizeiruf aus Halle führen Filmteam und Schauspieler auch in das Harzvorland: So ist bereits in der Stadt Falkenstein / Harz gedreht worden, weitere Drehtage sind am Mittwoch auf der Roseburg und Donnerstag in Quedlinburg geplant.
Zwei so genannte Bilder sind am Dienstag in Ballenstedt entstanden: Zum einen das Bild 27, in welchem die Kommissare ankommen und in die Lobby des Hotels gehen. Dort arbeitet Dominik, dessen Schwester Jenny die Freundin des Toten war, erklärt Set-Aufnahmeleiterin Claudia Anton. Und zum anderen Bild 28, in welchem die Kommissare Dominik, der von Matthias Ziesing gespielt wird, befragen. "Es ist der Beginn der Ermittlungen", erläutert Claudia Anton.
Ehe aber gedreht werden kann, sind noch Details zu klären: Wo stehen die Schauspieler, in welcher Phase des Gespräches zündet sich Dominik eine Zigarette an, wann wendet er sich ab. . . - bis dahin, ob Kommissar Schneider eine Jacke tragen soll. "Die Jacke sieht einfach super aus", meint Regisseurin Esther Wenger. Worauf Wolfgang Winkler sich schicksalsergeben trotz brennender Sonne und sommerlicher Temperaturen die Jacke überstreift. . .
Die Gesprächsszene müssen Isabell Gerschke, Wolfgang Winkler und Matthias Ziesing mehrfach spielen. Nicht nur, weil aus unterschiedlichen Kamerapositionen gefilmt wird. Mal müssen die Dreharbeiten, die Esther Wenger auf dem Regie-Monitor verfolgt, abgebrochen werden, weil der Lärm von über den Schlossplatz fahrenden Autos einfach zu laut ist. Mal kann eine Aufnahme nicht verwendet werden, weil - trotz Absperrung - plötzlich ein Radfahrer hinter dem Trio vorbeisaust. Mitunter heißt es auch warten, um Passanten auf der Straße hindurch zu lassen, wie eine Schüler-Gruppe: "Cobra 11" - kommt ein Kommentar aus deren Reihen. Isabell Gerschke entgegnet lachend: "Nein, bei uns ist mehr Aktion." "Okay. Umbau!", bedankt sich Regisseurin Esther Wenger schließlich beim Team. Die Szene ist "im Kasten".
In Ballenstedt zu drehen, ist für Wolfgang Winkler "fast wie ein Heimspiel". So war er beispielsweise nicht nur im vergangenen Jahr beim Schlossopernball dabei, sondern hat früher über Gastauftritte des Hallenser Theaters im Schlosstheater in Ballenstedt gespielt. "Ich kenne mich aus", meint der Schauspieler lächelnd. Auch mit den Polizeiruf-Folgen sei man schon viel im Harz unterwegs gewesen, so beispielsweise in Quedlinburg, Wernigerode oder Bad Suderode. "Wir sind gern hier im Harz."
Ausstrahlung 2012 geplant
Über den neuen Krimi sagt Wolfgang Winkler, "es ist eine sehr spannende Geschichte. Es geht auch um Raubvögel, um Rauschgift, es geht um Familienbande - sehr viel von den Stoffen, die für einen Krimi ganz wertvoll sind."
Zu sehen sein soll "Raubvögel" im Jahr 2012. In dem Film, für den Andreas Pflüger das Buch schrieb, Helmfried Kober die Kamera führt und Peter Gust als Produzent sowie Wolfgang Voigt für die Redaktion des MDR verantwortlich zeichnen, spielen unter anderem auch Henny Reents, Eckhard Preuß, Marie Gruber sowie Karin Düwel mit.