Harz Harz: «Mirage»-Jagdflugzeug kam in Wernigerode an
WERNIGERODE/MZ. - Marco Steinhauer lässt die Poliermaschine über die fast acht Meter breiten Tragflächen des graugrünen Jagdflugzeugs kreisen. "Jetzt müssen noch ein paar Kratzer wegpoliert werden", sagt der 32-Jährige voller Stolz.
Der Wernigeröder und seine zwei Mitstreiter, Alrik Dargel und Manfred Jungtorius, haben in den vergangenen vier Wochen die knapp 18 Meter langen, viereinhalb Meter hohen und 15 Meter breiten Flügel der Mirage III RS montiert. Dargel ist angehender Student für Luft- und Raumfahrttechnik. Der 59-jährige Jungtorius und seine Mitstreiter hatten beim Aufbau des Fliegers "riesigen Spaß". Sie gehören, wie auch der 66-jährige Udo Krämer, zu den fleißigen Helfern des Museums.
1986 hob der schnittige Riesenvogel mit seiner markanten Nasenspitze zum ersten Mal ab. Der Jäger der Lüfte hatte es in seinen besten Jahren auf 2 000 Kilometer pro Stunde gebracht. Bis 2003 war der Aufklärer bei der Schweizer Luftwaffe in Betrieb. Seit acht Jahren steht die Maschine am Boden.
Die Mirage ist das 45. originale Großexponat im Museum für Luftfahrt und Technik in Wernigerode. Ab 4. August können die Besucher es bestaunen. Der Flieger steht dann friedlich in einer Reihe mit seinem einstigen Kampfgefährten, einem deutschen F-104G Starfighter, und dem Jet des einstigen Klassenfeindes, einer MiG 21 aus sowjetischer Produktion.
Das in der Schweiz in Lizenz gebaute Aufklärungsflugzeug war von seinem Vorbesitzer auf einer Auktion der Schweizer Luftwaffe erstanden worden. Auf zwei Lkw kam das in Einzelteile zerlegte Flugzeug im Museum an. Zählt man jede Schraube und Mutter mit, waren über 3 500 Teile zusammenzusetzen.
Der Zoll bestand darauf, den Flieger nur "demilitarisiert" - also ohne Triebwerk - über die Grenze zu lassen. Sonst wäre er als Kriegsgerät eingestuft worden. Doch das tut dem stolzen Vogel im Museum keinen Abbruch. Zahlreiche Details werden die Fliegerfans begeistern. So wird ein Blick in den ein Meter breiten Nachbrenner die Herzen der kleinen und großen Besucher höher schlagen lassen.
Bei der Montage des Flugzeugs steckte der Teufel im Detail "Zwar haben alle Teile ihre Nummer, da kann man beim Zusammenbau nicht viel falsch machen", sagt Steinhauer. Eigentlich müssten die Einzelteile "wie ein Messer in die Butter" ineinander gleiten. Doch es gab Probleme: Allein drei Tage haben die Männer benötigt, die Seitenleitwerke und Tragflächen mit Gabelstapler und Kran an den aufgebockten Rumpf zu montieren. "Wir waren schon am Verzweifeln", blickt er zurück. Die echten Flugzeugbauer haben ganz andere Technik zur Verfügung und können damit die Teile in die geforderten Montagewinkel bringen, erklärt Steinhauer das Problem.
Der gelernte Hüttenfachmann ist Quereinsteiger. Vor sieben Jahren ist der Vater von zwei Söhnen über einen Ein-Euro-Job ins Museum gekommen. Vor drei Jahren erhielt er eine Festanstellung als Mechaniker und Schlosser.
Sein Wissen über die Flugtechnik hat er sich selbst im Internet oder aus Fachbüchern angeeignet. "Das ist auch notwendig, weil wir auch Führungen für die Besucher anbieten", berichtet Steinhauer. Und ergänzt: Die technischen Dinge könnten die Leute ja auf den Tafeln ablesen, sie wollten aber auch gern Geschichten hören, wie die einzelnen Flieger ins Museum gelangt sind.
Natürlich gebe es auch kindgerechte Führungen, von denen Erwachsene ebenfalls profitieren. Ein breites Lächeln huscht dabei über sein Gesicht: "Für uns ist es wie ein Schulterklopfen, wenn die Eltern oder Großeltern sagen ,schön, dass wir nun verstehen, wie ein Flugzeug funktioniert'."
Doch bis er den Besuchern die Story um den Aufbau des neuen Kampfjets erzählen kann, greift er erstmal wieder zur Lackflasche und Poliermaschine. "Es muss zur Eröffnung alles picobello sein."