Harz Harz: In einer Woche um die Welt
ERMSLEBEN/MZ. - Vorsichtig taucht Kevin das Plastikrohr in den Topf auf dem Herd. "Jetzt schnell. Drehen, drehen und schräg halten", sagt Chris Dehler. Die Rohre, die Kevin und seine Mitschüler der neunten Klasse der Sekundarschule "Ludwig Gleim" Ermsleben in den Händen halten, sind nicht einfach Rohre: In vielen Stunden haben die Schüler die Leitungsstücke in Didgeridoos, Instrumente der Aborigines, der Ureinwohner Australiens, verwandelt. "Wir haben die Rohre vorgeschliffen, damit die Farbe hält", erklärt Kevin. Dann wurde die Bemalung aufgebracht. Dot Painting, Punktmalerei, wie sie die Aborigines gemacht haben, oder auch Muster, wie beispielsweise Schlangen, deutet Kevin auf sein Didgeridoo.
Das erhält jetzt ein Mundstück. "Wir nehmen dafür richtiges Bienenwachs direkt aus dem Bienenstock. Das erhitzen wir und machen daraus ein Mundstück, bis wir beim Didgeridoo einen Durchmesser haben, der spielbar ist", erklärt Chris Dehler.
Der Berliner hat 1982 / 83 für ein halbes Jahr in Australien gearbeitet, hier Didgeridoos kennen gelernt und sich nach der Rückkehr nach Deutschland das Spielen dieses Instrumentes selbst beigebracht. Seit 1994 unterrichtet er dies in ganz Deutschland - "weil ich mich der Kultur der Aborigines beschäftigte und hauptsächlich mit der Musik".
Dehler ist einer der Gäste, mit deren Unterstützung die Sekundarschule ihre Projektwoche am Schuljahresende gestaltet hat. Unter dem Titel "Globales Lernen" nahmen die Gäste unter anderem aus Mexiko, Peru, Ghana oder Brasilien die Schüler mit auf eine kleine Reise in ihre Länder. Sie berichteten über das Leben, hauptsächlich der Kinder, in diesen Ländern und brachten auch praktische Angebote mit, erklärt Lehrerin Carmen Reisberg, Projektverantwortliche für "Globales Lernen".
So lernten zum Beispiel die Schüler der Klassen fünf und sechs, die sich mit Peru bzw. Mexiko beschäftigten, Spiele dieser Länder kennen und bauten einen Regenstab, eine Art Rassel. Dagegen reisten die Schüler der siebten Klassen musikalisch wie kulinarisch nach Ghana und die der achten Klassen nach Afrika: Für sie standen das Trommeln, das Kochen oder das Probieren von Speisen wie Kochbananen auf dem Programm. Und die Schüler der neunten Klassen beschäftigten sich mit Australien und Brasilien.
Eine große Rolle bei diesem Projekt spielt die Kommunikation zwischen den Schülern und den Gästen, berichtet Carmen Reisberg. "Am Ende kam heraus: Wir müssen aufeinander zugehen, sonst funktioniert das nicht."
Das Ghana-Projekt wurde unterstützt durch die Deutsche Gesellschaft für Internationale Zusammenarbeit beim Bundesministerium für Wirtschaftliche Zusammenarbeit. Alle anderen Projekte im Rahmen des "Globalen Lernens" wurden von Dachverein Reichenstraße Quedlinburg mitorganisiert und finanziell unterstützt.
Parallel zum "Globalen Lernen" gab es in der letzten Woche des Schuljahres noch weitere Angebote: Dazu gehörten unter anderem Verkehrsprojekte für die Klassen fünf bis neun und ein Projekt zu historischen Handwerkstechniken.