Harz Harz: Geht in Quedlinburg wieder ein Feuerteufel um?
QUEDLINBURG/MZ. - Denn schon wieder gab es kürzlich einen Einsatz der Feuerwehr auf der Industriebrache der einstigen Farbchemie im Harzweg. Es war der vierte Einsatz innerhalb von drei Wochen - zweimal mussten die Kameraden der freiwilligen Feuerwehren einen Brand löschen. Beim Großeinsatz zu Ostern waren 78 Einsatzkräfte von Feuerwehren aus Quedlinburg und den Nachbarorten, Rettungsdienst und Polizei im Einsatz.
Die Kosten für allein diesen Brandeinsatz belaufen sich laut Bernd Reuschel, Sachgebietsleiter Gefahrenabwehr der Stadt Quedlinburg, auf schätzungsweise etwa 4 000 Euro, davon rund 2 300 Euro nur für die Quedlinburger Feuerwehr. Geld, das erst dann in Rechnung gestellt werden kann, "wenn der oder die Brandstifter gefasst sind". In allen Fällen geht auch die Polizei von Brandstiftung aus. "Die Ermittler haben vor Ort Spuren gesichert und schließen einen technischen Defekt als Ursache des Brandes vom 4. April aus", ist vom Polizeirevier Harz zu erfahren. Die Ermittlungen würden noch andauern.
Die Einsätze ähneln ein wenig dem Katz- und Mausspiel, als ein Großteil der Mertik-Industriebrache im Klopstockweg Ende Juni und Mitte Juli 2006 - der alte Mettehof - in Flammen aufgingen. Damals konnte die Polizei wenige Wochen später einen 18-jährigen ehemaligen Feuerwehrmann als Brandstifter ermitteln.
"Es sieht so aus, als ob wieder ein Feuerteufel unterwegs ist", lässt Quedlinburgs Wehrleiter Karl-Heinz Mausolf auf Nachfrage der Mitteldeutschen Zeitung die Einsätze der vergangenen Wochen Revue passieren. Dabei bezieht er auch u.a. die Papiercontainer- und Holzpalisadenbrände in der Gartenstraße in Quedlinburg mit ein.
"Wir haben bisher relatives Glück gehabt", betont der Wehrleiter. Bei der Besichtigung des Objektes sei man in manchen Räumen auf "nicht bekannte giftige Chemikalien" gestoßen. Dies haben auch die Feuerwehrleute während des Großeinsatzes am 25. März zu spüren bekommen: An der Brandstelle in der "Farbchemie" war eine größere Menge ausgelaufener ölhaltiger Flüssigkeit entdeckt worden. Diese war mit einem Ölbinder abgestreut worden. Außerdem sei der Schaumteppich an einer Stelle erneuert worden, an der die Wärmebildkamera eine erhöhte Temperatur angezeigt hatte.
Aus den Überbleibseln des einstigen VEB Farbchemie (ehemals Brauns) gründete die Treuhand 1990 die Wilbra Chemie GmbH. Das Unternehmen hielt sich mehr schlecht als recht mit der Herstellung von Klebstoffen kurzzeitig am Markt, bevor es Anfang 2004 von diesem endgültig verschwand. Neben Klebstoffen wurden beispielsweise auch Eier- und Textilfarbstoffe, Blumenfrischhaltemittel und Haarfestiger hergestellt. Die Firma als Eigentümer des Grundstückes befindet sich laut Informationen aus dem Quedlinburger Rathaus noch in der Abwicklung. Verwalter sei ein Liquidator aus Thüringen. Die Kontrolle des Betriebsgeländes erfolge durch einen Hausmeisterservice.
Tickt nun im Harzweg ein Umwelt-Zeitbombe?
"Nein", meint Bernd Reuschel. "Die Verschlusssicherheit des Objektes" sei gewährleistet. Dies habe die jüngste Kontrolle ergeben. Danach wurden noch offen stehende Fenster verschlossen. "Natürlich ist es schwer, ein 13 000 Quadratmeter großes leer stehendes Grundstück rund um die Uhr zu bewachen", meint er.
Entwarnung kommt auch vom Umweltamt des Landkreises: Bereits nach dem Brand Ende März diesen Jahres seien gemeinsam mit der Polizei die Brandstelle und der gesamte Außenbereich kontrolliert worden. "Zur Gefahrenabwehr wurden die als gefährlich einzustufenden Abfälle durch eine zugelassene Fachfirma ordnungsgemäß entsorgt", berichtet Renate Petrahn von der Pressestelle des Landkreises Harz. Bei den in den Produktionsräumen festgestellten Gebinden handelt es sich aus Sicht der Behörde "um nicht gefährliche Abfälle".
Das Umweltamt habe Kontakt zum Liquidator aufgenommen. "Die weitere Verfahrensweise wird derzeit geprüft."