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Harz Harz: Gastrotechnik aus Emersleben

Von Uwe Kraus 01.11.2012, 17:37

Emersleben/MZ. - "Manchmal wundere ich mich selbst, was wir so können", schmunzelt Kerstin Mosonyi, Geschäftsführerin der Hamy-Pac Gastrotechnik GmbH, und schaut zu ihrem Mann Johannes Harbeck hinüber. "Er macht die Zeichnungen, da kann ich mir meist nur wenig vorstellen. Jetzt hat er einen multifunktionalen Edelstahltisch konstruiert, der hat eine integrierte Kühlung, der Kunde kann ihn zum Wiegen nutzen und zudem besitzt er diverse Schütten. Dazu ist das alles noch ziemlich schräg, weil es in die Räumlichkeiten des Kunden passen muss."

Harbeck freuen solche Sonderanfertigungsaufträge aus Edelstahl. "Je komplizierter, desto leidenschaftlicher gehe ich da ran," gesteht der 61-jährige. Die beiden Geschäftsleute aus Emersleben freuen sich: "Mit der Küche des Stephanus" am Halberstädter Domplatz haben wir genau unser 150. Projekt realisiert. Doch unterdessen ist auch Nummer 151 fertig: Ein ganz sensibles Objekt, einen heimischen Hersteller von Schulessen rüsten wir mit einem Kühlzellentrakt aus, der die Mahlzeiten schnell von 90 auf drei Grad runterkühlt."

Die einen Kunden räumen ihre Küchen aus und lassen sich neue Geräte reinstellen, die anderen bitten die Fachleute, etwas aus den vorhandenen Räumen zu machen. Oberste Priorität hat für Harbeck, "dass der Koch damit arbeiten kann, also die perfekte Küche mit optimierten Arbeitsläufen." Technisch sei heute alles möglich, was bezahlt werden kann. "Zum Leidwesen mancher Hersteller steht bei uns Reparatur an erster Stelle, statt gleich alles auszutauschen." Oft wünschen die Gastronomen, dass der Herd von Ceranfeldern auf Induktion umgestellt wird oder dass ein Salamander in die Küche kommt. Kerstin Mosonyi klärt auf. "Das ist kein Tier, sondern ein Überbackgerät, so etwas wie ein einseitiger Toaster."

Ja, der Weg war steinig, aber die Wurzeln des Erfolges sprießen aus Fleiß, Engagement und Beharrlichkeit. Und manchmal auch aus der Einschätzung des eigenen Vermögens: "Wir arbeiten 50 Kilometer um unseren Schornstein", sagt Kerstin Mosonyi. "Lieber regional sehr gut, als deutschlandweit unzuverlässig." Der Kunde will durch Qualität überzeugt werden. Da mache es kein Unterschied, ob die Nachbarin Gurkengewürz und Leberwurst-Därme kaufen möchte oder ein internationaler Klinikkonzern seine Krankenhausküche ausstatten lässt. So steht die größte Hamy-Pac-Küche im heimischen Klinikum.

"Das größte Projekt?", Johannes Harbeck braucht nicht lange zu überlegen. "Eine Feinkostfabrik in Haldensleben. Aus der Küche sollten 5 000 Essen kommen, dazu Salatherstellung und so etwas wie Event-Gastronomie. Das Besondere daran: Wir haben geplant, dann haben die Bauleute die Hülle drumherum errichtet." Solche Herausforderungen sind ihm und den zehn Mitarbeitern nicht fremd. "In einer Passage haben wir bei laufendem Betrieb auch schon eine Eisdiele zum Feinkostladen für Antipasti umgerüstet."

Kerstin Mosonyi, deren Firma zu den ganz frühen Mitgliedern der Halberstädter Rolandinitiative zählt, hält Baupläne in der Hand. "Wir können aus Platzmangel nicht mehr so arbeiten wie damals, als der Firmensitz errichtet wurde. Die 600 Quadratmeter Ausstellungsfläche reichen nicht mehr aus und unsere Werkstatt und unser Lager platzen aus allen Nähten. Schließlich verleihen wir Geschirr für die ganz besonderen Anlässe im Leben. Da braucht es eine entsprechende Logistik." Das betrifft sowohl die Gastronomie als auch Privatpersonen. Leihgeschirr für 1 000 Personen steht in Emersleben. "In Hamburg würde man uns auslachen: Nur 1 000 Gedecke, aber hier bekommen die Kunden große Augen." Geschäftsführerin Mosonyi macht kein großes Gewese darum, wer alles bei Empfängen und Hochzeiten von "ihren" Tellerchen aß. Durch ihre Halle im Gewerbegebiet zieht ein spezieller Geruch. Ein Blick in die Regale gibt Antwort. Reihenweise Gewürz-Tüten in verschiedenen Abfüllungen. Mit allen Mischungen zum Kochen, Braten und Hausschlachten ist die Zahl der Sorten dreistellig. Wenige Meter weiter stehen Dosenverschlussmaschinen und Wurstpressen. Im Haus werden die Etiketten für Gläser und Dosen nach Kundenwünschen gedruckt. "Schließlich firmierten wir früher mal unter Fleischereibedarf."

Doch auch zum Einwecken und zur Herstellung eigenen Weines findet der Kunde fast alles in Emersleben. "Was nicht, beschaffen wir so schnell es geht", verspricht Kerstin Mosonyi. Und ihre ungekünstelte Freundlichkeit überträgt sich dabei auf den Käufer.