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Harz Harz: Echte «Domstädter» füllen den Spendentopf

Von UWE KRAUS 17.06.2011, 15:44
Ingo Malkowsky hatte die Idee für die Spendenaktion zur Erneuerung des Domfensters. (FOTO: CHRIS WOHLFELD)
Ingo Malkowsky hatte die Idee für die Spendenaktion zur Erneuerung des Domfensters. (FOTO: CHRIS WOHLFELD) Photo by: Chris Wohlfeld

HALBERSTADT/QUEDLINBURG/MZ. - "Hier wird zusammengebracht, was Halberstadt in der Welt berühmt macht: Dom und Würstchen", freut sich Boje E. Hans Schmuhl, Direktor der Stiftung Dome und Schlösser in Sachsen-Anhalt. Es sei eine tolle Sache, dass sich die Wirtschaft für kulturelle Dinge engagiere.

Als vor sechs Jahren ein Wettbewerb zur Neugestaltung des Südfensters im Halberstädter Dom unter dem Thema "Offenbarung und Neuschöpfung" ausgelobt wurde, kannte Stefan Kaufhold, Geschäftsführer der Halberstädter Landwurst GmbH, die Geschichte des aus 135 einzelnen Scheiben bestehenden 16,97 Meter hohen und 4,76 Meter breiten Fensters noch nicht. Die erste Farbverglasung wurde bereits 1475 eingebaut. 1878 erfolgte eine umfassende Restaurierung. Doch beim Luftangriff am 8. April 1945 zerbarst die Verglasung durch den Druck der Detonation in kleinste Teile und war damit für immer verloren.

Während der jahrelangen mühevollen Arbeit zur Wiederherstellung der Schönheit des Dom erhielt das Südfenster eine Notverglasung. Die nach der Wende eingebaute moderne Schutzverglasung ist nach heutigem Kenntnisstand zu hell und damit schädlich für die im Dom befindlichen Kunstwerke. Längst scheint klar, ohne Spenden ist die Neugestaltung des Südfensters nicht realisierbar. Stefan Kaufhold erzählt, dass Ingo Malkowsky einen guten Gedanken dazu hatte. Der in Quedlinburg Geborene betreibt gemeinsam mit seiner Lebensgefährtin in Quedlinburg ein Wurst- und Konservenkontor mit einem angeschlossenen Imbiss sowie eine fahrende Kantine.

Malkowsky war es bereits, der die Idee zu den "Halberstädter Dachreiter-Würstchen" hatte, die dann gemeinsam mit der Halberstädter Landwurst GmbH und der Stiftung Dome und Schlösser umgesetzt wurde. Wer auf das Domdach schaut, der sieht, die Idee trug finanzielle Früchte. Nun gehen 20 Cent aus dem Verkaufserlös eines jeden Glases "Domstädter Lichtmomente" an die Stiftung Dome und Schlösser in Sachsen-Anhalt.

Bei den zehn Domstädter Land-Würstchen handelt es sich um rauchfrische Brühwürstchen, die nach einer traditionellen Rezeptur der Halberstädter Landwurst GmbH hergestellt und in einem besonderen Verfahren im Glas eingekocht werden. Die Würstchen haben somit einen besonderen "harzhaft"-deftigen Geschmack, so wie es die Kundschaft der Halberstädter Landwurst GmbH erwartet und gewöhnt ist. Durch dieses spezielle Sterilisationsverfahren sind die Würstchen anschließend ohne Kühlung haltbar und eignen sich somit auch für eine unkomplizierte Lagerung zu Hause oder auch als Mitbringsel aus Halberstadt für Touristen oder als kleines Geschenk für Freunde und Bekannte.

"Ich denke", so Stefan Kaufhold, "dass durch diese Aktion diese Baumaßnahme am Halberstädter Dom stärker in das Bewusstsein der Bürger von Halberstadt und Umgebung gebracht wird. Die Erneuerung eines Fensters ist nicht ganz so spektakulär wie das Errichten des Dachreiters oder der Glockenguss, doch das große Fenster gilt als Blickfang für die Dombesucher." Darum wolle die Landwurst GmbH als ein regionaler Schlacht-, Zerlege- und Wurstverarbeitungsbetrieb mit langer Tradition, ihren Beitrag zur Neugestaltung des Fensters leisten.

Diese sei, so Rainer Schöne vom Förderverein Dom zu Halberstadt und Domkustos Dr. Thomas Labusiak, eine Harzer Angelegenheit. Schließlich gewann mit Günter Grohs aus Wernigerode ein Einheimischer den Ideenwettbewerb und setzt mit der Quedlinburger Firma Schneemelcher die Entwürfe um. Boje Schmuhl rechnet damit, dass 2012 zu einem hohen christlichen Feiertag das Fenster komplett übergeben werden kann. "Und damit meine ich nicht Weihnachten, sondern eher Ostern oder spätestens Pfingsten."

Die Neugestaltung des Südfensters im Querhaus wird mehr als 100 000 Euro kosten. 52 000 Euro an Spenden seien dazu bereits eingeworben worden. Die ersten zwölf Farbfenster können Besucher bereits jetzt bewundern. 65 der 135 Scheiben hätten jedoch noch keinen Sponsor. Dies seien jedoch keine "Scheibchen", sondern ziemlich große Teile. Stefan Kaufhold ist sich sicher, dass seine "Domstädter Lichtmomente" eine entsprechenden Teil dazu beitragen können, dass der Übergabetermin gehalten wird. Und wenn es den Käufern auch danach noch schmeckt? "Das Nordfenster ist zwar etwas kleiner, aber gestaltet werden soll es ja auch."

Erhältlich sind die Domstädter Landwürstchen ab kommenden Montag in allen 17 Fleischereifachgeschäften und an den fünf Verkaufsmobilen der Halberstädter Landwurst GmbH sowie beim Wurst- und Konserven-Kontor in Quedlinburg.