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Harz Harz: Die besten Plätze bot der Fürstenstuhl

Von ANDREAS BÜRKNER 06.12.2010, 16:47

HARZGERODE/MZ. - "Bloß gut, dass wir uns so dick angezogen haben", freuten sich die Königeröder Nikoläuse, denn der eisige Wind schien zu den inzwischen schon sechsten Harzgeröder Adventswegen die Besucher eher ins Wärmere zu ziehen. Einzig die Rotröcke schleppten fleißig Sack und Rute, um vor allem die Kinder mit allerlei Süßem zu beglücken. In den Kostümen stecken eigentlich nur Niko-Kläuse, denn als der Verein einst gegründet wurde, sei nur Männern diesen Vornamens eine Mitgliedschaft gestattet worden, erklärte Klaus Grützmann, einer der ältesten unter ihnen.

Während manch einer die traditionelle vorweihnachtliche Aktion bei den mehr als 30 Partnern noch zur Suche nach einem passenden Weihnachtsgeschenk nutzte, begab sich der Nachwuchs lieber auf eine Stempeljagd, um sich einen Gutschein für diese Läden oder gastronomischen Einrichtungen zu ergattern. Diesmal rankten sich die Fragen um Weihnachtsbräuche von europäischen Ländern.

Gleich zweimal, sowohl am Sonnabend wie auch tags darauf erfolgte die Ermittlung der Gewinner. Den gelungenen Auftakt der Adventswege gestalteten die Kinder der Grundschule in der St.-Marien-Kirche. Sie suchten den Schutz des Gotteshauses aber weniger wegen der höheren Mächte, sondern wohl mehr wegen des Wetters. "Es war gut, dass die Kleinen nicht in der Kälte stehen brauchten", lobte auch Bürgermeister Jürgen Bentzius die weise Entscheidung der Organisatoren. Doch auch die Besucher suchten nicht nur die schützenden Räume, sondern auch häufig wärmende Getränke. Die wohl gemütlichsten Plätze fanden sie dabei an den Glühweinständen oder beim Kaffee im Fürstenstuhl in der Kirche. "Den Kuchen haben die Gemeindefrauen selbst gebacken", verwies Doris Hohmann auf die breite Palette. Ein Stück davon war für eine kleine Spende zu bekommen. "Die Einnahmen kommen unserer Kirche zugute, um noch weitere Verschönerung vornehmen zu können", erklärte sie.

Doch in der Stadtkirche gab es noch viel mehr zu entdecken, zum Beispiel ganz junge Verkäuferinnen. Schüler und Schülerinnen der Klassen 5 a und 10 b hatten auf Anregung ihrer Klassenleiterinnen Gislinde Hahn sowie Bärbel Oertel und unterstützt von Verwandten und Bekannten wunderschöne Weihnachtsartikel gebastelt, wobei sich die Schneemänner als Renner erwiesen.

Was sonst nur in der Schule angeboten wurde, fand nun eine deutlich größere Käuferschaft. "Damit füllen wir unsere Klassenkasse auf", begründeten es die jüngeren, während die älteren das Geld für die im nächsten Jahr anstehenden Abschlussfeiern und -fahrten verwenden wollen. Dem Trubel in den Straßen standen die eher besinnlichen Auftritte in der Kirche gegenüber.

Pastorin Anke Dittrich konnte dazu unter anderen die Volkskunstgruppe Harzgerode, Männer- und evangelischen Kirchenchor oder Bariton Thomas Nürnberg begrüßen. Wer wollte, stieg die vielen Stufen hinauf, um entweder einen Tee bei der Türmerin zu genießen oder einen Blick auf die Kirchturmuhr, die Glocken oder vom Fenster aus auf den zu fortgeschrittener Stunde in festlichem Licht erscheinenden Marktplatz zu erhaschen. Inzwischen war auch der "Nikolaus-Express" des Freundeskreises Selketalbahn eingetroffen. Nachdem die Reisenden von den Niko-Kläusen herzlich begrüßt wurden, zogen sie in Richtung Zentrum, um das Areal zwischen Ober- beziehungsweise Unterstraße, Markt und Kirchhof unsicher zu machen. In Gegensatz zum Treiben in den Quedlinburger Höfen haben sich die zweitägigen Adventswege in Harzgerode zu einem echten Renner für die Einheimischen entwickelt. In der Gemeinsamkeit von Gewerbetreibenden, Stadt sowie der Kirche ist eine schöne Tradition entstanden, die auch nicht unter der Einschränkung in diesem Jahr litt: "Wir haben diesmal auch wegen der Baustelle auf die Einbeziehung des Schlosshofes verzichtet", erklärten Bentzius und Ortsbürgermeister Horst Schöne gleichermaßen, bevor letzterer den traditionellen Weihnachtsstollen anschneiden durfte. Lange hielten es die Menschen draußen jedenfalls nicht aus, schnell kroch die Kälte in die Glieder. Doch jung und alt genossen trotzdem die Adventswege auch in diesem Jahr - "weil es einfach so schön ist", wie die kleine Annika dem dick angezogenen Rotrock verriet.