Harz Harz: Adel hat viele Spuren in Thale
thale/MZ. - Die dort tätige Nordharzer Altertumsgesellschaft hat ihre ständige Exposition im einstigen Herrenhaus um die Geschichte der adligen Familien in Thale erweitert. Heinz A. Behrens, Vorsitzender der Gesellschaft, konnte Joachim Freiherr Knigge, Henning Hubertus von Steuben und Nicola Dietzsch-Doertenbach, Tochter des letzten Rittergutsbesitzers Axel von dem Bussche-Streithorst, begrüßen. Vor allem der Familienverband derer von Steuben hat die Recherchen zum neuen Ausstellungsbereich mit Einblicken in die Familienchronik unterstützt. Ein Exemplar der Chronik ist nun Bestandteil der Ausstellung.
Henning Hubertus von Steuben überreichte sie an Heinz A. Behrens als Dank und Anerkennung für die Arbeit, die Behrens mit seinem Team für die Aufarbeitung der Thalenser Historie leistet. "Geschichte wird hier lebendig, begreifbar und ergreifbar", lobte von Steuben. Er kennzeichnete es als bewegenden Moment, an die Stätte der Ahnen zurückzukehren. Vor knapp 20 Jahren war er zum ersten Mal in Thale und hatte sich dort umgesehen, wo seine Vorfahren über 162 Jahre lang ansässig waren.
Gleich zwei Rittergüter
Sie gehörten zu den Eigentümern eines der beiden Rittergüter, die es in der heutigen Unterstadt von Thale gab. "Das es hier gleich zwei Rittergüter gab, ist recht ungewöhnlich. Nicht alltäglich ist auch die Tatsache, dass die Geschichte der Thalenser Rittergüter rund 1 200 Jahre umfasst", machte Behrens bei der Ausstellungseröffnung deutlich. Um 1300 muss, wie die Forschungen ergaben, die Familie von Thal, zunächst auch Wendhusen genannt, außerhalb der Klostermauern ein neues Rittergut errichtet haben. Das Areal an der Bode wird von der heutigen Schmiede- und Wendhusenstraße umfasst. Fortan gab es sowohl das Klostergut (Rittergut II) und das Rittergut I, wie sie zur besseren Unterscheidung in der Ausstellung und bei alten Thalenser genannt werden.
Denen von Thal folgten die Knigges, die das Areal des Rittergutes I in einen barocken Lustgarten und einen riesigen Obstgarten verwandelten. 234 Apfel- und Birnenbäume, 136 Pflaumen- und Kirschbäume sowie ein extra Johannisbeergarten sind in den Unterlagen aufgelistet. Der spätere Eigentümer, einer aus der Familie von Bussche, errichtete übrigens einen ganz besonderen Obelisken im Park. Er ist dem englischen Arzt Edward Jenner gewidmet, der die moderne Pockenschutzimpfung erfand. "Mein Vater hat mir erzählt, dass dieser Vorfahre dankbar war, dass seine Familie nicht an den Pocken erkrankte", wusste Nicola Dietzsch-Doertenbach zu ergänzen. Eine Gedenktafel für Jenner gibt es in Deutschland nur noch in München.
Exposition wird noch ergänzt
Der Magdeburger Domherr Ludwig Clamor von dem Bussche kaufte 1800 für 53 000 Taler in Gold das Rittergut Wendhusen, das zweite Rittergut. Das hatte von 1723 an der Familie von Hartwig gehört, über die es nur sparsame Informationen in den Archiven gibt. Deren Vorgänger waren die von Steuben, die 1563 das Gut vom Grafen von Regenstein erhielten. Die von Hartwigs waren es übrigens, die das heutige Herrenhaus auf dem einstigen Klostergelände erbauen ließen. Akribisch ist dessen Ausstattung auf einem alten Schriftstück aufgelistet. Im ersten Obergeschoss des Hauses befindet sich die ständige Ausstellung der Nordharzer Altertumsgesellschaft zur Geschichte des Klosters Wendhusen.
Die soll noch einen weiteren Bestandteil erhalten, der sich speziell mit der Baugeschichte des Klosters befassen soll. Behrens ist stolz darauf, dass der neue Ausstellungs-teil zu den adligen Familien in Thale ohne die Inanspruchnahme öffentlicher Gelder möglich wurde. "Wir haben das aus eigener Kraft mit den Mitteln und Möglichkeiten der Gesellschaft geschafft. Daher ist es auch keine Designerausstellung geworden, lässt uns also viel Flexibilität", so Behrens.
Und so wird noch Material über die Familie von dem Bussche-Streithorst, die bis 1949 Rittergutsbesitzer war, in die Exposition eingearbeitet werden. Dann, wenn die Kopien aus dem Landeshauptarchiv, wo Behrens fündig wurde, eingetroffen sind.
Das Kloster Wendhusen in der Wendhusenstraße 7 in Thale ist mittwochs bis sonntags in der Zeit von von 14 bis 17 Uhr geöffnet.
Führungen gibt es nach Vereinbarung unter Telefon 03947 / 77 85 63 .